Hey, kicker, nimm mich!
Es ist ja gang und gäbe im Web, insbesondere in der Sportberichterstattung, voneinander abzuschreiben bzw. die gleichen Inhalte an verschiedenen Stellen zu publizieren. Das mag ja sogar sinnvoll sein, um andere Lesergruppen anzusprechen. Welcher kicker.de-Leser, der nicht gleichzeitig am SVWW und/oder an Wiesbaden interessiert ist, würde sich ansonsten auf wiesbadener-kurier.de verirren?
Interessant fand ich aber auf dem heute veröffentlichten Artikel auf kicker.de, dass das etwas längere Original vom WK schon drei Wochen alt ist. Hat Herr Kunz solange beim kicker Klinken putzen müssen, um seinen Beitrag dort endlich platzieren zu dürfen? Oder war die Drittliga-Redaktion des kicker bis heute in den Weihnachtsferien?
Lieber Herr Kunz, wenn Sie zufällig hier vorbeischauen, klären Sie mich doch mal bitte auf, wie das so funktioniert. Ich hätte auch noch ein paar gut abgehangene Artikel, die die kicker-Leserschaft sicherlich brennend interessiert, bei Bedarf auch auf 200 Wörter gekürzt.
Um gleich am sprichwörtlichen Ball zu bleiben:
Der SVWW und „Victor’s“ haben sich doch noch außergerichtlich geeinigt. Der Verein erhält irgendwas zwischen 700.000 und 800.000 Euro und kann sich endlich einen neuen Trikotsponsor suchen.
Würde sogar fast in eine Twitter-Nachricht passen, z. B. hier.
Kann ich aber auch gleich selbst erledigen.
Über die journalistische Qualität des kicker Sportmagazins muss man keine Worte verlieren. Ich tue es hier trotzdem mal. Ich hatte vor Weihnachten seit Jahren mal wieder die Donnerstagsausgabe gekauft – und sie während einer zweistündigen Zugfahrt komplett durchgelesen.
Fazit:
1. Seitenweise überflüssige Pseudo-Statistiken, für die sich selbst die ran-Datenbank geschämt hätte.
2. Fast jeder größere Artikel wird mit Datenmaterial aus diesen Pseudo-Statistiken gefüttert, meistens sogar eingeleitet. D.h. Korrelationen (z.B. Mladen Petric X Spiele verletzt gewesen, HSV hat keines dieser Spiele gewonnen) werden als wissenschaftlicher Beweis für gewisse Ereignisse herangezogen und dienen häufig als alleiniger Aufhänger der jeweiligen Story. Somit erhalten die ansonsten nichtssagenden Artikel einen pseudo-intellektuellen Anstrich, wodurch sich der durchschnittliche kicker-Leser plötzlich nach der Lektüre plötzlich sehr schlau und wissend fühlen darf.
3. Sprachlich bewegt man sich beim kicker auf dem selben Niveau wie eh und je. Altbackene Ausdrücke und Formulierungen treffen auf peinliche Alliterationen. Gepaart mit den Super-Fakten ergibt das eine oft unlesbare Soße.
Im vorliegenden Fall muss ich diesen Herrn Kunz etwas in Schutz nehmen. Ich kann mir vorstellen, dass beim kicker aktuell kein Freier Redakteur verfügbar war, der etwas Neues über den SVWW hätte beitragen können. Also ruft man mal schnell beim Henning vom Kurier an, nach dem Motto: Man kennt sich, man hilft sich. Der Henning bekommt vielleicht noch ein paar Euro fuffzisch für die fünf Zeilen und/oder der kicker revanchiert sich bei Gelegenheit mal.
Der kicker hat’s halt auch nicht leicht. Einerseits hat man den Anspruch, bis runter in die Dritte Liga möglichst allumfassend zu berichten, andererseits fehlt es ihnen hier und da sicherlich am geeigneten Personal. Denn Karl-Heinz Wild kann ja nicht in Dubai und in Wiesbaden gleichzeitig sein. Rainer Holzschuh war wahrscheinlich ebenfalls indisponiert, da er minütlich auf den Rückruf des DSF wartet bezüglich der Live-Schaltung für heute Abend. Jeden Abend. Und die Kernkomptenzen des alten Heimann liegen halt noch eher bei Vereinen wie die SpVgg Fürth, Phönix Karlsruhe und VfR Mannheim. Bei diesen Clubs kann er sicherlich jeden mittleren Läufer der Jahrgänge 1933-1958 im Schlaf runterbeten.