Kurze WM-Pause
Zum ersten mal seit 19 Tagen gibt es eine kleine WM-Verschnaufpause und das ist auch ganz gut so. Auch wenn es am dritten Vorrundenspieltag und im Achtelfinale natürlich etwas spannender wurde, blieben sowohl die großen Überraschungen als auch die ganz große spielerische Klasse weitgehend aus.
Na klar, dass ausgerechnet die beiden Finalisten der letzten WM, Frankreich und Italien, schon nach der Vorrunde heimfahren können (beide als Tabellenletzter in nominell nicht gerade schwierigen Gruppen), war schon etwas überraschend, deutete sich aber insbesondere im Fall der Franzosen schon im ersten Spiel an. Bei Italien hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass sie sich doch noch irgendwie durchmogeln und mit lauter 1:0-Siegen noch ein paar Runden weiterkommen. Mein Bedauern hält sich aber in Grenzen.
Das Achtelfinale verlief auch recht spannungsarm, einzig die Deutlichkeit des deutschen Siegs („Wembley-Tor“ hin oder her) konnte man nicht unbedingt erwarten. Statistisch bemerkenswert ist übrigens, dass Portugal mit nur einem einzigen Gegentor aus dem Turnier ausgeschieden ist. Allerdings haben sie auch in drei von vier Spielen kein Tor erzielt. (Noch eine Kuriosität am Rande: Neuseeland hat das Turnier ungeschlagen beendet – das wird ansonstens nur der Weltmeister schaffen und auch das nur vielleicht.)
Was aber insgesamt auffällt, ist die Stärke der südamerikanischen Teams: alle fünf Teilnehmer haben es ins Achtelfinale geschafft und vier davon ins Viertelfinale (bei Brasilien – Chile musste logischerweise einer rausfliegen), während nur noch drei europäische Mannschaften und Ghana als afrikanischer „Farbtupfer“ dabei sind. Ein rein europäisches Halbfinale wie vor vier Jahren ist somit schon mal ausgeschlossen (von den vier 2006er Halbfinalisten ist übrigens nur noch Deutschland im Turnier). Wie stark die Südamerikaner aber wirklich sind, wird sich im Viertelfinale zeigen, denn insbesondere die Topfavoriten Brasilien und Argentinien waren bisher noch nicht wirklich gefordert. Genauso wie auch die Niederlande, weshalb das Spiel Niederlande – Brasilien besonders interessant werden könnte.
Ob die Deutschen auch Argentinien besiegen werden? Keine Ahnung. Ich glaube, in dem Spiel ist wirklich alles möglich, von einem deutlichen Sieg Deutschlands über ein torloses Unentschieden mit Elfmeterschießen bis hin zu einem hohen Sieg Argentiniens. Es wird wohl darauf ankommen, welche Mannschaft es besser schafft, den Gegner in der Abwehr zu beschäftigen und den Ball aus der eigenen Gefahrenzone fernzuhalten. Schwächen haben beide eher hinten, sind vorne aber dafür für tolle Spielzüge und viele Tore gut. Von den Namen her ist Argentinien sicher favorisiert, aber das war England auch. Wird in jedem Fall spannend.
In den anderen beiden Spielen erwarte ich keine großen Überraschungen: Uruguay und Spanien werden sich durchsetzen, wobei für Uruguay im Halbfinale gegen den Sieger aus Niederlande – Brasilien (mein Tipp: Brasilien) auf jeden Fall Schluss ist. Da lege ich mich einfach mal fest.
Sollte Deutschland ins Halbfinale kommen, würde also Spanien warten und im Finale dann Brasilien. Ein schwerer Weg durch die gesamte KO-Runde ist kaum möglich, zumal Deutschland in den letzten Jahren nur ganz selten gegen die Großen des Weltfußballs gewonnen hat. Aber sollte das kaum Vorstellbare tatsächlich geschehen, stünde unumstößlich fest, dass der Titel verdient wäre.