Interview mit Marco Christ: „Jeder weiß, worum es geht“
Im zweiten Teil unserer losen Interview-Reihe sprachen wir mit Marco Christ über seine Jugend in Franken, die Zeit in Düsseldorf und Ambitionen als Torjäger.
Herr Christ, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Wiesbaden ist vom Medieninteresse her wohl nicht mit Düsseldorf vergleichbar. Wenn Sie es mit Ihrer Zeit in der 2. Liga vergleichen – um wieviel geringer ist die Nachfrage nach Interviews?
Der Unterschied ist sehr groß, was aber auch nicht verwunderlich ist. Allein auf Grund der höheren Anzahl an Tages- und Boulevardzeitungen in Düsseldorf ist der Unterschied schon zu erklären. Das grundsätzliche Interesse in der Stadt an der Fortuna ist zudem auch wesentlich größer.
Als Sie vor 2 Jahren zum SVWW wechselten, gab es große Erwartungen, sowohl an Sie persönlich als auch an die Mannschaft insgesamt. Der damalige Trainer Gino Lettieri machte Sie gleich zum Kapitän, aber die Saison wurde dann für Sie und den Verein zu einer Enttäuschung. Was lief damals schief?
Das ist so lange her und ich bin ein Mensch, der nicht zurückblickt. Ich lebe im Hier und Jetzt. Und jetzt gibt es vieles Positives beim SVWW, im Moment leider nicht für mich persönlich, weil ich nach einer Zahn-Operation zurzeit nicht trainieren und spielen kann.
Vor der letzten Saison sollten Sie den Verein verlassen, blieben aber dennoch und kämpften sich wieder in die Mannschaft. Als jetzt im Sommer einmal mehr ein größerer Umbruch im Kader stattfand, fiel Ihr Name nicht mehr. Sind Sie nun endgültig angekommen?
Auf jeden Fall! Wir haben den Saisonstart sehr positiv gestalten können. Wie gesagt, leider konnte ich auf dem Platz noch nicht so viel dazu beitragen, aber meine zusätzlichen Aufgaben als erfahrener Spieler sehe ich auch außerhalb des Feldes. Es gilt, die vielen jungen Spieler, die zu uns gekommen sind, zu führen und ihnen zu helfen. Trotzdem werde ich nach meiner Genesung selbstverständlich wieder alles dafür tun, der Mannschaft mit meiner Leistung auf dem Platz zu helfen.
Bei Ihren früheren Vereinen sind Sie auch regelmäßig als Torschütze in Erscheinung getreten. Würden Sie beim SVWW auch gerne wieder offensiver spielen, zumal nach Zlatko Janjic’ Abgang die Rolle in der Offensivzentrale vakant geworden ist?
Klar, ich würde gerne mehr Tore machen, aber man wird ja auch nicht jünger…Spaß beiseite: in der Vorbereitung hatte es bei mir ganz gut mit dem Tore schießen geklappt, da möchte ich nach meiner Rückkehr wieder anknüpfen.
Sie stammen aus Nürnberg und haben auch den größten Teil Ihrer Jugend beim 1. FC Nürnberg verbracht. Zwischendurch waren Sie jedoch einige Zeit beim FC Bayern München. Wie kam es dazu und warum kehrten Sie nach Nürnberg zurück?
Also zunächst habe ich den größten Teil meiner Jugendzeit für den SV 73 Süd Nürnberg gespielt, ehe ich in der B-Jugend in das Internat des FC Bayern München gewechselt bin. Der damalige Bayernauswahltrainer wurde in München Trainer und hatte mich gefragt, ob ich wechseln wollte. Doch nach einem halben Jahr bin ich aus Heimweh zurück nach Nürnberg, zum FCN, gegangen. Mit 15 Jahren so weit weg von Zuhause zu sein, war für mich einfach zu früh.
Mit welchen späteren Bundesligaspielern haben Sie damals in der Jugend zusammengespielt? Gibt es noch Kontakt zu dem einen oder anderen?
Es waren schon einige, darunter Weidenfeller, Deisler, Kehl oder Fritz, aber Kontakt gibt es mit keinem Spieler mehr.
In Düsseldorf waren Sie mit Ihrem Treffer am letzten Spieltag 2009 einer der Helden beim Aufstieg in die 2. Liga. Trauern Sie der Fortuna noch etwas nach, schließlich gelang einem Jahr nach Ihrem Wechsel sogar der Aufstieg in die 1. Liga?
Zu der Zeit, als es damals in Düsseldorf für mich sehr gut lief und ich im DFB-Pokal gegen den HSV ein sehr gutes Spiel geliefert hatte, habe ich mir zwei Innenbandverletzungen zugezogen. Vielleicht wäre es ohne diese Verletzungen anders gelaufen, aber letztendlich hat es nie wirklich die Chance für mich gegeben, in der Bundesliga zu spielen. Aber all das ist Vergangenheit, der ich nicht hinterher trauere. Es hätte besser laufen können, aber auch viel schlechter. Ich bin zufrieden, so wie es ist.
Zum Abschluss: Warum wird die neue Saison besser als die letzte?
Weil wir viel besser gestartet sind. Wir haben eine gute Hierarchie in der Mannschaft, jeder weiß, worum es geht. Aus meiner Sicht war es auch richtig, kein Saisonziel großspurig auszurufen, sondern wirklich von Spiel zu Spiel zu schauen. Das nimmt den vielen jungen Spielern den großen Druck. Das ist vernünftig.
Herr Christ, vielen Dank für das Gespräch!