Die Wehenschau (KW 37/2020)

Ja, diese Woche ist die Wehenschau etwas später dran, aber dafür gibt es eine ganze Reihe von Neuigkeiten und kleineren Meldungen, die wir hier wie üblich zusammenkehren, bevor wir mit der Vorschau auf das Pokalspiel die Saison 2020/21 offiziell eröffnen. Apropos: Wenn Euch etwas unterkommt, von dem Ihr glaubt, dass es hier eine Erwähnung wert sei, schickt doch gerne Links (oder meinetwegen auch abfotografierte Zeitungsberichte). Und wenn Ihr das hier umgekehrt für überflüssig haltet, weil Ihr eh schon alle Meldungen kennt, die wir hier sammeln, sagt auch Bescheid.


Der SV Wehen Wiesbaden hat mit Benedict Hollerbach einen jungen Offensivspieler verpflichtet, der die meiste Zeit in der Jugend beim FC Bayern München und zuletzt ein Jahr in der U19 des VfB Stuttgart ausgebildet wurde und nun erstmals im Profibereich angekommen ist. Beim VfB hatte er wohl keine Möglichkeit auf einen Sprung in den Profikader, weshalb der SVWW die Chance auf eine Verpflichtung ergriff und Hollerbach mit einem Dreijahresvertrag ausstattete. Das zeigt, dass man in ihm großes Potential sieht, aber er möglicherweise auch noch ein bisschen Entwicklungszeit benötigt, bis er bereit für regelmäßige Einsätze in der 3. Liga ist. Jedenfalls wird ihm neben guten Offensivqualitäten auch einen für einen Stürmer guten Defensivzweikampf nachgesagt, was im Gegenpressing sicher von Vorteil ist. Vielleicht hat sich der SVWW da einen kleinen Rohdiamanten geangelt – jedenfalls herzlich Willkommen und viel Erfolg, Benedict!

Einen Abgang gibt es ebenfalls: Tobias Mißner, der in Wehen keine Perspektive hatte, wechselt auf die andere Rheinseite und spielt nun für die zweite Mannschaft von Mainz 05. Außerdem haben mit Heinz Lindner (zum FC Basel) und Dominik Franke (zum FC Ingolstadt) zwei weitere Spieler aus dem letztjährigen Zweitligateam neue Vereine gefunden. Für Sidney Friede läuft es bei seinem neuen Club Dunajska Streda prächtig, während Kevin Pezzoni es mittlerweile seinem früheren Mitspieler Alf Mintzel gleichtut und in der Verbandsliga aufläuft.


Apropos Alf Mintzel: Schon das Interview mit ihm in der letzten NEL-Folge gehört?


Jetzt zu einem – aus meiner persönlichen Warte – weniger schönen Thema. Michael Wejbera, unter anderem als Teil von NEL bekannt, ist nicht mehr Stadionsprecher des SV Wehen Wiesbaden. Stattdessen sind mit Shannon Cuomo und Patrick Steitz ab sofort gleich zwei Neue am Mikrofon, wobei Steitz in der Vergangenheit schon einige Male vertretungsweise in der Brita-Arena im Einsatz war und Cuomo Geschäftsführer des SVWW-Partners „Das Wohnzimmer“ ist. Jetzt kann man sicher unterschiedliche Vorlieben haben, wie ein Stadionsprecher seine Arbeit verrichtet. Die einen mögen eher die aufpeitschenden Typen, andere haben es gerne etwas nüchterner, wieder anderen ist es völlig egal. Ich persönlich fand Michas Art – nicht zu ruhig, aber auch nicht zu überdreht – ganz angenehm, aber wie gesagt, Geschmacksache. Allerdings kann man sich über den Zeitpunkt und die Art und Weise des Wechsels schon arg wundern. Schließlich werden noch für längere Zeit nur wenige Zuschauer ins Stadion gelassen, sodass großes Entertainment durch den oder die Stadionsprecher ohnehin kaum gefragt sein dürfte – und dafür bezahlt man jetzt zwei statt einen, in einer Zeit, wo man im Verein angeblich auf jeden Euro schauen muss? Davon ganz abgesehen genießt Micha schon aufgrund seiner Vita hohes Ansehen in der Fanszene, deren organisierter Teil gerade einen Brandbrief an den Verein verfasst. Das Ganze wirkt wie ein Rückfall in die Zeiten, als der Verein Entscheidungen, die auch die Fans betreffen, ohne jegliches Gespür für die Basis traf. Quasi ein Shitstorm mit Ansage, das in die Trikots eingestickte Motto „das W vereint“ verkommt zu einem Lippenbekenntnis.


Zurück zum Sportlichen. Bevor wir auf das Pokalspiel der Profis gegen Heidenheim vorausschauen, sei noch erwähnt, dass die U19, die sich ja für den Junioren-DFB-Pokal qualifiziert hat, in der ersten Runde gegen die U19 von Borussia Dortmund antritt. Das Spiel findet am ersten Oktober-Wochenende auf dem Halberg statt und ich hoffe, dass zumindest einige Zuschauer zugelassen werden, denn das verspricht ein tolles Spiel zu werden.


Exakt 250 Zuschauer dürfen morgen in die Brita-Arena, um das erste Pflichtspiel der Saison 2020/21 zu sehen – und zwar gegen Heidenheim und nicht gegen St. Pauli, wie die FAZ schrieb ;-). Die Tickets gingen ausschließlich an Vereins- und Fanclubmitglieder sowie Dauerkarten-Inhaber der letzten Saison und waren wenig überraschend wenige Minuten nach Start des Online-Vorverkaufs alle vergriffen. Anders als in den letzten Jahren geht es also direkt mit dem DFB-Pokal los, während man sonst üblicherweise vorher schon ein paar Ligaspiele hatte. Der kleine Vorteil, dass die 3. Liga früher losgeht und man dadurch im Vergleich zum klassenhöheren Gegner schon etwas eingespielter ist, entfällt dieses Jahr. Im Gegenteil fiel sogar das letzte Vorbereitungsspiel gegen Sandhausen kurzfristig aus, weil zwei Personen „aus dem Umfeld der Mannschaft“ des SVWW positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Die Mannschaft musste deshalb einige Tage in häusliche Quarantäne, weitere Tests in der Folge blieben negativ, und ab Mittwoch konnte wieder trainiert werden. Dennoch fehlt eben das letzte Testspiel, in dem sich beispielsweise Torwart Matthias Hamrol nochmal beweisen sollte. Die Torhüterentscheidung soll aber noch nicht endgültig sein.

Stichwort Torwart: Der langjährige Torwarttrainer Steffen Vogler hat mittlerweile nach achtmonatigem Lehrgang die Torwarttrainer-A-Lizenz erhalten – Glückwunsch dazu!


Was, wann, wo: DFB-Pokal, 1. Runde, Sonntag, 13. September, 18:30 Uhr, zuhause gegen den 1. FC Heidenheim

Der Gegner: Heidenheim ist ganz sicher ein äußerst schweres Los. Zwar kein „großer Name“, aber seit vielen Jahren kontinuierlich auf dem Weg nach oben und vor wenigen Monaten nur knapp in der Aufstiegsrelegation zur 1. Bundesliga an Werder Bremen gescheitert. Wie vor so ziemlich jeder Saison mussten die Schwaben einige Leistungsträger ziehen lassen, aber angesichts der seit Jahren überdurchschnittlich guten Trefferquote bei Neuverpflichtungen ist nicht zu erwarten, dass man es mit einem schwächeren Team zu tun hat als das, gegen das der SVWW in der Vorsaison in zwei Spielen kein Tor erzielen konnte.

Direktvergleich beim kicker. Im DFB-Pokal trafen beide Mannschaften noch nie aufeinander, in der 2. Liga gab es letzte Saison ein 0:0 und ein 0:1, die Gesamtbilanz ist (wenn man wohlwollend noch ein gewonnenes Freundschaftsspiel mitzählt) ausgeglichen.

Pokal-Statistik: Wer möchte, kann vielleicht aus dem folgenden Fakt Hoffnung schöpfen: In drei von vier Fällen kam der SV Wehen Wiesbaden (bzw. der SV Wehen) eine Runde weiter, wenn man als Drittligist in der 1. Pokalrunde gegen einen Zweitligisten gespielt hat. Die Wettanbieter sehen die Chancen des SVWW im Durchschnitt bei 41:59, was Wehen zwar natürlich zum Außenseiter, aber nicht zu einem sehr krassen macht.

Personelles: Benedikt Röcker fällt mit einem Riss des Syndesmosebands längere Zeit aus, während Michel Niemeyer zwar aktuell nicht spielen kann, aber demnächst wohl wieder einsatzfähig sein wird. Ansonsten gibt es noch einige Ungewissheiten, z. B. ob Rehm mit zwei Stürmern oder eher in einem 4-2-3-1 spielen lässt. Ich könnte mir vorstellen, dass man es gegen Heidenheim zunächst etwas defensiver angeht als demnächst in der Liga.

Aufstellungstipp: Boss – Kuhn, Mockenhaupt, Medic, Kempe – Mrowca, Chato – Aigner, Korte, Schwede – Tietz


Außerdem:

Die SVWW-Hymne ist beim „Grand Prix de la Vereinslieder Song Contest“ zwar ausgeschieden, aber natürlich kann man das Spektakel beim Millernton weiter verfolgen und fleißig mitvoten.

Mitmachen kann man selbstverständlich auch bei unserem Drittliga-Tippspiel – nicht vergessen, die Bonus-Tipps rechtzeitig vor dem ersten Spieltag abzugeben.

Und zu guter Letzt nochmal die Erinnerung, dass jede(r) sich gerne an der Saisonwette beteiligen darf. Ich erstelle in den nächsten Tagen mal eine kleine Übersicht mit allen Teilnehmern und dem jeweiligen Stand. (Wer nicht mehr weiß, worum es geht, möge nochmal in die Wehenschau der Woche 34 reinschauen.)