Die Wehenschau (KW 20/2021)

Das hatten sich die Spielplangestalter des DFB vor der Saison hübsch ausgedacht: lass mal am letzten Spieltag die beiden Zweitligaabsteiger gegeneinander antreten, vielleicht gibt es ein dramatisches Endspiel um den Aufstieg. Hat aber nicht ganz geklappt, der SV Wehen Wiesbaden hat sich bekanntlich durch den „schwarzen März“ aller Aufstiegschancen entledigt und Dynamo Dresden steht schon seit letztem Wochenende als Aufsteiger fest. Die Sachsen werden natürlich trotzdem versuchen zu gewinnen (oder wenigstens nicht zu verlieren), um die Drittliga-Meisterschaft klarzumachen. Sollte der SVWW gewinnen, könnte Hansa Rostock noch Erster werden, aber auch mit Platz 2 wird man an der Ostsee hervorragend leben können – und die Chancen stehen gut, denn mit einem Heimsieg (vor 7.500 Zuschauern) gegen den mittlerweile als Absteiger feststehenden VfB Lübeck kann man das aus eigener Kraft schaffen, aller Wahrscheinlichkeit nach reicht sogar ein Unentschieden. Hochspannung verspricht der Kampf um den Relegationsrang, in dem sich der FC Ingolstadt als Dritter und 1860 München als Vierter im direkten Duell gegenüber stehen. Ob Torjäger Sascha Mölders dabei mitwirken darf, ist zumindest noch mit einem kleinen Fragezeichen behaftet, denn der DFB ermittelt nach Mölders‘ Beleidigung gegen Bayerns Welzmüller.

Im Abstiegskampf kann sich noch einer aus dem Trio Uerdingen/Meppen/Bayern Amateure retten, wobei Uerdingen die besten Chancen hat und schon ein Punkt beim Spiel in Mannheim reichen würde.

Aus ganz praktischen Erwägungen gefallen mir die möglichen Ab- und Zugänge aus der bzw. in die 3. Liga gar nicht so schlecht. Mit Dresden, Lübeck, Unterhaching und wahrscheinlich Rostock, München und Meppen, dazu eventuell nochmal München oder Ingolstadt verlassen lauter Vereine die Liga, zu denen wir eine relativ weite Anreise haben. Dafür kommt aus der 2. Bundesliga auf jeden Fall Würzburg, was bequem erreichbar ist, und möglicherweise noch Sandhausen, was sogar noch näher an Wiesbaden liegt. Aus der Regionalliga Bayern könnte im Idealfall Viktoria Aschaffenburg aufsteigen, wohin man bei Bedarf sogar mit der Regionalbahn fahren könnte. Aus der Regionalliga West läuft es auf Essen oder Dortmund hinaus, von der Entfernung her auch noch gut machbar und beides mit traditionsreichen Spielstätten. Aus Nordost steht Viktoria Berlin ja bereits als Aufsteiger fest und auch wenn Berlin nicht gerade um die Ecke ist, könnte sich die Auswährtsfahrt alleine schon fürs Stadion lohnen, denn zumindest zu Saisonbeginn wird Viktoria wohl im Olympiastadion antreten. Das würde mich ja schon sehr reizen, aber das würde natürlich voraussetzen, dass der Spielplan den SVWW früh in der Saison dorthin schickt und vor allem, dass die Pandemielage auch wieder (Gäste-)Fans erlaubt.

Eine andere Möglichkeit, den SVWW mal im Berliner Olympiastadion spielen zu sehen, wäre das Erreichen des DFB-Pokalfinales. Um sich in der kommenden Saison die Chance zu erhalten, wäre bekanntlich ein Sieg im Hessenpokal gegen den TSV Steinbach Haiger nötig. Dass das Endspiel am 29. Mai stattfinden soll, wussten wir schon, jetzt gibt es auch eine Uhrzeit (14:00 Uhr) und einen Austragungsort, nämlich das Sportzentrum Haarwasen in Haiger, Heimspielstätte der Steinbacher. Normalerweise würde ich mich darüber ein bisschen echauffieren, aber solange keine Zuschauer zugelassen sind, ist es auch ziemlich egal. Sehen kann man das Spiel im Livestream auf hessenschau.de. Beim kicker findet man übrigens eine Slideshow, wie es gerade bei den anderen Länderpokalen aussieht.

Und damit kommen wir zu den aktuellen Personalplanungen beim SV Wehen Wiesbaden. Dass Moritz Kuhn den Verein nach vier Jahren verlassen wird, war schon eine Weile bekannt. Nun wissen wir auch, dass er der 3. Liga erhalten bleibt und künftig für Türkgücü München spielt. Christian Hock lässt sich zitieren, dass man gemeinsam mit Kuhn entschieden habe, dass „eine neue Herausforderung für ihn das Beste“ sei, was wohl die freundliche Variante von „leider reicht es nicht mehr für einen neuen Vertrag bei uns“ ist. Anders war die Situation bei Phillip Tietz, den man sehr gerne behalten hätte, der aber die Chance auf ein Engagement in der 2. Bundesliga nutzt und ab der nächsten Saison für Darmstadt 98 spielen wird. Der grippale Infekt, der einen Einsatz am letzten Sonntag verhinderte, stellte sich also eher als Wechselfieber heraus (anerkennendes Nicken an @Rud_Be für diese Feststellung), zumindest war er schon einen Tag später fit genug zur Vertragsunterzeichnung. Sehr schade, aber wer kann es ihm verdenken. Selbst wenn er in Darmstadt nicht sofort in der Startelf gesetzt sein sollte, verbessert er sich, denn das wäre er nach aktuellem Stand auch beim SVWW nicht, wo Nilsson die Nase vorne hat. Dann also doch lieber eine Liga höher, mit den entsprechenden Chancen. Ich wünsche jedenfalls alles Gute!

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die Jugend. Die Saisons im U-Bereich wurden ja abgebrochen, aber immerhin kann in den Nachwuchsleistungszentren trainiert werden – und gespielt. Zwar nur Freundschaftsspiele gegen Mannschaften anderer Nachwuchsleistungszentren, aber immerhin. Passend dazu gab es schon vor einigen Wochen bei FLW24 ein Interview mit Nils Döring und Mario Verazzo, das hiermit nachgereicht sei.


Was, wann, wo: 3. Liga, 38. Spieltag, Samstag, 22. Mai, 13:30 Uhr, zuhause gegen Dynamo Dresden

Der Gegner: Die Ausgangslage wurde ja schon hinlänglich beschrieben. Dynamo Dresden, wie der SVWW letztes Jahr aus der 2. Bundesliga abgestiegen, hat den direkten Wiederaufstieg schon geschafft. Die letzten Schritte ging man dabei nicht mehr mit Markus Kauczinski, sondern engagierte Alexander Schmidt, unter dem die Mannschaft seither in fünf Ligaspielen vier Siege und ein Unentschieden holte und dabei ohne Gegentor blieb (im Landespokal gab es hingegen gestern ein 0:4 bei Lok Leipzig). Ex-SVWW-Fanliebling Agy Diawusie kommt auf bisher 23 (meist Kurz-) Einsätze, blieb dabei aber ohne eigenen Treffer.

Das Spiel in der Hinrunde ist gerade mal zwei Monate her, da es ja mehrfach verschoben werden musste. Der SVWW unterlag mit 0:1 und war damit aus dem Aufstiegsrennen raus.

Der Direktvergleich geht deutlich für Dynamo aus: von bisher elf Begegnungen (zwei in der 2. Bundesliga, der Rest in der 3. Liga) konnte der SVWW nur eine gewinnen, zweimal trennte man sich Unentschieden.

Personelles: Carstens hat außer einer kaputten Nase wohl keine größeren Blessuren davon getragen und wird vermutlich mit einer Maske spielen können. Mockenhaupts Einsatz ist hingegen fraglich, im Zweifelsfall wird man sicher nichts riskieren.

Aufstellungstipp: Boss – Lankford, Medić, Carstens, Niemeyer – Walbrecht, Chato – Hollerbach, Wurtz, Korte – Nilsson

Nach dem Spiel wird der SVWW die Saison auf Platz 6 oder 7 abschließen.