Die Wehenschau (KW 42/2021)

Der Ausflug nach München war aus sportlicher Sicht für den SV Wehen Wiesbaden ziemlich verkorkst, denn man kehrte nicht nur punktemäßig mit leeren Händen zurück, sondern wird auch erstmal auf Wurtz und Stritzel verzichten müssen. Der DFB hat die beiden mit Sperren für drei bzw. zwei Spiele belegt. Im Fall von Wurtz hält sich mein Bedauern aktuell in Grenzen, einerseits wegen der Dämlichkeit seiner Aktion, andererseits kam mir sein sportlicher Einfluss auf dem Feld in letzter Zeit auch eher gering vor. Stritzels Fehlen ist schon ärgerlicher, nicht nur weil sein Handspiel, das zum Platzverweis führte, eher unglücklich war, sondern auch weil man nun wohl mit zwei Nachwuchstorhütern in die nächsten beiden Partien geht. Sofern nicht Tim Boss kurzfristig wieder fit wird (er war zuletzt sowohl leicht verletzt als auch erkrankt), wird Arthur Lyska spielen und Lucas Becker auf der Bank sitzen. Für Boss wäre es natürlich ausgesprochen bitter, sollte er weiterhin ausfallen, denn allzu viele Chancen auf eine Rückkehr zwischen die Pfosten wird er im Normalfall vermutlich nicht bekommen.

Egal, wer letztlich aufläuft, es wäre am Samstag im Heimspiel gegen Meppen dringend an der Zeit, mal wieder einen Sieg einzufahren. In erster Linie natürlich, um nicht den Anschluss zu verlieren, aber auch um die bescheidene Heimbilanz etwas aufzupolieren. Nur ein Sieg in fünf Spielen und Platz 18 in der Heimtabelle ist deutlich zu wenig, sowohl für die eigenen sportlichen Ansprüche als auch beim Versuch, wieder mehr Zuschauer in die Brita-Arena zu locken.


Letzte Woche hatte ich mich an dieser Stelle gefragt, was Stefan Aigner denn zukünftig genau machen soll, nun wird es etwas klarer. Zunächst mal zum Begriff „Live-Scouting“: dabei handelt es sich um tatsächliches Beobachten von Spielen und Spielern vor Ort, in Abgrenzung zum Video-Scouting oder Daten-Scouting. Aigner wird also für den SVWW im süddeutschen Raum scouten, wie Geschäftsführer Nico Schäfer am Sonntag im Halbzeitinterview bei Magenta Sport erzählte. Ich gehe davon aus, dass es sich dabei nicht um die Beobachtung von Gegnern handelt, sondern um die Suche nach potentiellen Zugängen. Wenn demnächst neue Spieler von Vereinen aus Bayern oder Baden-Württemberg verpflichtet werden, wird das wahrscheinlich auf Aigners Empfehlung hin geschehen.

Schäfer erwähnte im selben Interview auch, dass das Wehener Nachwuchsleistungszentrum ja zwei Sterne habe, aber da muss er sich wohl versprochen haben. Zumindest ist bisher weder mir noch von mir befragten NLZ-Mitarbeitern bekannt, dass man mittlerweile mehr als einen Stern vom DFB bekommen hat.


Was, wann, wo: 3. Liga, 13. Spieltag, Samstag, 23. Oktober, 14:00 Uhr, zuhause gegen den SV Meppen

Der Gegner: Der SV Meppen war letzte Saison sportlich schon abgestiegen, profitierte dann aber vom Lizenzentzug des KFC Uerdingen. Natürlich erinnerte man sich prompt an Darmstadt und Paderborn, denen es einst ähnlich erging und die in der Folge sogar den Aufstieg in die 2. Liga schafften. Tatsächlich standen die Emsländer um die Ex-SVWWler David Blacha, Erik Domaschke und René Guder zwischenzeitlich immerhin auf dem 7. Platz, haben sich seitdem aber wieder in der unteren Tabellenhälfte eingependelt. Zuletzt unterlag man knapp dem 1. FC Magdeburg, nachdem es direkt zuvor zwei Auswärtssiege in Osnabrück und Duisburg gab.

Die Spiele in der letzten Saison: Beide Spiele gewann der SVWW, zuhause mit 1:0 und auswärts sogar 3:0.

Der Direktvergleich spricht für den SVWW, von sechs Partien gewann man vier und verlor nur die allererste.

Personelles: Fest steht, dass Stritzel und Wurtz gesperrt sind und Korte weiterhin wegen Verletzung fehlt. Laut Vorbericht fällt auch Mrwoca wegen eines Muskelfaserrisses, erlitten in München, aus. Nilsson stehe „kurz vor dem Einstieg ins Mannschaftstraining“, was für mein Empfinden nicht unbedingt für einen Startelfeinsatz spricht. Die zuletzt ebenfalls fehlenden Boss, Prokop, Stangl und Farouk seien wieder einsatzfähig – nunja, schauen wir mal, wer es dann am Samstag wirklich ins Aufgebot schafft bzw. wer kurzfristig doch wieder passen muss.

Aufstellungstipp: Boss – Stanic, Mockenhaupt, Carstens, Stangl – Fechner, Taffertshofer – Goppel, Prokop, Lankford – Iredale

Nach dem Spiel ist für den SVWW zwischen Platz 2 und 14 alles drin.


Nachwuchs: Die U19 und U17 hatten letztes Wochenende spielfrei, dafür hat die U16 mal wieder gewonnen – der 3:1-Sieg bei Eintracht Frankfurt wurde entsprechend gefeiert. Am kommenden Wochenende darf die U19 im Hessenpokal in Darmstadt ran, die U17 fährt zum Ligaspiel nach München und die U16 bestreitet ein Freundschaftsspiel in Speyer.

Ehemalige: Für unsere drei Jungs beim FC St. Pauli läuft die Saison ganz hervorragend, mittlerweile ist die Mannschaft sogar Tabellenführer der 2. Bundesliga. Selbst Max Dittgen trifft das Tor und hat mit einem Doppelpack entscheidend zum jüngsten Sieg in Heidenheim beigetragen. Die Kollegen vom Millernton betrachten in der aktuellen Kader-Analyse natürlich auch Dittgen, Kyereh und Medić.