Die Wehenschau (KW 2/2022)

Auch zu Beginn des neues Jahres dominiert das Thema „Corona“ große Teile des Alltags und natürlich auch die Sportwelt inklusive unseres SV Wehen Wiesbaden. Gustaf Nilsson konnte die Reise ins Trainingslager aufgrund eines positiven Tests gar nicht erst antreten und musste sich zuhause isolieren, während Florian Carstens als Kontaktperson eines Infizierten zunächst weitere Tests abwarten musste, dann aber dank negativen Ergebnisses zwei Tage später nach Spanien nachreisen konnte. In Oliva Nova infizierten sich dann Amin Farouk und Robin Rosenberger (der wie Dominik Bauer als U19-Spieler mit den Profis trainieren durfte). Die beiden Youngster konnten deshalb nicht mit dem Rest der Mannschaft nach Hause fliegen, sondern müssen zunächst vor Ort in Quarantäne bleiben. Im Normalfall wäre eine Bonuswoche an der spanischen Mittelmeerküste ja nicht das Schlimmste, was einem passieren kann, aber wenn man nicht raus darf, ist es schon doof. Geschäftsführer Paul Specht ist ebenfalls da geblieben, um die beiden zu betreuen.

Abgesehen von diesen Malaisen war das Trainingslager aber wohl eine gute Sache. Die Rahmenbedingungen wie Unterkunft, Trainingsplätze und Wetter waren wie immer hervorragend und ein guter Grund, schon zum fünften Mal in der Winterpause nach Oliva Nova zu reisen. Auch die zahlreichen Instagram-Posts der Spieler ließen auf gute Stimmung schließen. Es gab ein Testspiel gegen den belgischen Erstligisten KV Mechelen über zweimal 60 Minuten, sodass fast alle Spieler jeweils eine Stunde zum Einsatz kamen. Nach einem frühen Rückstand durch einen Strafstoß drehte Iredale mit einem Doppelpack noch vor der Pause das Ergebnis. In der zweiten Halbzeit traf Lankford ebenfalls doppelt, sodass am Ende ein erstaunliches 4:1 für den SVWW stand – natürlich sind Testspielergebnisse eher nachrangig, aber trotzdem ist ein Sieg immer schöner als eine Niederlage, zumal gegen einen höherklassigen Gegner.

Außer Farouk und Rosenberger sowie dem dritten Torwart Lucas Becker spielte auch Stefan Stangl nicht gegen Mechelen, was sich dann gestern aufklärte, denn sein Vertrag wurde aufgelöst. Ein neuer Verein wurde noch nicht genannt, aber das wird vermutlich in Kürze folgen. Marc Lais, den man auch gerne loswerden möchte und gar nicht erst mit ins Trainingslager nahm, ist allerdings weiterhin da und es würde mich nicht wundern, wenn er seinen Vertrag bis zum Saisonende aussitzt.

Neuverpflichtungen gibt es hingegen noch keine, aber dafür haben die lange verletzten Sebastian Mrowca und Gianluca Korte wieder voll mittrainiert und wurden auch im Testspiel eingesetzt. Für Trainer Kauczinski sind die beiden ja wie Neuzugänge und verbessern die personellen Möglichkeiten im Mittelfeld erheblich. Ob noch ein externer Zugang kommt, wird wohl vor allem davon abhängen, ob sich eine passende Gelegenheit ergibt. Immerhin hat Iredale mit seinem Doppelpack wieder auf sich aufmerksam gemacht und sollte wenigstens wieder eine Option für die Bank sein. Ganz eventuell darf er am Samstag gegen 1860 München sogar von Anfang an ran, denn Nilsson hat nach seiner Quarantäne wahrscheinlich etwas Trainingsrückstand.

Sehen können wird man das Spiel nur bei Magenta Sport, Zuschauer im Stadion sind nicht zugelassen – anders als in Sachsen-Anhalt übrigens, was bedeutet, dass nach aktuellem Stand die übernächste Auswärtspartie des SVWW am 5. Februar in Magdeburg kein Geisterspiel wäre. Beim ersten Heimspiel des Jahres gegen Osnabrück (22. Januar) sind in der Brita-Arena hingegen 250 Zuschauer erlaubt, was vermutlich darauf hinauslaufen wird, dass nur VIPs reindürfen.

Apropos Osnabrück: Der VfL bleibt stabil und hat sich in einem offenen Brief deutlich gegen die „Corona-Protestierer“ gestellt. Schön, dass wenigstens manche Vereine sich klar positionieren.

Zurück zum SVWW, denn da gibt es noch eine gute Nachricht, zumindest für Nils Döring. Er hat sich wie erhofft für den nächsten Trainerlehrgang qualifiziert und einen der begehrten Plätze ergattert. Parallel zur Ausbildung bleibt er als Co-Trainer tätig. Praktisch ist auch, dass der Lehrgang erstmals in der neuen DFB-Akademie in Frankfurt stattfindet und nicht wie bisher in Köln, was die Pendelei natürlich deutlich vereinfacht.


Unsere geschätzte NEL-Kollegin Sonja hat sich für die Hessenschau mal angeschaut, welche ehemaligen Wehener es in den letzten Jahren in höhere Ligen geschafft haben. Für aufmerksame Stehblog-Leser natürlich nichts Neues, aber schön zusammengestellt. Im Laufe der Woche kommt übrigens noch ein Interview von ihr mit Trainer Markus Kauczinski, also schaut regelmäßig bei hessenschau.de vorbei. [Update 12.01.: Da ist das Interview schon.]

Ein ehemaliger Spieler, der vor seiner Zeit beim SVWW höherklassig gespielt hat, aber seine Karriere leider verletzungsbedingt beenden musste, ist Benedikt Röcker. Der ist mittlerweile – wenn auch noch nicht offiziell, aber gerüchteweise – Sportdirektor bei der SG Sonnenhof Großaspach, die gerade Hans-Jürgen Boysen als Cheftrainer und Sascha Mölders als spielenden Co-Trainer verpflichtet hat. Mölders war ja beim kommenden Wehener Gegner 1860 München kürzlich rausgeflogen und versucht nun auf und neben dem Platz, den Abstieg Großaspachs in die Oberliga zu verhindern. Dass bei Sonnenhof große Karrieren als Spielertrainer beginnen können, hat ja schon Rüdiger Rehm bewiesen. Ob ich das Mölders ebenfalls wünsche, weiß ich noch nicht – die Berichterstattung rund um seinen Rauswurf warf jedenfalls nicht gerade ein günstiges Licht auf ihn.

Eigentlich war geplant, während der Winterpause eine neue Folge Niemals Erste Liga aufzunehmen. Ist bis jetzt noch nicht passiert, kommt aber vielleicht noch. In der Zwischenzeit könnt Ihr ja den „Rheingehört“-Podcast der VRM anhören, in dem WK-Sportchef Torsten Muders das letzte halbe Jahr des SVWW zusammenfasst. Lustig übrigens, dass man sich beim WK darüber wundert, dass es auf ihren Kanälen so wenig Leser-Kommentare zu den SVWW-Artikeln gibt – kleiner Tipp, liebe Kollegen: Könnte es daran liegen, dass Ihr fast alles hinter der Paywall versteckt und ansonsten den Verein bestmöglich ignoriert, wenn es nicht gerade einen Missbrauchsskandal gibt?


Was, wann, wo: 3. Liga, 21. Spieltag, Samstag, 15. Januar, 14:00 Uhr, auswärts beim TSV 1860 München

Der Gegner: Nach dem knapp verpassten Aufstieg in der letzten Saison, wollten die Löwen wieder angreifen, sind aber durch eine Schwächephase in der Mitte der Hinrunde (kein Sieg vom 6. bis 13. Spieltag) in der Tabelle zurückgefallen. Nach der Trennung von Ex-Torjäger Mölders gelangen vor der Winterpause drei Siege in Folge. Aktuell stehen die Münchner mit 29 Punkten auf Platz 10, knapp hinter dem SV Wehen Wiesbaden (30 Punkte, Platz 8). Daniel Wein kommt erst auf sieben Einsätze, bester Torschütze ist Marcel Bär mit acht Treffern.

Das Spiel in der Hinrunde: 0:0

Der Direktvergleich ist in der 3. Liga ausgeglichen (drei Unentschieden und jeweils ein Sieg), die Gesamtbilanz inklusive 2. Bundesliga sieht 1860 knapp vorne.

Personelles: Boss und Farouk sind sicher nicht dabei, ansonsten stehen (momentan) alle Spieler zur Verfügung. Nilsson ist wieder im Training, aber vermutlich noch nicht fit für 90 Minuten – vielleicht startet er trotzdem und spielt, solange es halt geht.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Mockenhaupt, Gürleyen, Rieble – Kurt, Taffertshofer – Goppel, Prokop, Thiel – Nilsson

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 7 bis 10 stehen.

Beitragsbild: Sven Beyrich / El Loko Foto