Die Wehenschau (KW 52/2021)

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, Ihr hattet schöne Weihnachtsfeiertage. Wie Ihr bemerkt habt, habe ich es hier im Blog auch ruhiger angehen lassen und die Wehenschau letzte Woche ausfallen lassen. Themen gibt es aber trotz Winterpause reichlich, weshalb ich nun ohne weitere Umschweife loslege.

Beginnen wir direkt mit der schlimmsten Nachricht, mit der ich mich jemals in diesem Format beschäftigen musste. Ein – mittlerweile ehemaliger – Jugendtrainer des SVWW-Nachwuchsleistungszentrum sitzt derzeit in Untersuchungshaft, weil er mehrere Jugendliche betäubt und vergewaltigt haben soll. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde der Trainer zunächst freigestellt und kurz darauf fristlos entlassen. Das berichtete letzte Woche zuerst der Hessische Rundfunk und wurde vom Verein bestätigt. Anlass für die Ermittlungen war offenbar, dass sich ein früheres Opfer im Sommer an die Polizei gewandt hat. Die bei einer Durchsuchung gefunden Videos auf dem Handy des Verdächtigen sind aber erst in jüngster Zeit entstanden, sodass sich natürlich die Frage stellt, ob auch Jugendspieler des Vereins betroffen sind. Dazu gibt es bisher keine Aussagen, was den Wiesbadener Kurier aber nicht davon abhält, in zahlreichen Artikeln den Begriff „SVWW-Missbrauchsskandal“ im Titel zu verwenden. Das und die im Vergleich zur sportlichen Berichterstattung stark erhöhte Artikelfrequenz lässt dann schon tief blicken, wie man in Wiesbadens einziger Tageszeitung gestrickt ist.

An irgendwelchen Mutmaßungen will ich mich hier natürlich nicht beteiligen, sondern wünsche den Betroffenen und ihren Familien viel Kraft bei der Bewältigung der schrecklichen Erlebnisse und hoffe, dass die Justiz den Täter angemessen bestrafen wird.


Wenden wir uns den sportlichen Belangen zu. Auch im Profiteam hat es Trainerwechsel gegeben, aber natürlich aus völlig anderen Gründen. Mike Krannich folgt seinem langjährigen Kompagnon Rüdiger Rehm und hat beim FC Ingolstadt angeheuert, was nur die wenigsten Beobachter überrascht haben dürfte. (Wer besonders genau hinschaut, entdeckt auf dem offiziellen Vorstellungsfoto, dass entweder Brita jetzt auch den FCI sponsert oder die dortige Pressestelle einfach ein FCI-Wappen auf ein altes Foto geklebt hat. – Danke an M. für den Hinweis!) Jedenfalls vielen Dank, Mike, für knapp fünf Jahre tolle Arbeit beim SV Wehen Wiesbaden und alles Gute für die Zukunft!

Mein Tipp aus der vorletzten Wehenschau, dass Markus Kauczinski sich in der Winterpause einen neuen Co-Trainer suchen muss, wurde von der Realität also schon überholt, denn mit Kurtulus Öztürk ist der neue Mann schon gefunden. Öztürk war schon bei mehreren Drittligisten als Co-Trainer tätig, zuletzt bei den Würzburger Kickers, und Erfahrung schadet in dieser Liga ganz bestimmt nicht. Herzlich Willkommen beim SVWW und viel Erfolg!


Nachdem die Veränderungen im Trainerteam nun abgeschlossen sind, wird es natürlich interessant, ob und was sich in der Winterpause im Spielerkader tut – bzw. bis Ende Januar, wenn das Transferfenster wieder schließt. Zum einen wäre man beim Verein sicherlich froh, sollte Marc Lais einen neuen Verein finden, zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass man auf der einen oder anderen Position nach Verstärkungen fahndet. Oberste Priorität hat dabei ein Stürmer als Backup für Gustaf Nilsson, wie Kauczinski nach dem letzten Spiel bestätigte. John Iredale, der im Sommer kurz vor Transferschluss ausgeliehen wurde, hat sich offenbar nicht aufgedrängt und war seit Wochen nicht mehr im Spieltagskader, auch nicht gegen Freiburg, obwohl Nilsson mit muskulären Probleme ins Spiel ging. Es würde mich also nicht wundern, würde Iredales Leihe vorzeitig beendet. Andererseits gibt es fast nichts Schwierigeres, als einen Stürmer zu finden, der gut genug ist, dass man ihn bedenkenlos in die Startelf stellen kann, der aber gleichzeitig auch einen regelmäßigen Bankplatz akzeptiert. Das Beispiel Nilsson gibt jedoch auch Hoffnung, schließlich kam er letzte Saison ebenfalls in der Winterpause. Vielleicht sollte man wieder in Skandinavien suchen, wo die Ligen im Kalenderjahr spielen und man nun eher wechselwillige Kandidaten findet.

Wie dringend man nach weiteren Spielern auf anderen Positionen sucht, weiß ich nicht, aber zumindest im Tor ist wohl kein akuter Bedarf. Stritzel ist als Nummer Eins gesetzt und trotz Boss‘ längerfristigem Ausfall hat man mit Lyska eine gute Nummer Zwei. Einen Dreikampf wie die Kollegen von Liga3-online sehe ich dabei nicht. Mein Tipp: die Verträge von Stritzel und Lyska werden in Kürze verlängert, der von Boss nicht.


Ob und wieviele Spiele wir in der Rückrunde im Stadion sehen dürfen, ist mal wieder unsicher, denn seit gestern sind Zuschauer von überregionalen Sportveranstaltungen erneut ausgeschlossen. Wie üblich werden das verschiedene Bundesländer unterschiedlich handhaben, aber erfahrungsgemäß folgt Hessen der Linie, die von der Ministerpräsidentenkonferenz vorgegeben wird. Erst mal müssen wir uns also auf Geisterspiele gefasst machen und können nur hoffen, dass die frisch ausgegebenen Rückrundendauerkarten irgendwann noch zum Einsatz kommen. Wer schon mal planen möchte, wann er den Fernseher einschalten muss, kann das immerhin bis Ende Februar tun, in Kürze sollen dann weitere genaue Spieltermine folgen.

Beim vorletzten Spiel traf ich in der Brita-Arena zufällig einen treuen Blog-Leser, dem ich daraufhin beim Spiel gegen Freiburg ein Buch mitbrachte, ihn dann aber nicht fand. Lieber H., melde Dich doch mal bitte, damit wir die Buchübergabe abseits des Stadions arrangieren können.


Zum Abschluss gibt’s noch zwei Leseempfehlungen zu ehemaligen SVWW-Spielern: Bei Liga3-online gibt es ein Interview mit Marcel Ziemer und bei Spox einen ausführlichen Artikel über Marco Neppe, in dem endlich die Frage beantwortet wird, wie Neppe vom Regionalligaspieler zum Scout (und mittlerweile zum Technischen Direktor) von Bayern München wurde.


Sofern nichts Besonderes anliegt, gibt es hier im Blog noch eine kleine Pause, aber rechtzeitig zum nächsten Ligaspiel Mitte Januar melden wir uns natürlich zurück. Wahrscheinlich gibt es bis dahin auch noch eine neue Podcast-Folge.

Bis dahin wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen guten Start ins neue Jahr und hoffe, möglichst viele von Euch bald wieder zu sehen (oder erstmals kennenzulernen), idealerweise rund um die Spiele des SV Wehen Wiesbaden.