Die Wehenschau (KW 18/2022)

Das letzte Heimspiel der Saison 2021/22 steht an. Der SV Wehen Wiesbaden trifft auf den SV Waldhof Mannheim, der immerhin noch Platz 4 erreichen kann und auch aufgrund der recht geringen Entfernung sicher eine Menge Fans mitbringen wird, man geht von gut 1.000 Anhängern aus. So voll wie gegen Kaiserslautern wird es also nicht, aber ein halbwegs stimmungsvoller Abschluss dürfte es schon werden. Dabei wird die Anzahl der verkauften Karten die Zuschauerzahl in der Brita-Arena deutlich übersteigen, da sich viele FCK-Fans das Ticket-Bundle für die beiden Spiele gegen Kaiserslautern und Mannheim gekauft hatten und dann die Karte für das Mannheim-Spiel weiterverkaufen wollten – in den meisten Fällen vergeblich. Für Waldhof ist Platz 4 übrigens nicht ganz so wichtig, wie er für den SVWW gewesen wäre, da man auch noch eine gute Chance im badischen Landespokal hat. Dort steht der Waldhof im Endspiel gegen Landesligist Türkspor Mannheim.

Aus Sicht des SVWW ist die Partie tabellarisch völlig egal, aber natürlich sollte man als Mannschaft schon den Anspruch haben, sich mit einer ordentlichen Leistung vom Heimpublikum zu verabschieden. Apropos verabschieden: Die Verträge von Tim Boss, Emanuel Taffertshofer, Gianluca Korte, Maximilian Thiel sowie des schon fast vergessenen Marc Lais laufen aus, dazu enden die Leihen von Jozo Stanic und John Iredale. Außerdem dürfte der Verkauf von Gustaf Nilsson feststehen. Ob und in welcher Form manche oder alle dieser Spieler am Samstag verabschiedet werden, wurde bisher noch nicht mitgeteilt. Für den Fall, dass das irgendwie ins Vorprogramm gemogelt wird, lohnt es sich möglicherweise, schon etwas früher im Stadion zu sein. Ebenfalls unbekannt ist, ob es nach dem Spiel Freibier hinter der Nordtribüne gibt, wie es in früheren Jahren nach dem letzten Heimspiel häufiger vorkam. Es stecken also doch noch einige Überraschungen in diesem Spiel.

Ein weiteres untrügliches Zeichen, dass die Saison ihrem Ende entgegen geht, ist der 50%-Rabatt auf die aktuellen Trikots. Schließlich ist es ja auch bei einem kleinen Drittligisten mittlerweile längst Standard, dass zu jeder Saison eine komplett neue Kollektion aus Heim-, Auswärts- und Ausweichtrikot vorgestellt wird. Hoffen wir mal, dass der Schriftzug „SV Wehen Wiesbaden“ dann auch wieder auf der Trikotrückseite angebracht wird, nachdem die (nicht nur hier geäußerte) Kritik am aktuellen Layout angeblich beim Verein wahrgenommen wurde.


Schauen wir kurz auf die Liga. Der 1. FC Kaiserslautern hat noch die rechnerische Chance auf den direkten Aufstieg, könnte andererseits aber auch noch auf Platz 4 zurückfallen. Da steht aktuell 1860 München, für die auch noch die volle Bandbreite vom Relegationsplatz bis Platz 6 in Frage kommt. Es ist aber durchaus möglich, dass sich an diesem Wochenende alle offenen Fragen im oberen Tabellenbereich klären. Am anderen Ende steht seit dem letzten Spieltag mit den Würzburger Kickers der dritte Absteiger fest. Für den letzten Abstiegsplatz kommen noch fünf Teams in Frage – der letzte Spieltag könnte also ziemlich spannend werden.

Bei den drei bisher feststehenden Absteigern haben wir einen ganz typischen Drittliga-Mix: ein Pleiteclub mit Punktabzug (bzw. in diesem Extremfall komplette Annullierung), ein Aufsteiger, für den es direkt wieder zurück geht und ein Zweitligaabsteiger, der nach unten durchrauscht. Mal schauen, ob Nummer vier dann Viktoria Berlin (weiterer Aufsteiger), SC Verl (Team im schwierigen zweiten Jahr nach dem Aufstieg) oder der MSV Duisburg (gefallener Traditionsverein – hat übrigens gerade nochmal den Trainer gewechselt) wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch noch Viktoria Köln und der Hallesche FC mit in der Verlosung sind.

Vorgänger von Türkgücü München als Skandalclub der Liga mit zweifelhaftem Investor war, manche erinnern sich, der KFC Uerdingen. Der Verein ist mittlerweile auch aus der Regionalliga abgestiegen und seinem früheren Präsidenten Ponomarev geht es gerichtlich an den Kragen. Tja.


Kurzer Blick auf den Hessenpokal. Letzte Woche standen die Halbfinals an und die Favoriten haben sich durchgesetzt. Steinbach Haiger gewann 3:1 bei Fulda Lehnerz und die Offenbacher Kickers schlugen den FSV Frankfurt 4:0. Das Endspiel findet am „Finaltag der Amateure“ am 21. Mai statt.

Nebenbei bemerkt: Das Dyckerhoff-Sportfeld, wo der FV Biebrich 02 seine Heimspiele austrägt (u. a. im Hessenpokal-Viertelfinale gegen den OFC), wird zu Ehren des kürzlich verstorbenen Jürgen Grabowski in Jürgen-Grabowski-Sportfeld umbenannt.


Was, wann, wo: 3. Liga, 37. Spieltag, Samstag, 7. Mai, 14:00 Uhr, zuhause gegen Waldhof Mannheim

Der Gegner: Der SV Waldhof wollte im zweiten Jahr nach der Rückkehr in den Profifußball in die 2. Bundesliga aufsteigen, muss dieses Ziel aber wie der SVWW um mindestens ein weiteres Jahr verschieben. Das wird dann nicht mehr mit Trainer Patrick Glöckner geschehen, dessen Vertrag nicht verlängert wird. Erfolgreichster Torschütze ist der Ex-Wehener Dominik Martinovic (11 Tore), gefolgt von Legende Marc Schnatterer (9 Tore), der trotz seiner 36 Jahre noch nicht ans Aufhören denkt.

Das Spiel in der Hinrunde: Ein 1:1-Unentschieden durch ein ganz frühes Freistoßtor von Maxi Thiel und einen irregulären Gegentreffer kurz vor Abpfiff.

Der Direktvergleich: Die drei bisherigen Begegnungen in der 3. Liga waren allesamt knappe Spiele (1:1, 1:0, 0:1), in der Gesamtbilanz inklusive Regionalliga liegt Waldhof vorne.

Personelles: Neben dem gesperrten Mockenhaupt fehlen auch Mrowca, Stritzel, Carstens, Fechner, Iredale sowie schon seit geraumer Zeit Kempe und Boss. Nilsson und Taffertshofer stehen hingegen wieder zur Verfügung. Für Goppel, Gürleyen, Jacobsen, Thiel und Wurtz besteht noch die letzte Chance auf eine fünfte gelbe Karte und vorzeitigen Urlaub.

Aufstellungstipp: Lyska – Stanic, Gürleyen, Jacobsen, Rieble – Kurt, Taffertshofer – Goppel, Wurtz, Brumme – Nilsson

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 7 bis 9 stehen.


Nachwuchs: Nicht nur für die Profis lief das letzte Wochenende bescheiden, auch die meisten Jugendmannschaften mussten Niederlagen einstecken. Die U19 verlor beim FSV Frankfurt ihr erstes Saisonspiel und wenige Tage später gegen Eintracht Frankfurt auch noch im Hessenpokal, während die U17 gegen den FSV im Hessenpokal ausschied. Für die U17 ist damit die Saison vorbei, doch die U19 hat noch weiterhin die Chance zum Aufstieg in die Bundesliga. Am Sonntag geht es nach Erlensee (bei Hanau).

Rüdi-Watch: Der FC Ingolstadt trifft auf seiner kurzen Abschiedstournee am Samstag auf Hansa Rostock mit Markus Kolke, die ihrerseits letzte Woche den Ligaverbleib gesichert haben.

Linktipp: Auf der niederländischen Seite Elfvoetbal gibt es ein Interview mit Thijmen Goppel (natürlich auf Niederländisch, aber mit den einschlägigen Übersetzern gut zu verstehen).