Die Wehenschau (KW 3/2023)

Das Jahr 2023 hätte für den SV Wehen Wiesbaden kaum besser beginnen können. Am 18. Spieltag gewann von den Mannschaften auf den ersten sieben Tabellenplätzen nur der SVWW, was zur Folge hat, dass man erstmals in dieser Saison auf dem zweiten Platz steht (auf einem direkten Aufstiegsplatz war man technisch gesehen schon mal nach dem 16. Spieltag, als Wehen Dritter hinter den nicht aufstiegsberechtigten Freiburgern war).

Der Sieg gegen Tabellenführer Elversberg vor über 7.000 Zuschauern könnte im Idealfall der Start einer kleinen (oder gerne auch großen) Serie sein, wenn man in den beiden kommenden Auswärtsspielen gegen Halle und die Dortmunder U23 ebenfalls gewinnt. Von der Papierform her wird der SVWW jeweils als Favorit anreisen, doch wir wissen ja, dass in der 3. Liga jederzeit alles möglich ist. Markus Kauczinski wird seinen Spielern aber sicherlich vermitteln, dass sie auch gegen vermeintlich schwächere Gegner genauso intensiv und konzentriert spielen müssen wie gegen den Spitzenreiter. Okay, ich höre schon auf, bevor ich gleich noch ins Phrasenschwein einzahlen muss – die simple Quintessenz ist jedenfalls, dass der SVWW es selbst in der Hand hat, sich für die nächsten Wochen auf den Aufstiegsplätzen festzusetzen.

Das Spiel gegen Borussia Dortmund II wird übrigens im großen Westfalenstadion ausgetragen. Im direkt nebenan gelegenen Stadion Rote Erde, wo die U23 normalerweise spielt, wird ja seit längerer Zeit umgebaut und diese Arbeiten haben sich ein weiteres Mal verzögert. Für die Spieltage, an denen das Westfalenstadion von der ersten Mannschaft genutzt wird, ist man schon einige Male nach Wuppertal ins Stadion am Zoo ausgewichen (und tut das beispielsweise auch an diesem Samstag beim Spiel gegen Osnabrück), aber nächste Woche spielt die Bundesliga-Mannschaft auswärts, sodass der SVWW in den Genuss kommt, im größten deutschen Stadion auflaufen zu dürfen. Wird zwar sicherlich eine einigermaßen gespenstische Atmosphäre, wenn sich wenige tausend Zuschauer:innen in einem Stadion mit über 80.000 Plätzen verteilen, aber andererseits auch irgendwie cool. Von den zwölf Stadien der WM 2006 wird der SVWW dann in zehn gespielt haben, es fehlen nur noch das Berliner Olympiastadion und die Arena Auf Schalke. (Plan: nächste Saison Schalke in der 2. Bundesliga und Berlin im DFB-Pokalfinale…)


Das Fußballmagazin 11Freunde ist ja ohnehin immer lesenswert, aber die aktuelle Ausgabe möchte ich ganz besonders empfehlen. Nicht nur, dass mit Artikeln über das Osnabrücker Stadion an der Bremer Brücke sowie über Ronny König schon reichlich Drittliga-Content enthalten ist, nein, zu allem Überfluss durfte ich auch etwas zur Ehrenrettung des SV Wehen Wiesbaden beitragen. Die Fragestellung war, warum dieser überregional eher unbeachtete Verein eigentlich doch ganz cool und liebenswert ist – ich hoffe, ich konnte ein positives Bild unseres (Erst-/Zweit-/Wasauchimmer-)Vereins vermitteln. Überzeugt Euch gerne selbst, das Heft ist ab heute im Zeitschriftenhandel erhältlich. In der nächsten NEL-Podcast-Folge erzähle ich dann noch ein bisschen zur Entstehung der Geschichte.


Apropos Podcast, hier ein paar Hörtipps:

  • Den Drittliga-Podcast 2für3 habe ich zwar schon mal empfohlen, aber wer sich noch auf die weitere Saison einstimmen möchte, kann ja mal die Ausblick-Folge anhören.
  • Um den verstorbenen Trainer Wolfgang Frank, der ja auch ein kurzes (und leider erfolgloses) Intermezzo beim SVWW hatte, geht es in diesem ausführlichen Tribünengespräch aus dem Hause Rasenfunk.
  • Durch die Shownotes des Tribünengesprächs habe ich entdeckt, dass Franks früherer Spieler und ehemaliger Kapitän des SVWW, Sandro Schwarz schon vor einem Jahr vom Podcast „Im Kopf des Trainers“ interviewt wurde. Das Gespräch ist in zwei Teilen zu hören.

Zu lesen gibt es auch noch was und zwar ein Interview des Hamburger Abendblatts mit Jakov Medic.


Was, wann, wo: 3. Liga, 19. Spieltag, Sonntag, 22. Januar, 14:00 Uhr, auswärts beim Halleschen FC

Der Gegner: Der Hallesche FC spielt mittlerweile seine elfte Drittligasaison und ist damit der Verein, der am längsten ununterbrochen in dieser Liga zuhause ist. Wie in den meisten Spielzeiten zuvor dürfte es auch heuer nur um den Klassenerhalt gehen. Aktuell steht der HFC mit 17 Punkten hauchzart über dem Strich, aber rund um den Verein ist einiges los, so ist der Abgang des Sportdirektors und des Präsidenten bereits beschlossen. Die Torbilanz der Mannschaft von Trainer André Meyer ist mit 24:26 eigentlich gar nicht so schlecht – mit der identischen Ausbeute steht beispielsweise der SC Verl mit 23 Punkten auf Platz 12. Zuhause ist man deutlich erfolgreicher als auswärts, wo es bisher nur zu drei Unentschieden und keinem einzigen Sieg reichte. Ex-SVWWler Sören Reddemann ist in der Innenverteidigung gesetzt.

Die letzten Begegnungen: In der letzten Saison traf man ebenfalls jeweils am Ende der Hin- und Rückrunde aufeinander, allerdings zuerst in Wiesbaden (2:1) und am letzten Spieltag in Halle (1:1).

Der Direktvergleich spricht für den SVWW: von mittlerweile 18 Spielen gegeneinander (alle 3. Liga) gewann Wehen die Hälfte, fünfmal siegte der HFC, viermal trennte man sich unentschieden – aber: auswärts in Halle gewann der SVWW erst dreimal (zuletzt 2019 in der Aufstiegssaison).

Personelles: Keine neuen Verletzten, keine Sperren und nach dem erfolgreichen Spiel gegen Elversberg vermutlich auch keine Veränderungen in der Startelf. Auch wenn Kauczinski auf einigen Positionen die Qual der Wahl hat und einige Spieler draußen lassen muss, die auch klare Startelfkandidaten sind (z. B. Mrowca, Heußer, Froese), gehe ich davon aus, dass er momentan auf Kontinuität setzt.

Aufstellungstipp: Lyska – Mockenhaupt, Reinthaler, Gürleyen – Goppel, Jacobsen, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz- Hollerbach, Prtajin

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 5 stehen.


Zur Erinnerung: Die U17 nimmt am Wochenende am Wiesbadener Liliencup teil. Gespielt wird am Samstag und Sonntag in der Halle am Platz der Deutschen Einheit – vielleicht hat ja der eine oder die andere Lust, unsere Jungs zu unterstützen.