Die Wehenschau (KW 20/2023)

In der 3. Liga sind am vergangenen Spieltag die ersten Entscheidungen gefallen: die SpVgg Bayreuth muss nach nur einem Jahr wieder zurück in die Regionalliga und der FSV Zwickau steigt nach sieben Jahren Drittligazugehörigkeit ab. Dass es überhaupt bis zum 36. Spieltag gedauert hat, bis der erste Absteiger feststeht, zeigt einmal mehr, wie eng es in dieser Liga zugeht.

Gerade für Zwickau hätten wir uns aus Wehener Perspektive gewünscht, dass sie das Rennen noch eine Woche länger offenhalten, denn das hätte einen Sieg gegen Dresden vorausgesetzt. Allerdings leistete Dynamo sich keinen Ausrutscher, gewann 1:0 in Zwickau und baute die beeindruckende Rückrundenbilanz aus. Der SV Meppen hingegen bestätigt seine Rolle als Favoritenschreck weiterhin und punktete beim 2:2 in Osnabrück, nachdem man schon gegen Saarbrücken und in Wiesbaden gewinnen konnte. Zehn Punkte aus den letzten vier Spielen sind sehr stark, aber die Wende kam wahrscheinlich trotzdem zu spät. Am kommenden Spieltag könnte Meppen noch Dresden ärgern, aber blöderweise ist das Spiel erst am Montagabend – übrigens das (vorerst) letzte Montagsspiel im deutschen Profifußball. Sollte Halle, der aktuelle Tabellen-16., am Samstag gegen Essen gewinnen, wäre Meppen quasi auf dem Sofa abgestiegen – ob man sich dann zwei Tage später nochmal zu einer Topleistung gegen Dresden motivieren könnte?

Auf dem 17. Platz steht der VfB Oldenburg, die mit einem 3:1-Sieg in Mannheim nicht nur ihre eigenen Hoffnungen auf den Klassenerhalt bewahrt, sondern auch den SV Waldhof endgültig aus dem Aufstiegsrennen genommen haben. Essen braucht theoretisch noch einen Punkt, um sicher in der Liga zu bleiben, während Dortmund genau diesen beim Unentschieden in Aue geholt hat.

An der Tabellenspitze hat es die SV Elversberg hingegen versäumt, vorzeitig den Aufstieg klarzumachen, wodurch das Gastspiel des SVWW im Saarland am Samstag noch ein bisschen brisanter wird. Vor ein paar Monaten hatten wir uns vor lauter Euphorie so schön ausgemalt, dass wir nach Elversberg fahren und gemeinsam den Aufstieg beider Vereine feiern, aber jetzt könnte es der Auftakt zu einem ganz großen Drama werden. Die eine Variante ist ein Sieg der SVE, was gleichbedeutend mit Meisterschaft und Aufstieg wäre. Der SVWW würde dann ziemlich doof daneben stehen und könnte beim Feiern zuschauen, während man selbst am letzten Spieltag höchstwahrscheinlich auf ein größeres Fußballwunder hoffen müsste. Ein Unentschieden wäre nicht viel besser, aber für den Fall, dass der SVWW in Elversberg gewinnt, sollte man sich bis zum letzten Spieltag wohl besser einen größeren Vorrat an Beruhigungsmitteln zulegen. Dann wäre nämlich nicht nur der SVWW weiterhin gut im Geschäft, sondern Elversberg würde auf den letzten Metern noch in das Gerangel um die Platzierungen gezogen. Die Plätze 1 bis 6 könnten am letzten Spieltag in einer Spanne von drei Punkten liegen, was dazu führen würde, dass sich die Konstellation mit jedem Tor ändern würde. Ach Du lieber Himmel!

Aber gut, bevor ich mir hier unnötigerweise Schweißausbrüche herbeischreibe, warten wir lieber ab, was am Samstag passiert. Ich hoffe sehr, dass es Markus Kauczinski und seinen Jungs besser als mir gelingt, sich ausschließlich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren und alles, was folgen könnte, komplett auszublenden. Sicher ist, dass das Waldstadion Kaiserlinde proppenvoll wird. Der Heimbereich ist schon seit letzter Woche ausverkauft und auch der Gästebereich dürfte ziemlich voll werden. Zusätzlich zu den von Fanclubs organisierten Bussen bietet auch der Verein kostenlose Busfahrten an. Die aktive Fanszene ruft das Motto „Alle in Rot“ aus, also zieht Euch ein rotes Trikot oder T-Shirt an, bucht Euch einen Platz im Bus (oder kommt per Zug, Auto, Motorrad oder wie auch immer) und unterstützt unser Team im Stadion!


Der SV Wehen Wiesbaden engagiert sich ab der kommenden Saison im Frauen- und Mädchenfußball und zwar in Form einer Kooperation mit dem SV Erbenheim. Das ist sehr löblich und auch längst überfällig, geschieht aber vermutlich vor allem aufgrund der Lizenzierungsordnung der DFL. Dort heißt es:

„Als sportliches Kriterium wird zudem verlangt, dass der Bewerber den Frauenfußball fördert sowie einen Beitrag zu seiner Professionalisierung und zur Steigerung seiner Beliebtheit leistet, indem er eine Frauen- und/oder Mädchenmannschaft zu offiziellen Wettbewerben anmeldet oder eine Kooperationsvereinbarung mit einem Fußballclub abschließt, der eine Frauen- und/oder Mädchenfußballabteilung unterhält (B-Kriterium).“

Das seit Jahren vorgebrachte Argument, man habe auf dem Halberg keine Kapazitäten für eigene Frauen- oder Mädchenmannschaften, halte ich für vorgeschoben. Schließlich wird nirgends verlangt, dass alle Mannschaften eines Vereins an derselben Stelle trainieren müssen. Wenn man sich bei den Bundesligisten umschaut, wird man feststellen, dass die allermeisten mehrere Trainings- und Spielstätten für ihre unterschiedlichen Teams nutzen. Aber sehen wir es positiv, ein Anfang ist gemacht, und vielleicht entsteht mit der Zeit ja auch mehr daraus.


Ich muss nochmal auf die letzte Woche schon angesprochene neue Videowand in der Brita-Arena zurückkommen. Nachdem ich sie am letzten Samstag in echt gesehen habe, wirkt die Platzierung noch merkwürdiger als auf den Fotos. Nicht nur, dass sie ein Stück zu weit rechts hängt und über die Kante der dahinterliegenden Wellblechverkleidung hinaussteht, sie hängt auch noch etwas zu hoch, sodass die linke obere Ecke vom Dach der Südtribüne verdeckt wird. Wer macht denn sowas? Warum??


Noch zwei Kurzmeldungen von Ehemaligen:

  • Nicklas Shipnoski könnte in die 3. Liga zurückkehren oder in der 2. Bundesliga bleiben, je nachdem, ob er sich für Elversberg oder Saarbrücken entscheidet – und natürlich wie die Saison ausgeht.
  • Heinz Lindner ist an Hodenkrebs erkrankt und wurde erfolgreich operiert. Wir wünschen gute und vollständige Genesung und hoffen ihn bald wieder auf dem Platz zu sehen.

Was, wann, wo: 3. Liga, 37. Spieltag, Samstag, 20. Mai, 14:00 Uhr, auswärts bei der SV Elversberg

Der Gegner: Die SV Elversberg hat bekanntlich eine Monster-Hinrunde gespielt und mit 44 Punkten einen neuen Drittligarekord aufgestellt. Auch die Niederlage in Wiesbaden im ersten Spiel nach der Winterpause hat die Mannschaft von Trainer Horst Steffen nicht aus dem Konzept gebracht, denn es folgten fünf Siege sowie ein Unentschieden gegen Dresden. Seit März sind Siege aber selten geworden, von den letzten dreizehn Ligaspielen wurden nur noch drei gewonnen. Das konnte man sich dank des enormen Vorsprungs zwar leisten, aber es wirkt doch ein bisschen so, als ob sich die SVE ein wenig ins Ziel schleppt. Elversberg hat mit 77 Treffern die mit Abstand meisten Tore erzielt, 14 gehen auf das Konto von Luca Schnellbacher. Wahrscheinlich wären es noch ein paar mehr, hätte er nicht zwischendurch einige Spiele verpasst, erst wegen eines Außenbandrisses, später wegen einer Rotsperre. Der zweite Ex-Wehener im Kader, Tobias Mißner, spielt hingegen keine Rolle und wurde nur einmal für wenige Minuten eingewechselt.

Das Spiel in der Hinrunde: Gewann der SVWW mit 1:0 dank eines sensationellen Treffers von Goppel.

Der Direktvergleich sprich insgesamt mit 13S/2U/2N für den SVWW, wobei die meisten Partien noch in der Regionalliga stattfanden. In der 3. Liga konnte der SVWW zuhause zweimal gewinnen und verlor einmal auswärts.

Personelles: Hollerbach ist nach Gelbsperre zurück und es stellt sich die Frage, wer für ihn weichen muss: der gegen Verl gute Froese oder Kapitän Wurtz, der in letzter Zeit etwas blass blieb? Der zuletzt unsicher wirkende Gürleyen könnte draußen bleiben.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Reinthaler, Carstens – Mockenhaupt, Jacobsen, Heußer, Ezeh – Hollerbach, Froese – Prtajin

Ansonsten: Ich möchte ja nicht unken, aber da gibt es noch eine beunruhigende Statistik. Der SVWW hat in dieser Saison gegen alle Mannschaften aus den Top-9 einmal verloren (dazu noch gegen Aue und Meppen) – bis auf Elversberg. Hoffen wir mal, dass diese spezielle Serie am Samstag nicht fortgesetzt wird.

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 6 stehen.