2. Bundesliga, 4. Spieltag: 1. FC Nürnberg – SVWW 2:1
Tore: 0:1 Prtajin (55.), 1:1 Gyamerah (68.), 2:1 Handwerker (76., Elfm.)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Ärgerliche Niederlage nach wildem Spiel.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Der SVWW startete mit der erwarteten Aufstellung und auch das Spiel begann ohne Überraschungen: die Gastgeber ergriffen die Initiative, blieben aber an der Wehener Defensive hängen. Nach elf Minuten wurde Prtajin mit einem Chip-Pass in Szene gesetzt, Gürleyen hielt ihn fest und da das Ganze zentral und kurz vor dem Strafraum stattfand, blieb Schiedsrichter Petersen nichts anderes übrig, als Gürleyen wegen Notbremse vom Platz zu stellen. Damit fand sich der SVWW in einer in dieser Saison bisher unbekannten Situation wieder: der Gegner zog sich weit zurück und überließ den Gästen in ihren neuen weiß-goldenen Trikots den Ball. Lee setzte sich erst gut durch, ging dann in Strafraumnähe ohne Gegnerkontakt zu Boden – eine gelbe Karte für Schwalbe war die Folge. Der SVWW konnte mit seinem Ballbesitz nicht viel anfangen und die Pässe im Angriffsdrittel landeten regelmäßig im Nichts. Ein Angha-Kopfball an die Latte nach einem Freistoß war die einzige ernsthafte Torchance der ersten Halbzeit. Noch vor der Pause sah Lee Gelb-Rot für Trikotziehen und es herrschte wieder Gleichzahl auf dem Feld. In der zweiten Halbzeit kam Nürnberg energischer aus der Kabine, aber die Führung erzielte der SVWW mit einem Klassiker: Ecke Heußer, Kopfball Prtajin. Der Kroate hätte fünf Minuten später nach Doppelpass mit Froese auch das 2:0 erzielen können, sogar müssen, schoss aber über das Tor. Das sollte sich rächen, denn Nürnberg kam fast genauso plötzlich zum Ausgleich. Im Anschluss an eine Ecke parierte Stritzel einen abgefälschten Schuss, aber der VAR hatte bemerkt, dass das Abfälschen durch Anghas Hand zustande kam, also Elfmeter und Gelb für Angha. Stritzel war zwar in der richtigen Ecke, aber Handwerkers Strafstoß war zu gut, 2:1 für den Club. Wenig später sah Angha nach einem Foul dann auch noch Gelb-Rot und so hatte sich nicht nur die Führung in einen Rückstand gedreht, sondern auch die Überzahl in eine Unterzahl. Jonjic hatte noch eine gute Chancen zum Ausgleich, versuchte aber stattdessen den vergeblichen Pass auf Prtajin. Es blieb beim 1:2 und der ersten Niederlage für den SVWW in dieser Saison.
Liebling des Spiels: Tja, am ehesten noch Abwehrchef Mathisen, der wieder einige brenzlige Situationen bereinigte. Und natürlich Robin Heußer, Laufwunder und Meister des ruhenden Balls.
Szene des Spiels: Mitte der ersten Halbzeit, Lee wird mal wieder gefoult und applaudiert in Richtung der Nürnberger Fans, die ihn seit seiner Schwalbe auspfiffen. Da war schon klar, dass der junge Mann emotional arg gestresst war.
Vor dem Spiel: Lobte Sky in der Vorberichterstattung die Wehener Defensive über den grünen Klee – musste ja schiefgehen.
Nach dem Spiel: Ein bisschen frustriert über den Spielverlauf, denn die Partie hätte der SVWW nicht unbedingt verlieren müssen.
Das fiel auf:
+ Über weite Strecken defensiv wieder ein gutes Spiel gemacht.
– Mit Ball und gegen einen abwartenden Gegner hatte man keine Lösungen.
– Lee hat sich mit seiner völlig unnötigen Schwalbe und dem Applaus zum pfeifenden Publikum selbst in eine blöde Lage gebracht und mit dem vermeidbaren Platzverweis auch der Mannschaft geschadet. Allerdings ist er auch erst 20 Jahre alt und macht gerade seine ersten Profispiele – um es positiv zu formulieren: da kann er jetzt in kurzer Zeit eine ganze Menge lernen.
+/- Generell gab es ziemlich viele Karten, aber ich kann dem Schiedsrichter eigentlich nicht viel vorwerfen, denn die Karten waren fast alle angemessen. Vielmehr müssen sich die Spieler dann noch umso mehr darauf konzentrieren, in den Zweikämpfen nicht allzu ungestüm oder ungeschickt vorzugehen.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau, SZ
Zum Nachschauen: Sportschau, Sport1
Zuschauer: 26.574, davon etwa 250 Gästefans.
Tabelle: Der SVWW rutscht auf Platz 7 zurück, steht aber mit sieben Punkten und einer positiven Tordifferenz weiterhin sehr ordentlich da.
Serien und Rekorde: Zum ersten Mal seit dem 1:3 in Dresden Anfang Mai muss der SVWW wieder mehr als ein Gegentor und eine Niederlage hinnehmen. Mit bereits drei Platzverweisen nach vier Spieltagen übernimmt der SVWW die Führung in diesem Negativ-Ranking.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (13 Uhr) zuhause gegen Schalke 04.
—
Beitragsbild: Christian Jenisch
Hallo Gunnar,
kann mich Deiner Einschätzung nur voll und ganz anschließen. Lee hätte spätestens nach dem Applaus ausgewechselt werden müssen.
Das können wir allerdings im Nachhinein auch leicht sagen. Hätte er es fünf Minuten länger bis zur Halbzeitpause „geschafft“, hätte Kauczinski ihn ja runtergenommen und das Thema wäre nicht mal halb so groß. Aber gut, muss er halt draus lernen.