Die Wehenschau (KW 49/2023)

Markus Kauczinski machte in der Pressekonferenz vor der morgigen Partie gegen Braunschweig keinen Hehl daraus, dass er mit den letzten beiden Spielen nicht zufrieden war. So könnte es also durchaus sein, dass es neben dem einen oder anderen aus Verletzungsgründen notwendigen Wechsel in der Startelf auch eine veränderte taktische Formation gibt, nämlich die schon in der zweiten Halbzeit in Kiel gesehene Viererabwehrkette. Einerseits erstaunlich, nachdem man nun fast anderthalb Jahre lang durchgehend auf eine Dreier-/Fünferkette gesetzt hat, aber andererseits gut, wenn man eine gewisse Flexibilität im System hat und auch mal Anpassungen vornimmt, wenn es angebracht erscheint. Ich bin jedenfalls ziemlich gespannt, für welche Variante Kauczinski sich entscheidet.

Noch wichtiger als das System ist aber letztlich, dass die Mannschaft am Ende erfolgreich ist, und das kann in der Partie gegen den Tabellenvorletzten eigentlich nur ein Sieg bedeuten. Insbesondere nach den zwei verdienten Niederlagen und der Aussicht, nächste Woche beim Tabellenführer FC St. Pauli anzutreten, sind drei Punkte im letzten Heimspiel des Jahres fast schon Pflicht. Klar, auch die bisher erreichten 21 Punkte sind eine gute Hinrundenausbeute und der SV Wehen Wiesbaden wird in den nächsten Spielen keinesfalls auf einen direkten Abstiegsplatz abrutschen können, aber wenn es überhaupt Gegner in dieser Liga gibt, gegen die man als SVWW gewinnen muss, dann Eintracht Braunschweig in der aktuellen Lage. Aber natürlich muss man auf der Hut sein, der neue Trainer Daniel Scherning begann direkt mit einem Sieg gegen Osnabrück, gefolgt von zwei sehr knappen Niederlagen gegen den HSV und Fürth. Wollen wir hoffen, dass sich der Aufwärtstrend bei den Niedersachsen nicht schon am Freitag in der Brita-Arena in Punkten manifestiert.

Wenig überraschend hat es an den letzten beiden Spieltagen kein Wehener Spieler in die Elf des Spieltags beim kicker geschafft. Wer allerdings weiter konstant gute Leistungen gebracht hat, ist unser Torwart Florian Stritzel, was ihn momentan zum notenbesten Spieler der gesamten Liga macht. Glückwunsch dazu und es soll natürlich ein Ansporn sein, diese Position zu verteidigen.


Noch ein Heim- und ein Auswärtsspiel, dann ist die Hinrunde schon vorbei und die Liga geht in die Winterpause. Für die Mannschaft bedeutet das zwei Wochen Urlaub, bevor es dann am Tag nach Neujahr wieder mit dem Training losgeht. Die ersten Tage verbringt man noch auf dem heimischen Halberg inklusive eines Testspiels gegen den SV Sandhausen (6. Januar, 12 Uhr) – wenn man sich die aktuellen Witterungsbedingungen anschaut, würde ich sagen: mutige Planung. Einen Tag später geht es jedenfalls für eine Woche ins Trainingslager nach Spanien, wo auch noch ein Testspiel stattfinden soll.

Völlig unabhängig vom sportlichen Geschehen entwickelt sich der Verein auch als ganzes weiter und schafft nachhaltige Strukturen in allen Bereichen. Sollte heutzutage selbstverständlich sein, darf aber dennoch lobend erwähnt werden.


Zum Abschluss noch zwei Links zu ehemaligen SVWWlern. (Die Artikel sind zwar schon von letzter Woche, kamen aber erst kurz nach der letzten Wehenschau rein.)

  • Niklas Schmidt spielt seit dem Sommer für den FC Toulouse und ist auf gutem Weg, sich direkt für die KO-Runde der Europa League zu qualifizieren (übrigens vor Union Saint-Gilloise mit Gustaf Nilsson).
  • Rüdiger Rehm hat es als Trainer von Waldhof Mannheim gerade nicht leicht. Seit neun Spielen sieglos und Tabellenplatz 18, das hätte wahrscheinlich in vielen Clubs schon zur Entlassung geführt. In Mannheim hat Rehm offenbar noch bis zur Winterpause Zeit, wenigstens die Abstiegsplätze zu verlassen, ansonsten ist wohl Feierabend.

Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 16. Spieltag, Freitag, 8. Dezember, 18:30 Uhr, zuhause gegen Eintracht Braunschweig

Der Gegner: Eintracht Braunschweig pendelt seit Jahren (oder eher Jahrzehnten) zwischen zweiter und dritter Liga, mit einem kurzer Ausflug in die Bundesliga in der Saison 2013/14. In der letzten Saison hat man als Aufsteiger den direkten Wiederabstieg knapp abwenden können, aber nachdem man sich auch in dieser Saison im Tabellenkeller festgesetzt hat, wurden Sportdirektor Peter Vollmann und Trainer Jens Härtel vor einem Monat entlassen. Die Niedersachsen haben bisher erst zwei Siege und zwei Unentschieden geholt, aber schon elf Niederlagen hinnehmen müssen. Offenbar drückt vor allem in der Offensive der Schuh, denn nur elf Tore sind der schlechteste Wert der Liga. Bester Torschütze mit drei Treffern ist der ehemalige Bundesligaspieler Anthony Ujah, der allerdings bereits seit September verletzt fehlt.

Der Direktvergleich ist ausgeglichen, von bisher acht Aufeinandertreffen (alle in der 3. Liga) gewannen beide Vereine jeweils drei, dazu trennte man sich zweimal unentschieden. Zuhause in der Brita-Arena ist der SVWW gegen Braunschweig allerdings noch sieglos. Die letzte Begegnung war in der vorletzten Saison und endete mit einer 0:1-Heimniederlage.

Personelles: Neben den schon vorher fehlenden Taffertshofer und Reinthaler fallen nun auch noch Mathisen, Bennetts und Günther aus. Mathisen ist definitiv ein Verlust, schließlich hat der Abwehrchef bisher nur acht Minuten verpasst, als er gegen den HSV kurz vor Ende ausgewechselt wurde. Für Günther ist es auch etwas schade, denn ansonsten hätte er möglicherweise mal wieder einen Einsatz von Beginn an gehabt. Stattdessen nun vielleicht die Chance für Rieble?

Aufstellungstipp: Stritzel – Mockenhaupt, Angha, Vukotic – Goppel, Jacobsen, Heußer, Rieble – Bätzner, Lee – Prtajin

Nach dem Spiel könnte sich der SVWW im Falle eines Sieges (zumindest für einen Tag) auf Platz 6 verbessern. Die bisherige Ausbeute in Freitagabendspielen ist in dieser Saison gut, drei von vier Partien wurden gewonnen. Oder anders gesagt: die Hälfte aller Siege holte man freitags.


Wer bis hierher gelesen hat, soll heute mal belohnt werden: ich habe zweimal zwei Freikarten (in N8) für das morgige Spiel gegen Braunschweig zu verschenken. Schreibt mir eine Mail, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Apropos Gewinnspiel: schon die neue Folge Niemals Erste Liga gehört?