Die Wehenschau (KW 49/2024)

Mit dem Heimsieg gegen Viktoria Köln hat der SV Wehen Wiesbaden am vergangenen Sonntag zumindest ergebnistechnisch seine jüngste Krise beendet. Mag sich Nils Döring für den „kompakten sowie disziplinierten Auftritt“ seiner Mannschaft selbst loben, aber spielerisch ist weiterhin noch viel Luft nach oben. Klar, das offizielle (Zwischen-) Ziel „oben dranzubleiben“ ist weiterhin drin, aber so ein bisschen spielerische Weiterentwicklung hätte ich mir nach fast einer kompletten Halbserie inklusive dreier Länderspielpausen schon erhofft.

Am Samstag geht es ins traditionsreiche Stadion Rote Erde zur zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund, die wie bei zweiten Mannschaften üblich mit spielstarken Talenten gespickt ist (und zumindest laut transfermarkt.de über den wertvollsten Kader der 3. Liga verfügt). Die Wehener Erfahrungen mit den beiden anderen Zweitteams sind in dieser Saison eher durchwachsen: gegen den VfB Stuttgart holte man nach 0:2-Rückstand noch ein 2:2 und gegen Hannover 96… nunja, lassen wir das. In Stuttgart (bzw. gegen Stuttgart in Großaspach) bekam der SVWW übrigens den bisher einzigen Strafstoß in dieser Saison zugesprochen. Schiedsrichter in dieser Partie war Kevin Behrens (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bundesliga-Spieler), der auch das Spiel in Dortmund am Samstag leiten wird. Sollte es wieder einen Elfmeter geben, würde wahrscheinlich nicht Ivan Franjic antreten.

Wo wir gerade bei Schiedsrichtern sind, muss man den SVWW aber auch mal loben. Nach 16 Spielen gab es noch keine einzige Sperre eines Wehener Spielers, denn weder gab es einen Platzverweis noch hat einer fünf gelbe Karten gesammelt. Nur Energie Cottbus hat weniger Karten als der SVWW, dafür aber einmal Gelb-Rot gesehen. Der erste, dem eine Gelbsperre droht, ist Fatih Kaya, der seit letztem Wochenende bei vier Verwarnungen steht. Noch gar keine Karte hat hingegen Sascha Mockenhaupt gesehen, aber dieses Phänomen kennen wir ja schon seit Jahren.


Drei von vier Spielen des Hessenpokal-Viertelfinals sind bereits terminiert (alle Mitte Februar), aber für Offenbach gegen den SVWW gibt es noch kein Datum. Naja, ist ja auch noch Zeit.

Vom Hessenpokal ist es – zumindest gedanklich – nicht weit zum DFB-Pokal. Da fand in dieser Woche das Achtelfinale statt, bedauerlicherweise ohne Beteiligung des SVWW, aber immerhin mit einigen ehemaligen Wehenern:

  • Robert Andrich gewann mit Bayer Leverkusen 1:0 in München.
  • Beim Spiel Werder Bremen gegen Darmstadt 98 erzielte der frühere Wehener Jugendspieler Anthony Jung in letzter Minute den 1:0-Siegtreffer für Werder, Aleksandar Vukotic auf Darmstädter Seite hatte das Nachsehen.
  • Bei der Partie Karlsruher SC gegen den FC Augsburg standen am Ende sogar drei Ex-SVWWler auf dem Platz. Lasse Günther und Robin Heußer wurden beim KSC in der Verlängerung eingewechselt, beim FCA spielte Phillip Tietz durch. Heußer war an der Entstehung des zwischenzeitlichen 2:1 beteiligt, Tietz beim 2:2 in letzter Sekunde. Im Elfmeterschießen trat Tietz (entsprechend seiner neuen Rolle als Elfmeterschütze Nummer eins) als erster an und verwandelte. Heußer war der letzte Karlsruher Schütze und vergab als einziger – sehr bitter.

Bitter ist auch die Situation von Jakov Medic. Nicht nur, dass er mit dem VfL Bochum erst zwei Punkte holen konnte und am Tabellenende der Bundesliga steht, nun hat sich „Medo“ auch noch eine Gesichtsverletzung zugezogen und fällt bis auf weiteres aus.

Gut läuft es hingegen für Sandro Schwarz, der als Trainer der New York Red Bulls im Endspiel der Major League Soccer steht. Im „MLS Cup“ genannten Finale trifft New York am Samstag auf Rekordsieger Los Angeles Galaxy.

Erst letzte Woche hat Erzgebirge Aue die Trennung von Trainer Pavel Dotchev zum Saisonende verkündet, doch nach der Heimniederlage gegen Verl folgte die sofortige Beurlaubung. Rüdiger Rehm zählt weiterhin zu den Nachfolge-Kandidaten.


Was, wann, wo: 3. Liga, 17. Spieltag, Samstag, 7. Dezember, 14:00 Uhr, auswärts bei Borussia Dortmund II

Der Gegner: Unter Trainer Jan Zimmermann, der im Februar letzten Jahres übernommen hat, erreichte der BVB in der vergangenen Saison das beste Ergebnis für eine zweite Mannschaft der Dortmunder jemals, nämlich Platz 11 mit 54 Punkten. Auch in der aktuellen Spielzeit steht man mit 21 Punkten auf Platz 10 liegend gut da und schickt sich an, erneut mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Vor allem zuhause ist die Borussia stark und holte dort 16 Punkte in acht Spielen. Auffälligster Spieler ist Julian Hettwer, der mit neun Treffern und fünf Vorlagen hervorragt.

Das letzte Spiel wurde in der vorletzten Saison nebenan im Westfalenstadion ausgetragen und endete durch einen Hollerbach-Treffer mit einem 1:0-Sieg für den SVWW.

Der Direktvergleich spricht für Wehen Wiesbaden, von zwölf Begegnungen (alle in der 3. Liga) gewann man sieben und verlor nur eins.

Personelles: Keine Veränderungen bei den Ausfällen (außer dass Mo Amsif wieder gesund ist) und deshalb vermutlich auch keine Veränderung in der Startaufstellung.

Aufstellungstipp: Stritzel – Carstens, Jacobsen, Luckeneder – Goppel, Taffertshofer, Gözüsirin, Greilinger – Bätzner, Kaya – Flotho

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 3 bis 7 stehen.

Foto: Arne Müseler, Wikipedia