3. Liga, 20. Spieltag: SVWW – SC Verl 0:1
Tor: 0:1 Gruber (35.)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Jubiläum ohne Jubel.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Nils Döring musste auf den erkrankten Stritzel verzichten, sodass Lyska zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison kam. Daran lag es aber nicht, dass der SVWW kaum etwas vom Spiel hatte. Die Gäste aus Verl waren klar tonangebend und in der ersten Halbzeit fand die Partie fast ausschließlich in der Wehener Hälfte statt. Dass irgendwann das 0:1 fiel, war nur folgerichtig, auch wenn die Entstehung durch einen Eckball eher untypisch war. In der zweiten Halbzeit zeigten sich die Gastgeber deutlich bemühter auch mal in der Offensive stattzufinden, aber gefährlich wurden nur die Gäste. In der Schlussviertelstunde gab es wenigstens mal ein paar Halbchancen: ein Kopfball von Bätzner flog übers Tor, ein Distanzschuss von Goppel ging harmlos genau auf den Torwart, ein Schuss aus der Drehung des eingewechselten Flotho zischte knapp über die Latte. Hinten mussten Carstens und Mockenhaupt bei Kontern der Verler eingreifen und so dümpelte man der nächsten Heimniederlage entgegen.
Liebling des Spiels: Sportlich Arthur Lyska, der einige ordentliche Paraden zeigen durfte, ansonsten Sascha Mockenhaupt, der sein 300. Pflichtspiel für den SVWW absolvierte.
Szene des Spiels: Irgendwann in der zweiten Halbzeit, der Verler Torwart Schulze trifft beim Abschlag den Ball nicht richtig und produziert eine Kerze. Doch nicht mal aus so einem Lapsus konnten die Rotschwarzen einen Vorteil ziehen.
Vor dem Spiel versuchte man sich gegenseitig Mut zu machen, dass es in der Rückrunde besser werden möge.
Nach dem Spiel: Choreo für Mocki. Sehr hübsch und natürlich völlig angemessen, aber nach einem verlorenen Spiel auch irgendwie deplatziert.
Das fiel auf:
– „Spielkultur“ zum Abgewöhnen. Keine Ideen, kein Mut, kein gar nix.
– Pro Halbzeit exakt ein Schuss aufs gegnerische Tor, das ist schon bemerkenswert dürftig.
+ Zum Glück hat man im Trainingslager den Fokus auf die Defensive gelegt, sonst hätte man sich wahrscheinlich auch gegen Verl schon wieder fünf Gegentore eingefangen.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau
Zum Nachschauen: Magenta Sport (YouTube, Highlight-Video)
Zuschauer: 2.167, davon etwa zwei Dutzend Gästefans.
Tabelle: Der SVWW fällt auf Platz 12 zurück und ist mittlerweile vom Relegationsrang fast genau so weit entfernt wie von den Abstiegsplätzen.
Vergleich zur Hinrunde: -1
Serien und Rekorde: Ein Sieg aus den letzten neun Spielen, zum zweiten Mal hintereinander kein Tor erzielt.
Ansonsten: Ja, es ist kalt und und ja, der Gegner zieht auch nicht gerade die Massen an, aber nochmal etwa 900 weniger als der bisher Minusrekord in dieser Saison? Mit solchen Leistungen ist das Stadion bald komplett leergespielt.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (14 Uhr) auswärts bei Hansa Rostock.
Ziemlich desaströse Vorstellung und sehr schade für Mocki in seinem Jubiläumsspiel. Dein Kommentar zur Zuschauerzahl ist richtig und wichtig und man kann nur hoffen, dass man sich beim Verein darüber klar wird. Sportlich mag es verkraftbar sein, wenn man in dieser Saison nicht die Höchstleistungen abrufen kann und sich zunächst konsolidieren möchte. Aber den Fans, speziell denen, die vielleicht erst kürzlich den Weg ins Stadion gefunden haben, muss man doch etwas anbieten. Das ist einfach zu wenig und man hat sich leider mit der eigenen Antwort auf die Trainerfrage in eine Sackgasse manövriert. Es fehlt ein positiver Einfluss, der jetzt eigentlich nur noch von außen kommen kann. Die Frage wer es denn machen will, ist eine ganz andere Sache. Die Idee eines selbst herangezogenen Trainers ist gut, aber die Rahmenbedingungen sind einfach nicht gegeben.
Es ist absolut traurig, erbärmlich und beschämend, wie dieser Verein es geschafft hat, innerhalb eines halben Jahres alles mit dem Hintern einzureissen, was 10 Jahre aufgebaut wurde.
Der Verein schläft. Wir befinden uns genau an dem Punkt, an dem wir 2012 waren. Furchtbarer Fußball, kaum Zuschauer, sportlich im Niemandsland.
Wie haben dieses Jahr drei gute Spiele gemacht (Essen, 60 und Mannheim), der Rest grausam. Die Siege gegen Cottbus, Rostock und Osnabrück waren unverdient und haben viel überdeckt.
Keine Spielidee, Verunsicherung. Noch im März fahren wir beseelt aus Elversberg heim und sehen rosige Zeiten, und was wir bekommen ist Tristesse.
Sorry Nils, toller Typ, super sympathisch, dazu Wiesbadener, aber das reicht nicht. War schon in der Relegation zu sehen (drei Stürmer, keinen 10er, nur lange Bälle ins Nichts). Es braucht einen Neuanfang. Nutzt diese Saison zum Einspielen, dann nächste Saison wieder angreifen. Wir haben gesehen, was in der Stadt möglich ist.
„Wie haben dieses Jahr drei gute Spiele gemacht (Essen, 60 und Mannheim), der Rest grausam.“
Der Rest war beileibe nicht grausam. Gegen Köln haben wir verdient 3:1 gewonnen, auch Dresden durfte sich über die Niederlage bei uns nicht beschweren. In Verl (zurückgenommenes Tor von Bätzner), Stuttgart (genauer Großaspach) hätten wir ebenfalls einen Sieg (verschossener Elfmeter beim Stand von 2:2) verdient gehabt, wie auch in Mannheim oder Dortmund. Gegen Sandhausen haben wir die Punkte erst in der Schlussphase liegen gelassen.
Was uns noch definitiv fehlt, ist Konstanz in den Leistungen. Dafür ist allerdings nicht Nils Döring alleinverantwortlich. Statt sich da so etwas wie einen Blitzableiter zu suchen, sind da meiner Meinung nach viel mehr die Spieler gefragt, regelmäßiger ihr Leistungsvermögen abzurufen. Und das war aus meiner Sicht auch das Hauptproblem im Rückspiel gegen den SC Verl.
Naja…
Der Sieg gegen Köln war sicherlich verdient, weil der Gegner überraschend harmlos war, aber besonders toll war das Spiel auch nicht, genauso wie das Spiel gegen Dresden. In Verl wäre das aberkannte Tor auch nur der Ausgleich gewesen – ob man noch gewonnen hätte, ist völlig hypothetisch. Gegen Stuttgart war die erste Hälfte großer Mist und die zweite nur bis zum verschossenen Elfmeter gut, danach gab es keine Torchance mehr. Gegen Sandhausen hat man verdient geführt und das 2:0 verpasst, aber dann irgendwann komplett das Spielen eingestellt und nur zugeschaut, wie der Gegner mit personellen und taktischen Veränderungen die Partie dreht. Den eher unglücklichen Punktverlusten kann man genauso viele glückliche Punktgewinne gegenüber stellen (z. B. Cottbus, Osnabrück).
Ich sehe nach mehr als einer halben Saison bei uns keinerlei spielerische Entwicklung und wenn die Spieler regelmäßig ihr Leistungsvermögen nicht abrufen können, muss man zwangsläufig irgendwann mal fragen, ob das nicht vielleicht doch am Trainer liegt.
Natürlich ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem man über den Trainer nachdenken muss. Die Art und Weise der Niederlage gegen Verl (es kamen viele „einfache“ Pässe auch ohne gegnerischen Druck nicht an) war auch bedenklich und birgt mit Blick auf die nächsten Spiele auch durchaus Gefahren. Was mich allerdings stört, ist, wenn Pauschal-Aussagen getätigt werden.
Dass wir in der spielerischen Entwicklung durch die Rückschläge nicht so weit sind, wie wir sein könnten, steht für mich ebenfalls außer Frage. Nur hatten eine ganze Reihe an vorherigen Zweitliga-Absteigern noch erheblich größere Probleme, sich im ersten Drittliga-Jahr wieder zurechtzufinden. Da finde ich es nicht als selbstverständlich, dass wir nun – wie schon nach dem zurückliegenden Abstieg – nach 20 Spieltagen 28 Punkte auf dem Konto haben. Natürlich muss man auch die weitere Entwicklung im Auge behalten. Das würde auch gelten, wenn wir unter den Top vier stehen würden.
Die okaye Punkteausbeute kommt ja vor allem durch den überraschend guten Saisonstart. Der Trend zeigt aber deutlich nach unten, sowohl was die Ergebnisse betrifft und – aus meiner Sicht noch viel schlimmer – was die Entwicklung angeht. Ich hätte absolut Verständnis, wenn man sich erst an ein neues Spielsystem o. ä. gewöhnen muss und dafür auch Rückschläge in Kauf nimmt, aber es wird ja mit jedem Spiel schlechter, ohne dass man eine Spielidee überhaupt erkennen kann.
Vor einem Jahr war das ziemlich ähnlich: man hat lange vom guten Start gezehrt und verkannt, dass es massiv abwärts geht. Im Nachhinein hat die Vereinsführung ja eingeräumt, dass sie zu spät gehandelt haben.
Personelle Konstanz, Loyalität, der Wunsch einen Trainer aus dem eigenen Stall aufzubauen – verstehe ich alles und finde es auch gut, aber die Saison ist im besten Fall verschenkt und im schlechtesten Fall feiern wir das 100jährige Vereinsjubiläum in der Regionalliga.
Die drei zurückliegenden Spiele waren schlechter als unsere Auftritte zuvor, ja. Dass es „mit jedem Spiel schlechter wird“ ist aus meiner Sicht aber meiner Meinung nach eine zu allgemeine Aussage. Auch das mit der Spielidee kann ich nicht unterschreiben. Für mich ist es definitiv auffällig, dass wir den Gegner früh anlaufen und mit unserem Pressing frühe Ballgewinne erzielen wollen. Auch agieren wir im Spielaufbau – angefangen beim Torhüter – deutlich mehr mit flachen Pässen, als in den zurückliegenden Jahren. Teilweise sogar zu sehr, wenn ich an das Spiel gegen Ingolstadt und die individuellen Fehler denke.
Wir haben mit Schwankungen zu kämpfen, auch innerhalb der Spiele. Da sind für mich Trainerteam UND Mannschaft gefragt, dass möglichst bald abzustellen bzw dafür zu sorgen, dass wir uns da einpendeln. Und: Für mich ist ein Trainerwechsel kein Allheilmittel. Nicht umsonst haben mit Sandhausen, Aue, Unterhaching und RWE auffällig viele Vereine trotz neuen Trainers und einer Vorbereitung(!) zum Auftakt verloren.
Trotz allem sind es nur drei Punkte bis Rang sechs. Dass du persönlich nicht daran glaubst, dass wir soweit oben landen, ist das Eine. Dass du dennoch „im besten Fall“ von einer verschenkten Saison sprichst, hört sich für mich nach noch immer nicht verarbeiteter Enttäuschung über den Abstieg und nach Verbitterung an. Das finde ich sehr schade, denn sonst habe ich die Blog-Einträge und Podcast-Folgen auch in sportlich schwierigen Zeiten sehr gerne verfolgt.
Erst mal danke Gunnar für das Rechtfertigen meiner Auffassung. Ich bin bei allem bei Dir.
Dominik, ich verfolge diesen Verein nun seit fast 18 Jahren, habe den Aufstieg und den Aufbau miterlebt, mitgefiebert, war bei ca. 70% aller Auswärtsspiele dabei. Uns jetzt den Absturz innerhalb so kurzer Zeit zu erleben tut weh. Verbitterung? Ja, auf jeden Fall. Aber auch einfach Ärger über die Schlaflosigkeit des Vereins. Zumindest wirkt es so. Ich bleibe dabei, dass es nur 3 gute Spiele waren. Der Rest waren kurze Phasen. Das reicht aber nicht. Und sorry, allein die beiden Dinger gegen Hannover und Ingolstadt bleiben mir noch lange in den Klamotten.
Und Spielentwicklung? Unser „Anlaufen“ wirkt unkoordoniert. Das machen viele Teams besser. Den verbesserten Aufbau sehe ich durchaus, aber effektiver jst er nicht. Ein System mit 3 Stürmern ohne echte 10, dann lange Bälle auf einen der 3, die dann aber nicht abgelegt werden können, weil Fechner leider nur gegen den Ball ligatauglich ist und Gözusirin oft im falschen Raum steht.
Dieses System war schon in Regensburg untauglich, wo Lee unverständlicherweise auf der Bank saß.
Und gegen Verl kommen die langen Bälle auf Kaya, der aber eben einen Meter kleiner als Flotho ist.
Alles wirkt unausgegoren.
Ich bin mir sicher, dass dieses Team guten Offensivfußball Spielen kann, wenn man es nur lässt.
Ich kenne und mag Nils sehr, aber hier braucht es leider einen neuen Impuls, eine neue Idee. Er nach der Idee gefragt kommt nur mit der Forderung nach Basics. Die sind die Grundlage, können aber keine Idee ersetzten.
Deinen ersten Satz verstehe ich nicht so ganz: hier muss sich doch niemand rechtfertigen.
Ich denke mal, wir sind uns alle darüber einig, dass man aufpassen muss, dass man nicht in einen Anwärtsstrudel gerät, aus dem man nicht mehr herauskommt. Der Trainer ist halt immer das schwächste Glied und der erste, der die Konsequenzen tragen muss, wenn es nicht läuft. Aber oft liegen die Probleme ja tiefer. Und es gibt genug Beispiele, wo ein Trainerwechsel nicht wirklich was gebracht hat.
Auch ich sehe vieles nicht so negativ bisher, wie manch einer hier – liegt aber vielleicht auch an meiner Erwartungshaltung. Die ist bei mir sehr gering: mir reicht eine Saison ohne Abstiegssorgen. Eben weil Zweitliga-Absteiger oft in Gefahr waren, durchgereicht zu werden. Deshalb muss man natürlich schon aufpassen, dass man den aktuellen negativen Lauf schnell durchbrochen bekommt.
Nachdem man mit Döring in die Winterpause ist, war klar, dass er nicht gleich nach dem 1.Spiel danach Geschichte sein wird. Damit kann ich leben. Aber natürlich muss die Mannschaft Reaktion zeigen, ansonsten greifen die üblichen Mechamismen.