Die Wehenschau (KW 44/2025, Teil 1)

Das 50. Drittligaspiel war für Nils Döring zugleich das letzte als Cheftrainer des SV Wehen Wiesbaden. Nach der Heimniederlage gegen Alemannia Aachen hatte dann selbst Sportgeschäftsführer Uwe Stöver, der als sportlicher Ziehvater von Döring galt, genug. „Wir waren lange davon überzeugt, mit ihm unsere sportlichen Ziele erreichen zu können. Letztlich sind wir jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass eine Veränderung auf der Trainerposition notwendig ist, um eine Trendwende herbeizuführen“, wird Stöver in der offiziellen Meldung zitiert.

Diese ursprüngliche Überzeugung hatte ich schon lange nicht mehr, vielleicht nie gehabt, und ich glaube, dass es vielen anderen Fans ähnlich ging. Die Vorstellung, dass einer aus den eigenen Reihen zum erfolgreichen Cheftrainer wird, ist natürlich sehr romantisch. Spieler, Teamchef, Trainer verschiedener Jugendmannschaften, Co-Trainer und schließlich Chefcoach – wenn die Mannschaft dann noch schönen und/oder erfolgreichen Fußball gezeigt hätte, am besten natürlich von einem Aufstieg gekrönt, wäre das Märchen perfekt. Leider war der Fußball der vergangenen anderthalb Jahre viel zu selten schön oder erfolgreich. Es gab immer mal wieder einzelne Ausreißer nach oben, aber von der Tendenz her war die gezeigte Spielanlage ziemlich bieder und die Ergebnisse mittelmäßig. Einzelne Spiele kann man immer erklären und der Trainer ist sicher auch nicht schuld daran, wenn die Stürmer reihenweise Elfmeter verschießen, aber auf längere Sicht gab es eigentlich keine wesentliche Weiterentwicklung in der Spielidee zu erkennen. So schade die Trennung für Nils Döring ist und so sympathisch er in persönlichen Begegnungen er auch auftritt, doch aus sportlicher Sicht war ein Neuanfang auf der Trainerposition aus meiner Sicht schon längst überfällig.

Fürs erste übernehmen die Co-Trainer Frank Steinmetz und Giuliano Modica, aber es soll zeitnah ein neuer Cheftrainer engagiert werden. Wer auch immer es wird, beim morgigen Hessenpokalspiel wird er (oder sie) noch nicht an der Seitenlinie stehen. Damit bleibt ihm auch das Schicksal von Markus Kauczinski erspart, der damals in seinem ersten Spiel als SVWW-Trainer eine Niederlage in Friedberg anschauen musste. Vermutlich wird auch das Ligaspiel gegen Havelse am Samstag von Steinmetz und Modica verantwortet, damit der Neue dann mit einer kompletten Trainingswoche starten kann.

Stöver und Kollegen werden sicherlich ein gewisses Anforderungsprofil haben, aber wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es ein Trainer, der schon nachgewiesen hat, dass eine Mannschaft auch in der 3. Liga ansehnlichen Fußball spielen kann und idealerweise auch schon mal aufgestiegen ist. Von den aktuell verfügbaren Trainern fallen mir da beispielsweise Thomas Wörle, Tobias Schweinsteiger oder Sascha Hildmann ein. Daniel Thioune würde mir auch sehr gut gefallen, aber ich glaube nicht, dass er es noch nötig, zurück in die 3. Liga zu gehen. Auch wenn Erfahrung ein wichtiges Gut ist, würde mich jemand aus der Kategorie Pavel Dotchev eher weniger begeistern. Nun gut, warten wir es ab.


Laut fussball.de empfängt der SVWW in der nächsten Länderspielpause am 14. November die Sportfreunde Siegen zu einem Testspiel auf dem Halberg. Von Vereinsseite gab es noch keine Meldung dazu, aber dass an diesem Tag ein Test angesetzt wird, wäre naheliegend.


Ob der SVWW in der nächsten Saison in der 3. Liga spielt, wissen wir noch nicht, aber wenn, dann mit einem Ball. Ab kommenden Sommer darf Derbystar statt Adidas die Bälle liefern, die dann auch ein eigenes Design haben werden.


Was, wann, wo: Hessenpokal, Achtelfinale, Dienstag, 28. Oktober, 18:00 Uhr, auswärts beim KSV Baunatal

Der Gegner: Die großen Zeiten des KSV Baunatal liegen schon etwas zurück. Von 1976 bis 1979 spielten die Nordhessen drei Jahre in der 2. Bundesliga (und ist damit in der ewigen Tabelle knapp hinter dem SVWW mit seinen insgesamt vier Saisons), 1982 und 1983 gewann man den Hessenpokal. 2013 wurde der KSV Hessenmeister und stieg in die Regionalliga auf, aus der man zwei Jahre später wieder abstieg und seitdem wieder in der Hessenliga spielt. Dort wurde man vor zwei Jahren Dritter und belegte ansonsten mittlere Tabellenplätze. Auch aktuell steht man nach 14 Spieltagen mit 21 Punkten auf Platz 9. Für das Achtelfinale hat sich Baunatal durch Siege gegen Fritzlar (5:2) und Stadtallendorf (3:1) qualifiziert.

Das letzte Spiel war außergewöhnlich: im Hessenpokalfinale 2019 gewann der frisch aufgestiegene SVWW mit 8:1.

Der Direktvergleich ist nach insgesamt fünf Begegnungen ausgeglichen. Vor dem erwähnten Pokalspiel traf man zwischen 1989 und 1991 schon viermal in der Oberliga Hessen aufeinander (1S/1U/2N). Dazu hat Baunatal sechsmal gegen die zweite Mannschaft des SV Wehen gespielt und fünfmal gewonnen.

Personelles: Ich vermute, dass Steinmetz und Modica auf Nummer Sicher gehen wollen und mehr oder weniger die Bestbesetzung aufstellen werden. Im Tor könnte wieder Noah Brdar zum Einsatz kommen.

Aufstellungstipp: Brdar – Mockenhaupt, Lewald, Janitzek, May – Schleimer, Suarez, Gözüsirin, Johansson – Agrafiotis, Flotho

Nach dem Spiel wird der SVWW hoffentlich im Viertelfinale stehen und sich ab Mittwoch konzentriert auf das nächste Ligaspiel gegen Havelse vorbereiten.

Foto: Günther Pöpperl (Wikipedia)


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