Alles wie gewohnt
„Ach, der Herr Wehen, was darf’s denn sein? Wie immer?“
„Ja, genau, ein 3:0, bitte.“
„Geschnitten oder am Stück?“
„Och, diesmal am Stück.“
Bereits zum vierten mal seit der Winterpause gewinnt der SV Wehen Wiesbaden ein Heimspiel mit 3:0 (dazu noch ein 5:2, ein 2:1 und das 0:2 gegen Braunschweig). Allerdings sah es in der ersten Halbzeit gar nicht besonders gut aus. Nach gutem Beginn mit ein paar Chancen für den SVWW hielt Rot Weiß Ahlen tüchtig dagegen und vergab seinerseits eine Hunderprozentige, danach neutralisierten sich die beiden Mannschaften mehr oder weniger. Den Wehenern war der Willen schon anzumerken, aber teilweise schienen sie es erzwingen zu wollen und verkrampften dabei eher. Sollte es etwa auch im vierten Anlauf keinen Sieg gegen Ahlen geben, obwohl die Voraussetzungen so gut wie selten zuvor waren?
Die Einwechslung von Innenverteidiger Nils Döring für Stürmer Marco Sailer zur zweiten Halbzeit sah im ersten Moment nicht gerade nach bedingungsloser Offensive aus, aber es war dann schnell klar, dass durch die damit verbundenen Umstellungen (Schönheim auf links, Mintzel davor) das Offensivspiel vor allem über die linke Seite eine ganz andere Dynamik bekommen sollte. Auch die Auswechslung von Marcel Ziemer sorgte zunächst für Stirnrunzeln auf der Nordtribüne, aber der eingewechselte Addy-Waku Menga lieferte prompt den Beweis, dass Gino Lettieri (bzw. in diesem speziellen Fall sein Co-Trainer Janovsky) mal wieder alles richtig gemacht hatte. Nach einer Ecke konnte der Kopfball von Quido Lanzaat nur unkontrolliert abgewehrt werden und Menga drückte den Ball aus dem Gewühl heraus ins Tor. Dem erlösenden 1:0 folgte keine zwei Minuten später schon die Vorentscheidung, als bei einem schnellen Konter Daniel Brosinski präzise auf Alf Mintzel flankte und dieser mit einem herrlichen Flugkopfball das 2:0 erzielte. Menga war es dann vorbehalten, nach einem Pass von Danko Boskovic in den freien Raum alleine aufs Tor laufen zu dürfen und ganz cool zum 3:0-Endstand einzuschieben.
Addy war damit natürlich der Mann des Tages und bekam spontan ein Liedchen von den Fans gedichtet. Besonders sympathisch, dass er nicht nur auf den Zaun kletterte, sondern direkt in den Stehblock lief, auf das Capo-Stühlchen kletterte und ohne weitere Instruktionen (wie sie manch anderer Spieler schon brauchte) die Humba anstimmte.
Das Spiel am Samstag war also mal wieder eins mit einer schwachen und einer starken Halbzeit. Das haben wir ja schon einige Male beobachten dürfen, aber wenn die Umstellungen und Einwechslungen des Trainerteams so gut funktionieren, kann man auch mal schwächer starten.
Apropos Wechsel: Es gefällt mir sehr gut, dass Lettieri regelmäßig rotieren lässt. Das ist nicht nur aufgrund der aktuellen englischen Wochen nötig, sondern gibt auch denen Perspektive, die nicht so oft ran dürfen (gegen Ahlen durfte z. B. Flo Hübner mal wieder 90 Minuten spielen).
Stichwort englische Woche: Zum letzten Mal in dieser Saison gibt es am Mittwoch noch ein Spiel unter der Woche. Wie schon in der Hinrunde folgt auf Ahlen Aalen und wie die westfälischen Fast-Namensvettern befindet sich der schwäbische VfR im Abstiegskampf und braucht demzufolge noch jeden Punkt. Und auch gegen Aalen hat der SVWW noch etwas wiedergutzumachen, denn das 1:3 im Hinspiel war richtig schlecht. Ein Sieg (ja, ein Auswärtssieg!) wäre nur folgerichtig und wenn ich schon dabei bin, lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte: Zlatko Janjic trifft endlich mal wieder.
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