Feierabend

Leider nur im Sinne von „Schluss, fertig, aus“, denn zu feiern gab es für Mannschaft und Fans des SV Wehen Wiesbaden gestern Abend überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil – mit einer grauenhaften Vorstellung gegen noch nicht mal besonders gute Darmstädter geht der SVWW mit 0:4 im Hessenpokal-Finale unter. Man könnte jetzt jeden beliebigen Begriff auflisten, der üblicherweise als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Fußballspiel angesehen wird (Einsatz, Zweikämpfe, Spielwitz, etc. pp.) und bei jedem einzelnen „nicht vorhanden“ notieren. Ganz schlimm. Aus der Traum von der Teilnahme am DFB-Pokal.

Dabei hatten die Rahmenbedingungen eigentlich gepasst. Nach einem Tag voller Regen kam am Abend noch die Sonne raus, man konnte direkt am Stadion parken (wenn auch mit 5 Euro nicht gerade billig) und selbst der im ersten Moment etwas bedrohlich wirkende Pulk Offenbacher Fans, die in den Wehener Block einzogen, unterstützte den SVWW. Naja, hauptsächlich feierten sie sich selbst und skandierten gegen ihre speziellen Freunde aus Darmstadt, aber wenigstens musste man nicht fürchten, dass es zu Ärger kommen würde – dafür sorgte auch ein ordentliches Aufgebot an Polizei und Ordnern, ungefähr im Verhältnis 1:1 (also ein Sicherheitsmensch pro Kickers-Fan). Das Catering ließ allerdings sehr zu wünschen übrig: Bratwurst samt Brötchen ziemlich labberig und als Bier nur alkoholfreies Clausthaler – obwohl der Wettbewerb doch „Krombacher-Hessenpokal“ heißt.

Das Spiel dümpelte so dahin und es gab reichlich Gelegenheit, die architektonischen Besonderheiten des neuen Offenbacher Stadions zu studieren. Schön, dass es weiterhin eine Stehplatz-Gegengerade gibt (die Waldemar-Klein-Tribüne), die allerdings für diese Begegnung nicht geöffnet wurde – vermutlich hätten es die Kickers-Fans nicht besonders witzig gefunden, dort später Wehener oder Darmstädter Aufkleber o. ä. vorzufinden. Etwas seltsam wirkt die sehr hohe Position des Daches, aber das hat sicherlich seine Gründe. Wie ich mal gelesen habe, wurde lange um den Erhalt der charakteristischen Flutlichtmasten gerungen, aber übrig blieben nur mickrige Gestelle auf den Dächern – da hätte man das Flutlicht für meinen Geschmack besser direkt an den Dachkanten angebracht. Auch die Position der Anzeigetafel ist etwas unorthodox – weder zentral über einer Tribüne noch in einer Ecke, sondern irgendwie auf halbem Weg. Insgesamt gefällt es mir aber eigentlich ganz gut (bis auf den beknackten offiziellen Namen „Sparda-Bank-Hessen-Stadion am Bieberer Berg“), zumindest viel besser als die alte Bruchbude, auch wenn das Stadion-Nostalgiker wahrscheinlich anders empfinden. Leider verloren sich die nur gut 2.000 Zuschauer im weiten Rechteck – da war es vor zwei Jahren in Marburg mit der Dorfsportplatzatmosphäre deutlich stimmungsvoller.

Zum Spiel selbst mag ich gar nicht mehr als den ersten Absatz schreiben. Neben dem sportlichen Debakel und der verpassten Chance, in der nächsten Saison wenigstens ein Highlight außerhalb des Liga-Betriebs zu haben (von den möglichen Zusatzeinnahmen für den Verein ganz zu schweigen), ist es einfach extrem frustrierend, so diese Spielzeit abzuschließen. Das Team hatte, nachdem es fast die komplette Saison unter seinen Möglichkeiten blieb, die große Möglichkeit, sich und die Fans mit einem positiven Ereignis in die Sommerpause zu verabschieden – leider verkackt.

 

Update 06.06.:
Endlich mal ein paar Fotos hochgeladen. Außerdem hier noch ein Artikel von „Kein Tag ohne Fußball“.