Zeit für ein Fazit
Ja, ich weiß, eigentlich wäre ein Saisonfazit eher direkt nach Saisonende angebracht, aber erst hatte ich keine Lust, dann keine Zeit, dann ein bisschen Urlaub, das Übliche halt. Ich durfte mich zwar bei der Mitteldeutschen Zeitung äußern, aber auch hier im Blog möchte ich doch nicht ganz darauf verzichten, also jetzt halt mit Verspätung, was soll’s.
Zu Saisonbeginn hatte ich die Hoffnung geäußert, dass ein erfolgreicher Saisonstart eine kleine Euphoriewelle auslösen könnte und man dann auch Punktverluste überstehen könnte, ohne gleich in der Tabelle nach unten zu rauschen. Tatsächlich gelang – punktemäßig – ein hervorragender Saisonstart und trotz schwächerer Phasen stand der SV Wehen Wiesbaden in der Tabelle nie schlechter als Platz 7. Der abschließende 4. Platz hinter dem überlegenen Trio 1. FC Heidenheim, RB Leipzig (beide wenig überraschend) und dem SV Darmstadt 98 (sehr überraschend) ist letztlich auch ein sehr gutes Endergebnis, das mit der Teilnahme am DFB-Pokal belohnt wird.
Trotzdem wollte keine rechte Euphorie aufkommen, die Stimmung in der Anhängerschaft war im Gegenteil über weite Phasen der Saison eher mies.
Woran lag das? In erster Linie wohl am Geschehen auf dem Platz. Auch wenn die Punkteausbeute anfangs nahezu perfekt war, war doch jedem klar, dass da auch eine gute Portion Glück mit von der Partie war. Eine Chance, ein Tor (meist durch Vunguidica) und schwupps war wieder ein Spiel gewonnen – aber es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Serie reißen sollte. Als man nach fünf sieglosen Spielen in Folge von den vorderen Plätzen abzurutschen drohte, wurde Peter Vollmann entlassen und durch Marc Kienle ersetzt.
In den früheren Jugendtrainer vom VfB Stuttgart und Bayern München setzte man sofort große Hoffnungen, vermutlich erwartete man ähnliche Innovationen wie von Thomas Tuchel, dem ja der nahtlose Übergang vom Jugend- zum Erstligatrainer gelungen war. Leider änderte sich weder an der Spielweise noch an der Aufstellung Wesentliches, sodass man weiterhin mal ein Spiel gewann, mal eins verlor und zwischendurch mal Unentschieden spielte, mit auffallend gleichmäßiger Verteilung. Viel zu oft hatte man dabei den Eindruck, dass die Mannschaft nicht willens oder in der Lage war, alles aus sich herauszuholen. Dabei muss es gar nicht immer ein Sieg sein, um zufrieden nach Hause zu gehen, solange man als Zuschauer den Eindruck hat, dass das Engagement stimmt (wie z. B. beim 1:1 gegen Erfurt geschehen).
Der Abstand zu den Aufstiegsplätzen, zu denen man im ersten Saisondrittel noch auf Tuchfühlung lag, vergrößerte sich stetig, sodass bald nur noch die Perspektive DFB-Pokalteilnahme, entweder über Platz 4 oder über den Hessenpokal, als Ziel verblieb. Nach dem blamablen Pokal-Aus beim Regionalligisten Kickers Offenbach war die Stimmung schließlich auf dem Tiefpunkt. In den letzten Saisonspielen gab es endlich die lang ersehnte Abwechslung im Spielsystem, als mit Luca Schnellbacher regelmäßig eine zweite Spitze neben Jose Vunguidica randurfte. Der vierte Tabellenplatz konnte letztendlich denkbar knapp verteidigt werden.
Insgesamt also eine zwar erfolgreiche Saison, die aber trotzdem nur selten Spaß machte.
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Morgen: Einzelkritik zu allen Spielern
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