Die Wehenschau (KW 20/2020)

Nun ist es wohl soweit. Sofern nicht doch noch kurzfristig etwas dazwischen kommt, wird an diesem Wochenende die Saison in 1. und 2. Bundesliga fortgesetzt. Weder die durch das Kalou-Video aufgedeckten Mängel noch die Tatsache, dass das komplette Team von Dynamo Dresden nach zwei neuen Sars-CoV-2-Infektionen in eine 14-tägige Quarantäne muss und mindestens zwei Spiele erst später austragen kann, scheinen die Maschinerie aufhalten zu können. Die anderen Mannschaften befinden sich gemäß DFL-Konzept aktuell in einer 7-tägigen Quarantäne in Hotels, wobei das im Fall von Borussia Mönchengladbach irgendwie nicht möglich war und dann halt auch fünf Tage reichen. Der SVWW verbringt diese Zeit übrigens im Hofgut Georgenthal, das bekanntlich der Familie Hankammer gehört – sehr praktisch, weil man weiterhin auf dem heimischen Halberg trainieren kann, und vermutlich für den Verein auch eher kostengünstig.

Gestern sorgte dann Heiko Herrlich, Trainer des FC Augsburg, für Aufregung als er frank und frei erzählte, dass er zwischendurch die Hotelquarantäne zum Einkauf von Drogerieartikeln verließ. Im Nachgang hat er sich quasi selbst für das Wochenende suspendiert, wodurch die DFL wohl drumherum kommt, selbst über eine Sanktion nachdenken zu müssen. Spricht aber alles dafür, dass das ganze Konzept auf reichlich wackligen Füßen steht. Man ist aber fest entschlossen, die Saison vollständig abzuschließen und würde notfalls auch noch im Juli spielen. Es wurde außerdem beschlossen, dass ab sofort fünf Spieler gewechselt werden dürfen, allerdings nur bei weiterhin drei Gelegenheiten, um kein Zeitspiel zu forcieren. Wir dürfen uns also auf viele Doppelwechsel in den nächsten Spielen gefasst machen. Außerdem können bei Bedarf Spiele auch in anderen Stadien ausgetragen werden, falls das Stadion der jeweiligen Heimmannschaft aufgrund von Corona-Maßnahmen gerade nicht nutzbar ist. Noch keine Einigkeit wurde in der Frage erzielt, wie man die Saison denn werten soll, falls doch vorzeitig abgebrochen werden muss. Der Vorschlag, dass es trotzdem Auf- und Abstieg geben soll, stieß bei den akut vom Abstieg bedrohten Vereinen auf wenig Gegenliebe. Dazu soll in den kommenden zwei Wochen eine Lösung entwickelt werden.

Allerdings können wir aus Wehener Sicht froh sein, gerade in dieser Saison in der 2. Bundesliga zu spielen. Innerhalb der DFL gibt es zwar auch genügend Schwierigkeiten, aber das ist wohl kein Vergleich zur 3. Liga, wo Meinungen und auch Voraussetzungen bzgl. der behördlichen Anordnungen noch viel weiter auseinanderklaffen. Zwischen DFB und einigen Verein scheint die Stimmung, wie soll ich sagen, etwas gereizt zu sein. Nach aktuellem Stand soll in der 3. Liga die Saison übernächste Woche fortgesetzt werden, die Relegation zwischen 2. und 3. Liga wäre Anfang Juli.

Nun denn, am Sonntag geht es für den SVWW also mit dem Geisterspiel gegen Stuttgart wieder los. Die folgenden drei Spiele wurden mittlerweile ebenfalls mit genauen Anstoßzeiten versehen, alles wie immer im Spielplan zu finden. In welcher Form sich die Mannschaften befinden und was man unter diesen Umständen zu erwarten hat, ist natürlich völlig ungewiss. Wir können uns nur überraschen lassen. (Für den Vorschau-Block habe ich übrigens Teile der ursprünglichen Vorschau von vor zwei Monaten direkt übernommen, also nicht wundern.)


Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 26. Spieltag, Sonntag, 17. Mai, 13:30 Uhr, zuhause gegen den VfB Stuttgart

Der Gegner: Für die Schwaben ist der direkte Wiederaufstieg in die erste Liga nicht nur ein Ziel, sondern schon geradezu ein Muss. Waren sie in der Hinrunde bis zum Spiel gegen den SVWW noch ungeschlagen, folgten bis Weihnachten fünf Niederlagen und zur Winterpause trennte man sich von Trainer Tim Walter. Nun soll Pellegrino Matarazzo, der Anfang der Nuller-Jahre insgesamt drei Saisons für den SV Wehen in der Regionalliga spielte, die Mannschaft zum Aufstieg führen. In den Top 10 der Torjägerliste sucht man übrigens Stuttgarter Akteure vergeblich, stattdessen liegen vier Spieler mit jeweils sechs Treffern gleichauf.

Das Spiel in der Hinrunde endete mit einem 2:1-Sieg für den SVWW. Sicherlich eine der größten Überraschungen der gesamten Saison.

Direktvergleich beim kicker. In der Liga traf man sich in der Hinrunde erstmalig, sodass Wehen hier eine makellose Bilanz hat. Die beiden bisherigen Begegnungen im DFB-Pokal gewann allerdings der VfB.

Personelles: Es sind keinerlei Verletzungen oder Erkrankungen bekannt, sodass anscheinend erstmals seit sehr langer Zeit der komplette Kader zur Verfügung stehen könnte. Auch wenn es nun mehr Wechselmöglichkeiten gibt, müssen also trotzdem eine Menge Spieler aus dem Spieltagskader gestrichen werden. Bei dem dicht gedrängten Programm der nächsten Wochen (und angesichts momentan vier Spielern, die von einer Gelbsperre bedroht sind), werden aber auch zunächst unberücksichtigte Spieler möglicherweise in der weiteren Saison noch zu Einsätzen kommen. In dieser Saison sicher noch nicht zum Einsatz in der Profimannschaft kommt Nachwuchsspieler Ben Bischof, der aber kürzlich seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat und ab der nächsten Saison zum Kader gehören wird.
Mangels Kenntnis über die aktuelle Form gehe ich einfach mal davon aus, dass ungefähr dieselbe Mannschaft wie in den Wochen vor der Coronapause beginnt. Die große Frage ist: Kuhn oder Mrowca? Oder beide, aber wer fliegt dafür raus?
[Update nach der Pressekonferenz: Patrick Schönfeld hatte kürzlich eine Blinddarm-OP und ist deshalb noch nicht einsatzbereit.]

Aufstellungstipp: Lindner – Mrowca, Mockenhaupt, Dams, Röcker, Schwede – Chato – Aigner, Kyereh, Dittgen – Schäffler

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 16 oder 17 stehen, da Dresden ja erstmal noch nicht ins Geschehen eingreifen kann. Ein Abrutschen auf einen Abstiegsplatz und dann ein Saisonabbruch wäre ziemlich bitter.


Medientipps:

  • In der aktuellen NEL-Folge erzählen Sonja, Micha und Gunnar, was sie vom Neustart halten. Außerdem wird vom virtuellen Fantreffen von letzter Woche berichtet.
  • Gunnar durfte erneut den Kollegen von „Rund um den Brustring“ Rede und Antwort stehen.
  • Sonja hat sich für hessenschau.de mit Alf Mintzel über seine neuen Aufgaben unterhalten.
  • Alf Mintzel war außerdem zu Gast in der Video-Interview-Reihe „Insights“ unseres ehemaligen Spielers Sven Schimmel, der mittlerweile als Mental-Coach arbeitet. Erstaunlich, dass man immer noch weitere Alf-Anekdoten erfährt, die man noch nicht kannte.
  • Auf Einladung von Trainer Baade haben einige Fußballblogger unter dem Titel „Bundeslesung“ Texte vorgelesen. Gunnar durfte auch mit dabei sein und las eine kleine Geschichte aus „111 Gründe, den SV Wehen Wiesbaden zu lieben„.