Die Wehenschau (KW 15/2021)

Der SV Wehen Wiesbaden hat den ersten Neuzugang für die kommende Saison bekannt gegeben. Mit Mittelfeldspieler Mehmet Kurt hat man laut Geschäftsführer Nico Schäfer „das Herz“ des starken Aufsteigers SC Verl verpflichtet. Damit dürften die Planstellen im zentralen defensiven Mittelfeld schon frühzeitig besetzt sein, schließlich haben ja auch Lais, Chato, Medic und Mrowca Verträge für die kommende Saison. Leihspieler Tim Walbrecht, der große Teile der Saison verletzt verpasst hat, wird somit vermutlich nicht bleiben. An dieser Stelle schon mal ein herzliches Willkommen an Mehmet Kurt!


Ebenfalls zum Profikader der nächsten Saison zählen wird Nachwuchs-Torwart Lucas Becker, der einen Anschlussvertrag besitzt, wie Nico Schäfer im virtuellen Fantreffen am Mittwoch verriet. Ob Becker Torwart Nummer 3 oder 4 wird, ist hingegen noch nicht bekannt.

Bleiben wir beim Fantreffen und Nachwuchstorhütern. Meine Fragen bezüglich Marisa Schön (siehe letzte Wehenschau) wurden beantwortet, auch wenn das Konstrukt etwas kompliziert ist. Offenbar ist es so, dass Marisa ein Zweitspielrecht beim SC Dortelweil (bei Bad Vilbel) hat und dort in der U17-Mädchen-Bundesliga spielt, aber weiterhin auch beim SVWW trainiert und dort insbesondere durch Steffen Vogler gefördert wird. Dadurch, dass sie jetzt den Status als Auswahlspielerin hat, kann das in dieser Konstellation auch in höheren Altersklassen so weitergehen. Sie ist übrigens das einzige Mädchen im Wehener Nachwuchsleistungszentrum.

Die Einrichtung einer Mädchen- oder Frauenabteilung ist aktuell nicht vorgesehen, alleine schon aus Kapazitätsgründen, aber möglicherweise wird man zukünftig durch Lizenzierungsvorgaben gezwungen sein, in dieser Richtung aktiv zu werden. Dann würde man laut Schäfer vermutlich eher auf eine Kooperation mit einem anderen Verein setzen.

Der Ausbau des NLZ steht übrigens nach der Fertigstellung der Westtribüne als nächstes auf dem Plan. Was genau dort geschehen soll, wird in Kürze bekanntgegeben, Schäfer und Paul Specht wollten da nicht vorgreifen und sprachen nur von „wir müssen Platz schaffen“, was auch immer das bedeuten mag.

Natürlich wurde auch nach der aktuellen Personalsituation bei den Profis gefragt. Dabei wurde bestätigt, was wir schon länger vermutet haben, nämlich dass Aigner und Röcker in dieser Saison nicht mehr spielen können. Es wurde zwar nicht ausgesprochen, klang aber für mein Empfinden zwischen den Zeilen mit, dass sie somit überhaupt nicht mehr für den SVWW spielen werden, da ihre Verträge bekanntlich auslaufen und wohl nicht mehr verlängert werden. Prokop wird zwar in dieser Saison auch nicht mehr spielen können, aber es wird erwartet, dass er zur kommenden Saisonvorbereitung wieder voll einsteigen kann. Nilsson und Hollerbach brauchen nach ihren Muskelverletzungen noch etwa eine Woche, Gürleyen nach Blinddarm-OP eher noch zwei Wochen, bis sie wieder einsatzfähig sind. Wurtz, der wie Mockenhaupt am Fantreffen teilnahm, kann nach eigener Aussage wieder trainieren und ist eventuell schon für das kommende Spiel gegen Unterhaching wieder am Start, spätestens aber nächste Woche.

Eine interessante Frage eines Teilnehmers zielte auf den schweren Übergang von der U19 in den Herrenbereich ab und ob als Ersatz für die vor einigen Jahren abgemeldete U23 eine Kooperation mit einem Regional- oder Oberligisten sinnvoll sei. Diese Gedanken macht man sich beim Verein natürlich auch, sieht aber eine Kooperation eher kritisch, weil bei solchen Vereinen in der Regel weniger trainiert werde als bei einem Drittligisten wie dem SVWW und somit keine ausreichende Weiterentwicklung erfolge. Der Aspekt, dass dafür die Einsatzchancen im Spielbetrieb deutlich höher wären, wurde allerdings nicht thematisiert. Bei dieser Gelegenheit wies Schäfer darauf hin, dass man sich umgekehrt bei Erst- und Zweitligisten mittlerweile einen guten Namen als Ausbildungsverein gemacht habe, was vermuten lässt, dass auch in Zukunft der eine oder andere interessante Jungprofi im Rahmen einer Leihe zum SVWW kommt.


Soviel zum Fantreffen. Eigentlich wollte ich die anwesenden Spieler noch fragen, ob die Niederlagenserie nun eher an Mockes Vertragsverlängerung oder Wurtz‘ neuer Kurzhaarfrisur lag, aber plötzlich war die Veranstaltung zu Ende. Oder es lag halt doch an der Rückkehr von Mrowca, der ja in Meppen gesperrt fehlte – und prompt klappte es wieder mit einem Sieg. Falls es gegen Unterhaching wieder schiefgehen sollte, wäre der Schuldige jedenfalls eindeutig ausgemacht.

Der SV Meppen hat nach der Niederlage gegen den SVWW übrigens Trainer Torsten Frings entlassen. Ich habe nicht mitgezählt, wie oft das nun schon direkt nach einem Spiel gegen Wehen vorgekommen ist, aber alleine in dieser Saison müsste es mindestens drei Trainer erwischt haben. Zukünftig werde ich das in meine Saisonwette aufnehmen. Auch der KFC Uerdingen hat mal wieder Stefan Krämer entlassen, aber Interimstrainer Stefan Reisinger wird die Saison nicht zu Ende führen dürfen, stellte der DFB klar.

Zum Abschluss sei noch auf ein Interview von dfb.de mit Ronny König verwiesen, das zwar ohne Erwähnung seines Hattricks gegen Köln auskommt, aber dennoch lesenswert ist. Sein ehemaliger Mitspieler Max Nicu wurde vom Wiesbadener Kurier befragt, was zumindest den Plus-Abonnenten empfohlen sei.


Was, wann, wo: 3. Liga, 32. Spieltag, Sonntag, 18. April, 15:00 Uhr, zuhause gegen die SpVgg Unterhaching

Der Gegner: Die Aktie der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA wird seit knapp zwei Jahren an der Börse gehandelt, aber der Kurs kennt seit dem Börsengang im Wesentlichen nur eine Richtung: nach unten. Ebenso droht es auch dem wichtigsten Asset zu ergehen, denn die erste Mannschaft steht vor dem Abstieg in die Regionalliga. Abgesehen von einem kleinen Höhenflug zu Saisonbeginn bewegt sich die Mannschaft von Trainer Arie van Lent die meiste Zeit in der Abstiegszone und steht seit Ende Januar durchgehend auf einem Abstiegsplatz. Zwischenzeitlich verlor man neun Spiele in Folge, aber der SVWW sollte gewarnt sein, denn auch vor dem Hinspiel hatte Haching aus acht Spielen gerade mal einen Punkt geholt. Vielleicht ist es also ganz gut, dass die Spielvereinigung bereits am vergangenen Wochenende gegen Tabellenführer Dresden gewonnen hat, dann kann sich der SVWW hoffentlich diese Blamage ersparen. Torwart-Oldie Michael Gurski wird wohl nicht zum Einsatz kommen, aber mit Drittligarekordspieler Robert Müller und Dominik Stroh-Engel kehren zwei weitere alte Bekannte in die Brita-Arena zurück.

Das Spiel in der Hinrunde: Nach früher Führung durch Malone verlor der SVWW noch mit 1:2.

Der Direktvergleich fällt leicht zugunsten des SVWW aus, wenn man nur die Drittligabegegnungen betrachtet. Nimmt man auch die Regionalliga dazu, ist die Bilanz ausgeglichen. Auffällig ist, dass es relativ selten zu Unentschieden zwischen beiden Vereinen kommt, obwohl es meistens knapp zugeht, die letzten fünf Aufeinandertreffen endeten mit einem Tor Unterschied.

Personelles: Mrowca kehrt nach Gelbsperre zurück und wird trotz meiner kleinen Unkerei sicherlich auch wieder spielen, vermutlich im Mittelfeld, denn Lankford hat es rechts hinten gut gemacht und Rehm ändert bekanntlich nur selten, wenn etwas funktioniert. Deshalb wird bestimmt auch weiterhin Tietz von Anfang an spielen, selbst wenn Wurtz wieder schon fit sein sollte. Von einer Gelbsperre ist aktuell keiner bedroht, die nächsten Kandidaten wären Mockenhaupt, Boss und Wurtz, die jeweils bei drei Verwarnungen stehen.

Aufstellungstipp: Boss – Lankford, Mockenhaupt, Carstens, Kempe – Mrowca, Medić – Kuhn, Korte, Malone – Tietz

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 5 bis 7 stehen. Sofern Wehen nicht verliert, gäbe es schon eine erste kleine rechnerische Entscheidung, denn man würde die Saison auf jeden Fall vor Unterhaching abschließen.


Außerdem: Der SV Wehen Wiesbaden stellt erfreulicherweise auch in der aktuell eher schwierigen Situation einige Preise für unser Tippspiel zur Verfügung. Um was es sich genau handelt, werde ich nächste Woche berichten, wenn ich die Sachen erhalten habe.