Die Wehenschau (KW 18/2021, Teil 1)
Dynamo Dresden hat unter seinem neuem Trainer Alexander Schmidt beide Nachholspiele gewonnen und die Tabellenführung zurückerobert. Somit steht auch rechnerisch fest, dass der SV Wehen Wiesbaden nicht mehr direkt aufsteigen kann, aber realistisch gibt es in der Liga ohnehin in dieser Saison nichts mehr für den SVWW zu gewinnen. In den verbleibenden vier Partien kann man also ohne Druck aufspielen, sollte aber selbstverständlich nicht abschenken. Das gebietet nicht nur der eigene Anspruch (man möchte die 60-Punkte-Marke knacken), sondern auch die sportliche Fairness, schließlich geht es für drei der vier Gegner noch um große Ziele und die jeweiligen Konkurrenten werden auch genau hinschauen. Während Lübeck noch seine letzte Chance auf den Klassenerhalt wahren möchte, geht es für 1860 München und Dynamo Dresden bekanntlich um den Aufstieg, wobei Dresden am letzten Spieltag auch schon „durch“ sein könnte. Gegen Halle am vorletzten Spieltag erwartet uns auf jeden Fall ein Spiel um die goldene Ananas.
Die sportlichen Ambitionen konzentrieren sich beim SVWW nun auf den Hessenpokal. Den ersten von hoffentlich drei Schritten hat man mit dem Sieg in Gießen getan. Der zweite soll am 12. Mai beim FSV Frankfurt folgen, der sich ebenfalls mit 2:1 bei Regionalliga-Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf durchgesetzt hat. Im anderen Halbfinale stehen sich der TSV Steinbach Haiger (3:0 bei Hessen Kassel) und Bayern Alzenau (2:1 gegen Kickers Offenbach) gegenüber. Das Spiel des SVWW in Bornheim wird wieder per Livestream übertragen.
Stichwort Regionalliga: Da in den Oberligen bis zum Saisonabbruch zu wenig Spiele für eine aussagekräftige Wertung absolviert waren, wird es keine Aufsteiger in die Regionalliga Südwest geben (was verständlicherweise nicht alle Oberliga-Teams begrüßen). Dafür wird es auch nur zwei statt sechs Absteigern geben, was beispielsweise dem FC Gießen plötzlich einen komfortablen 16-Punkte-Vorsprung auf die Abstiegsplätze verschafft. Nach aktuellem Stand wird es aber mit Stadtallendorf und Alzenau zwei Vereine aus dem Hessischen Fußballverband treffen.
Zurück zum SV Wehen Wiesbaden. Nachdem mit Mehmet Kurt kürzlich ein erster Neuzugang angekündigt wurde, steht nun auch der erste Abgang offiziell fest. Moritz Kuhn wird den Verein verlassen und will „noch einmal eine neue Herausforderung annehmen“. Mit Kuhn geht nicht nur der nach Mrowca und Mockenhaupt drittdienstälteste Spieler, sondern auch einer der ersten, die damals von Rüdiger Rehm geholt wurden. Ich gehe davon aus, dass er kein neues Vertragsangebot vom SVWW erhalten hat, ist er doch schon seit längerer Zeit nicht mehr der Leistungsträger, der er einst war. Das ist natürlich ein bisschen schade, weil ich „Mo“ sehr schätze und er uns vor allem in der Aufstiegssaison viel Freude bereitet hat, aber es wirkt halt schon sehr danach, dass er seinen Zenit überschritten hat. Vielleicht belehrt er uns auch eines Besseren und trumpft woanders nochmal groß auf, ich würde es ihm jedenfalls gönnen.
Was, wann, wo: 3. Liga, 35. Spieltag, Dienstag, 4. Mai, 19:00 Uhr, auswärts beim VfB Lübeck
Der Gegner: Für den Aufsteiger sieht es schwer danach aus, dass es nach einem Jahr direkt wieder zurück in die Regionalliga geht. Aktuell steht das Team von Trainer Rolf Landerl auf dem vorletzten Platz und hat sechs Punkte Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze. In der Hinrunde sah es mal eine Weile tabellarisch ganz okay aus, aber nachdem man in den letzten 13 Spielen nur einmal gewinnen konnte, könnte eine Niederlage gegen den SVWW den Abstieg schon fast besiegeln. Mit Soufian Benyamina, Martin Röser und Sven Mende stehen drei Ex-Wehener im Kader.
Das Spiel in der Hinrunde: Nach 0:2-Rückstand gewann der SVWW noch mit 4:2, u. a. durch einen Treffer des damals frisch verpflichteten Dominik Prokop.
Der Direktvergleich geht in Ligaduellen an den SVWW, denn da gab es bisher nur das Spiel in der Hinrunde. Dafür gewann Lübeck 1996 im DFB-Pokal gegen den SV Wehen.
Personelles: Tietz fehlt noch nach seiner roten Karte, außerdem ist Carstens gelbgesperrt – Carstens hat damit nach der roten Karte am 2. und Gelb-Rot am 23. Spieltag seinen persönlichen Sperren-Hattrick geschafft. Chato ist noch fraglich, Nilsson und Hollerbach waren gegen Gießen wieder im Kader. Nilsson wurde kurz vor Schluss auch eingewechselt, könnte also gut sein, dass er in Lübeck von Anfang an spielen darf. Für Carstens wird wahrscheinlich Medić in die Innenverteidigung rücken.
Aufstellungstipp: Boss – Lankford, Mockenhaupt, Medić, Niemeyer – Lais, Korte – Malone, Brumme – Wurtz, Nilsson
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 6 oder 7 stehen.
Außerdem: Bei transfermarkt.de gibt es Interviews mit zwei Ex-Spielern, deren Verpflichtungen beim SVWW eher als Missverständnis einzustufen sind, nämlich Aziz Ahanfouf und Sidney Friede.