Die Wehenschau (KW 18/2021, Teil 2)
Am 35. Spieltag ist endlich die erste Entscheidung gefallen: die Spielvereinigung Unterhaching muss in die Regionalliga absteigen. Ich habe jetzt nicht nachgeschaut, aber es kommt mir relativ spät in der Saison vor, bis der erste Absteiger feststand. Am kommenden Wochenende könnte der VfB Lübeck ebenfalls planerische Sicherheit haben, während beispielsweise der 1. FC Magdeburg seit vorgestern den Klassenverbleib gesichert hat. Da hat sich der Trainerwechsel definitiv gelohnt und ich wage mich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich den FCM zu den Aufstiegskandidaten der nächsten Saison zähle.
Im Aufstiegsrennen der aktuellen Saison könnte es auf ein ziemlich dramatisches Finale hinauslaufen. Aktuell liegen die vier Topteams innerhalb von nur zwei Punkten, und der SV Wehen Wiesbaden spielt noch gegen zwei davon. Theoretisch könnte man also morgen den Münchner Löwen und am letzten Spieltag Dynamo Dresden noch in die Suppe spucken. Allerdings habe ich zumindest für das kommende Spiel gewisse Zweifel. Natürlich wird man sich wieder redlich mühen, aber 1860 ist in der aktuellen Form einfach ein anderes Kaliber als Lübeck am vergangenen Dienstag. Anders als zu den anderen weiten Auswärtsspielen in Dresden und Rostock ist die Mannschaft diesmal auch nicht mit dem Flugzeug gereist, sondern durfte es sich stundenlang im Bus gemütlich machen. Noch wichtiger: am nächsten Mittwoch steht das Hessenpokal-Halbfinale gegen den FSV Frankfurt an – ob man da (wenn auch möglicherweise unbewusst) gegen Ende vielleicht nicht doch einen Schritt weniger läuft?
Nun, wir werden es sehen und haben dabei sogar die Auswahl, ob wir lieber im hr oder im BR schauen oder doch bei Magenta Sport. Für Letzteres spricht, dass man in der Halbzeitpause Alf Mintzel bei der Auslosung des Heimreichts für die Aufstiegsspiele zwischen den Vertretern der Regionalligen Nord und Bayern zusehen kann. Durch die Übertragung der ARD-Sender beginnt das Spiel übrigens drei Minuten später als üblich.
Sofern man sich am Samstag in der Nähe der Brita-Arena aufhält, könnte es sein, dass man auf einen einsamen Mann in 1860-Ornat trifft. Die 11Freunde berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (Artikel leider noch nicht online) vom Allesfahrer Christian Sternberg, der auch während der Pandemie zu allen Spielen seines Vereins fährt, in der Hoffnung einen Blick aufs Spielfeld zu bekommen. Falls er es nicht irgendwie in eins der oberen Stockwerke des Zircon-Towers schafft, sehe ich da allerdings wenig Möglichkeiten für den Herrn. Vor einem Jahr hätte er noch aus den Bürogebäuden an der Wettiner Straße direkt über die Baustelle ins Stadion hineinschauen können, aber mittlerweile steht da ja eine fast fertige neue Westtribüne im Weg. Auf dieser sind mittlerweile die Halterungen für das Flutlicht montiert. Ich bin ja sehr gespannt, wie das mal wird, wenn von der Westseite ein gleichmäßiges, über die ganze Tribüne verteiltes Licht aufs Spielfeld strahlt, während es von den anderen Seiten noch durch die Flutlichtmasten in den Ecken beleuchtet wird.
Eine Meldung, die ebenfalls die nähere Zukunft betrifft, verbreitete der Verein gestern: Stefan Stangl wurde für die neue Saison verpflichtet. Der Österreicher spielt momentan noch für Türkgücü München und war zuvor bei zahlreichen Vereinen in seiner Heimat sowie kurz in der Slowakei tätig. Der Linksverteidiger erhält zunächst einen Vertrag für eine Saison und dürfte somit als Backup für Dennis Kempe eingeplant sein, aber wie beispielsweise Kempe selbst oder Johannes Wurtz zeigen, kann es bei beiderseitigem Gefallen auch schnell zu einer Vertragsverlängerung kommen.
Nicht mehr ganz frisch, aber auch noch erwähnenswert ist, dass die Saisons der Junioren-Bundesligen abgebrochen wurden und somit auch die ansonsten abstiegsgefährdete U17 des SVWW in der B-Junioren-Bundesliga bleibt.
Was, wann, wo: 3. Liga, 36. Spieltag, Samstag, 8. Mai, 14:03 Uhr, zuhause gegen den TSV 1860 München
Der Gegner: Der ebenso traditions- wie skandalreiche Turn- und Sportverein schickt sich an, in die 2. Bundesliga zurückzukehren, wo man bis 2017 mehr als ein Jahrzehnt aktiv war. Nach der verlorenen Relegation gegen Regensburg (Marc Lais erinnert sich gerne) und dem anschließenden Verzicht auf eine Lizenz für die 3. Liga, ging es über einen Ausflug in die Regionalliga doch in die Drittklassigkeit. Nach einem 12. und einem 8. Platz sieht es für die Mannschaft von Trainer Michael Köllner heuer gut aus. Vor einigen Wochen standen die Löwen noch hinter dem SVWW in der Tabelle, aber dank sieben Siegen und zwei Unentschieden aus den letzten neun Spielen findet man sich aktuell auf dem Relegationsrang wieder. Ein enorme Rolle spielt dabei Sascha Mölders, der trotz seiner mittlerweile 36 Jahre und eines leichten Bauchansatzes so regelmäßig trifft, wie vielleicht noch nie in seiner Karriere. Mit 21 Toren führt er die Torjägerliste mit Abstand an, hinzu kommen 9 Vorlagen, sodass er auch in der Scorerliste auf Platz 1 steht. Im defensiven Mittelfeld spielt mit Daniel Wein auch ein ehemaliger Wehener.
Das Spiel in der Hinrunde: Der SVWW spielte stark und führte mit 2:0, musste sich aber am Ende mit einem 2:2 begnügen.
Der Direktvergleich ist in der 3. Liga übersichtlich und ausgeglichen: bisher gab es ein Unentschieden und jeweils einen Sieg für beide Vereine. Nimmt man die Begegnungen in der ersten Wehener Zweitligaphase dazu, liegt 1860 leicht vorne.
Personelles: Carstens ist nach Gelbsperre wieder spielberechtigt, während Tietz noch einmal zuschauen muss. Korte hatte in Lübeck muskuläre Probleme und wurde zur Halbzeit ausgewechselt, von Chato gibt es noch keine Neuigkeiten.
Aufstellungstipp: Boss – Ajani, Mockenhaupt, Carstens, Niemeyer – Medić, Walbrecht – Lankford, Wurtz, Malone – Nilsson
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 5 oder 6 stehen.
Außerdem: Noch ein Lesetipp: auf dfb.de gibt es ein Interview mit Aziz Bouhaddouz, der ja nicht nur mit seinem Treffer gegen den SVWW dazu beitrug, dass der MSV Duisburg voraussichtlich die Klasse halten wird. Über den MSV wird übrigens auch eine Langzeit-Doku gedreht. Ich habe eine gewisse Vorahnung, welche typischen Versatzstücke darin auftauchen werden, aber vielleicht wird es ja doch sehenswert.