Die Wehenschau (KW 37/2021)

Die Saison ist noch nicht mal zu einem Viertel absolviert und wir haben beim Betrachten des SV Wehen Wiesbaden schon wieder viele Facetten des Spiels erleben dürfen (oder müssen, je nachdem wie man es sieht). Mal ist das Tor trotz zahlreicher Chancen wie vernagelt, mal ist jeder Schuss ein Treffer – und das gilt vorne wie hinten. Mal gewinnt man glücklich in der Nachspielzeit gegen einen Abstiegskandidaten, das andere Mal überrennt man eine Halbzeit lang ein Spitzenteam – um dann in der zweiten Halbzeit noch fast einen Vier-Tore-Vorsprung zu verdaddeln. Mit etwas Abstand betrachtet ist es also eigentlich wie fast immer: es fehlt die Konstanz. Dafür gibt es, auch das ist nichts Neues, viele mögliche Gründe. Trainer Rüdiger Rehm verweist auf die zu großen Teilen neu zusammengestellte Mannschaft, die sich noch finden und einspielen muss. Teilweise kann man sicher auch den Spielplan in die Betrachtung einbeziehen: in den ersten, gegentorarmen Spielen traf der SVWW überwiegend auf Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte (mit Ausnahme von Osnabrück), während in den Spitzenspielen der letzten Wochen die Defensive deutlich mehr ge- (teilweise über-?) fordert war. Und wenn gar nichts mehr hilft, gibt es immer noch den Joker aller Erklärungsversuche: es ist halt die 3. Liga. Diese ist traditionell ausgeglichen und unberechenbar, da kann schlicht in jedem Spiel alles passieren.

Was sich allerdings durchaus von Jahr zu Jahr unterscheidet, ist das Vorhandensein von klaren Aufstiegsfavoriten bzw. dominierenden Mannschaften. In manchen Saisons ziehen ein oder zwei Teams davon, während das Feld in anderen Jahren lange zusammenbleibt. Der 1. FC Magdeburg könnte, um mal im Radsport-Jargon zu bleiben, gerade einen Ausreißversuch starten, aber das Hauptfeld liegt immer noch dicht an dicht: von Platz 3 bis Platz 13 sind es gerade mal drei Punkte Abstand. So gesehen liegt der SVWW nach wie vor gut im Rennen und nach der kommenden Partie gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund darf man auch wieder gegen einige Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte spielen. Um den begehrten Zwei-Punkte-Schnitt, den man nach dem 7. Spieltag schon mal hatte, wieder zu erreichen, wären jetzt zwei Siege nötig, aber wir wissen ja: es kann immer alles passieren.


Was, wann, wo: 3. Liga, 9. Spieltag, Montag, 20. September, 19:00 Uhr, zuhause gegen Borussia Dortmund II

Der Gegner: Nachdem Anfang August schon die Profimannschaft des BVB in der Brita-Arena zu Gast war, kommt nun auch die zweite Herrenmannschaft, die seit dieser Saison wieder in der 3. Liga spielt. Wie bei Zweitmannschaften üblich handelt es sich um eine U23 mit zusätzlich einigen erfahreneren Spielern. Die von Enrico Maaßen trainierte Mannschaft ist gut in der 3. Liga angekommen und steht punktgleich vor dem SVWW auf Tabellenplatz 4. Während Wehen am vergangenen Wochenende die erste Auswärtsniederlage einstecken musste, gab es für Dortmund mit einem 0:2 gegen Magdeburg die erste Heimniederlage, wodurch aus einem möglichen Spiel um die Tabellenspitze nun ein Verfolgerduell geworden ist. Der exakte Tabellenplatz dürfte aber für den BVB nachrangig sein, da man als Zweitmannschaft ohnehin nicht weiter aufsteigen kann. Mit 31 Jahren der Senior im Team ist Niki Dams, den wir natürlich noch in guter Erinnerung haben. Stefan Tigges und Antonios Papadopoulos könnten nach ihrem Einsatz im DFB-Pokal schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in der Brita-Arena auflaufen.

Der Direktvergleich ist eine klare Sache: von bisher acht Begegnungen (alle in der 3. Liga) hat der SVWW fünf gewonnen und keine verloren. Letztmals traf man in der Saison 2014/15 aufeinander (1:0 und 0:0).

Personelles: Carstens fiel vor dem letzten Spiel in Berlin erkältet aus, dürfte aber vermutlich wieder einsatzfähig sein. Nilsson, der ebenfalls kurzfristig nicht von Beginn an spielen konnte, wurde später noch eingewechselt – seine Kreislaufprobleme waren offenbar kein größeres Problem. Von Rieble und Lankford mit ihren Muskelfaserrissen war im Lauf der Woche nichts Neues zu hören.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Mockenhaupt, Carstens, Gürleyen, Kempe – Goppel, Jacobsen, Taffertshofer, Thiel – Nilsson

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 3 bis 11 stehen.


Nachwuchs: Die U19 hat auch ihr zweites Ligaspiel gewonnen (2:1 gegen FSV Frankfurt), Amin Farouk erzielte dabei im Stile von Maxi Thiel ein Tor aus über 40 Metern. Die U17 hingegen unterlag in Kaiserslautern 1:4 und hat somit nach vier Spielen schon drei Niederlagen auf dem Konto. Das ganze NLZ wird übrigens am Montagabend in der Brita-Arena sein – dann sieht die Haupttribüne im TV wenigstens nicht ganz so leer aus.

Medientipp: In der aktuellen Folge des BVB-Podcasts sind mit Sascha Mockenhaupt und Niklas Dams zwei Protagonisten des kommenden Spiels zu Gast.

Ehemalige: Die TGSV Holzhausen rüstet weiter auf: Nach Alf Mintzel konnte man nun auch dessen alten Kumpel Thorsten Barg gewinnen.