Die Wehenschau (KW 43/2021)
Nach der überraschenden Freistellung von Rüdiger Rehm stellt sich nun natürlich die Frage, wie es beim SV Wehen Wiesbaden weitergeht. Kurzfristig ist die Sache einigermaßen klar, denn die Co-Trainer Mike Krannich und Nils Döring sowie Torwarttrainer Marjan Petkovic machen zunächst ohne Chef weiter und sollen anscheinend gemeinsam verantwortlich sein. Keine Ahnung, wie das im Detail funktionieren soll, aber darüber braucht man sich auch nicht den Kopf zerbrechen, denn das wird nur übergangsweise so sein. Alleine schon aus dem simplen Grund, dass keiner über die erforderliche Fußballlehrerlizenz verfügt, um ein Profiteam zu leiten, kann das nur eine Interimslösung sein. Christian Hock, der in der Vergangenheit einige Male eingesprungen war, steht diesmal ja nicht zur Verfügung. Nach außen hin scheint Döring der Sprecher des Trainerteams zu sein, zumindest durfte er im Spieltags-Interview selbstbewusste Ansagen machen.
Es wurde aber von Vereinsseite auch direkt geäußert, dass man in Kürze einen neuen Cheftrainer verpflichten möchte. Nico Schäfer ließ durchblicken, dass man für alle Eventualitäten gerüstet sei und immer einige potentielle Kandidaten im Hinterkopf habe. Mit der Ansage, dass das Interims-Trainer-Trio für die nächsten beiden Spiele in Braunschweig und gegen Zwickau verantwortlich sein werde, hat man sich selbst also etwa zwei Wochen Zeit gegeben. Danach ist Länderspielpause, was sicher nicht der schlechteste Zeitpunkt zum Einstieg für einen neuen Trainer ist. Eventuell wird man sich ja auch schon vorher mit einem Kandidaten einig, aber bevor dieser vielleicht nach einer Trainingseinheit direkt ein Spiel verliert, wird man lieber noch ein paar Tage warten und dem Neuen wenigstens eine komplette Trainingswoche zum Kennenlernen gönnen. Der Neue soll jedenfalls „ein gestandener Trainer“, also mit einer gewissen Erfahrung, sein und idealerweise will man natürlich wieder eine langfristige Lösung. Langfristigkeit ist im Fußball immer so eine Sache, aber in die Phase vor Rehm und Schäfer, als Trainer in kurzer Folge engagiert und wieder weggeschickt wurden, will selbstverständlich niemand zurück.
Natürlich geistern jetzt jede Menge Namen durch die Gerüchteküche. Einen, den ich für halbwegs plausibel halte, ist Markus Kauczinski. Angeblich sei dieser auch schon zweimal in der Brita-Arena gesichtet worden, aber das dürfte für einige Trainer gelten, die gerade ohne Verein sind. Eigentlich mag ich gar nicht spekulieren, also warten wir einfach ab, bis wir was Konkretes erfahren.
Konkreter wird es endlich im Hessenpokal, denn der erste (aber hoffentlich nicht letzte) Gegner des SVWW im diesjährigen Wettbewerb steht fest: es geht gegen den Hessenligisten Türk Gücü Friedberg. Wann der SVWW in die Wetterau reisen darf, ist hingegen noch nicht genau festgelegt. Als Platzhaltertermin steht bei allen Partien der 3. Runde der 10. November und wegen besagter Länderspielpause würde das auch ganz gut passen. Eventuell gibt der neue Cheftrainer also standesgemäß im Hessenpokal sein Debüt.
Die diesjährige Mitgliederversammlung des SV Wehen Taunusstein findet am 25. November statt, diesmal wieder in Präsenz in der Brita-Arena. Anders als in der Vergangenheit wird Präsident Markus Hankammer diesmal keine Vertragsverlängerung mit Rüdiger Rehm verkünden.
Die 3. Liga ist in die European Leagues, eine Interessenvertretung europäischer Profiligen, aufgenommen worden. Vielleicht ein kleiner Schritt hin zu einer weiteren Professionalisierung. Wichtiger wäre meiner Meinung nach, dass die 3. Liga auch sobald wie möglich in die DFL integriert wird. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob das hinter den Kulissen angestrebt wird und wenn ja, wann es soweit sein könnte.
Was, wann, wo: 3. Liga, 14. Spieltag, Samstag, 30. Oktober, 14:00 Uhr, auswärts bei Eintracht Braunschweig
Der Gegner: Nach leichten Startschwierigkeiten ist der Absteiger gut in der 3. Liga angekommen und hat Kurs auf den direkten Wiederaufstieg genommen. Aktuell ist die Mannschaft von Trainer Michael Schiele (zuvor Würzburger Kickers und kurzzeitig SV Sandhausen) Tabellenzweiter, nachdem man seit fünf Spielen ungeschlagen ist. Auffällig ist, dass sich noch kein Toptorjäger herauskristallisiert hat, aber dafür viele verschiedene Spieler schon getroffen haben: die 23 Ligatore wurden von 13 unterschiedlichen Schützen erzielt.
Der Direktvergleich ist ausgeglichen: in sechs Spielen gegeneinander (alle in der 3. Liga) gab es zwei Unentschieden und jeweils zwei Siege. Torreich waren die letzten Aufeinandertreffen in der Saison 2018/19: 3:3 in Wiesbaden und ein 3:2-Auswärtssieg in Braunschweig.
Personelles: Stritzel und Wurtz sind noch gesperrt, Mrowca, Stangl, Kurt und Korte verletzt. Nilsson ist wieder im Mannschaftstraining, aber ob er schon spielen kann, ist eher fraglich.
Aufstellungstipp: Boss – Stanic, Mockenhaupt, Carstens, Rieble – Jacobsen, Taffertshofer – Goppel, Thiel, Lankford – Iredale
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 4 bis 15 stehen.
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Beitragsbild: Wikipedia