3. Liga, 30. Spieltag: SVWW – FSV Zwickau 4:3
Tore: Iredale (47.), Reinthaler (53.), Wurtz (73.), Ezeh (89.) – Baumann (25., 59.), Jansen (33.)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Möglicherweise Spiel des Jahres.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Markus Kauczinskis Aufstellung war exakt wie erwartet, aber wer erwartet hatte, dass der Aufstiegsaspirant aus Wiesbaden den Abstiegskandidaten aus Zwickau dominieren würde, sah sich schnell getäuscht. Zwar gingen die ersten Torannäherungen und nach einer Viertelstunde auch die erste Chance durch Hollerbach an die Gastgeber, aber in Führung gingen die Gäste. Kurz zuvor hatte Mockenhaupt noch auf der Torlinie gerettet, aber wenige Sekunden später flog wieder eine Flanke in den Strafraum, Baumann machte seinen Größennachteil gegenüber Gürleyen durch eine bessere Positionierung wett und traf per Kopf zum 0:1. Auf der anderen Seite traf Hollerbach den Pfosten und kurz danach stand es schon 0:2. Nach einer Ecke klärte Reinthaler vor die Füße von Jansen, der mit einem fulminanten Schuss erhöhte. Der SVWW hatte zwar noch vor der Pause durch Wurtz die Chance auf den Anschlusstreffer, musste aber mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause gehen. Zur zweiten Halbzeit kamen Iredale für Froese und Mrowca für Carstens, der einige krasse Fehlpässe eingestreut hatte. Fechner rückte eine Reihe zurück auf die Linksverteidigerposition, schaltete sich aber regelmäßig in die Angriffe ein. So auch schon eine Minute nach Wiederanpfiff, als seine Flanke bei Iredale landete. Dieser traf den Ball nicht richtig und produzierte einen Aufsetzer, der im hohen Bogen über Gegner und Mitspieler hinweg ins Tor fiel. Das war natürlich genau das richtige Signal und als nur fünf Minuten später nach einer Ecke Reinthaler zum Ausgleich einköpfte, rastete die Brita-Arena zum ersten, aber nicht zum letzten mal an diesem Tag so richtig aus. Direkt zuvor hatte Ezeh per Freistoß nur die Latte getroffen. Doch Zwickau wollte keinesfalls zusehen, wie der SVWW das Spiel komplett dreht, und ging wiederum durch Baumann nach einer Flanke erneut in Führung. Der Stürmer stand dabei zwar im Abseits, aber der Treffer zählte dennoch. Es folgte die große Wurtz-Show: Schuss an die Latte, Schuss knapp drüber, Stocherball gerade noch vom Torwart aufgehalten und schließlich mit einem wuchtigen Schuss aus kurzer Entfernung das 3:3. Es folgten weitere Chancen, um erstmals selbst in Führung zu gehen, beispielsweise als Hollerbach nach einem überragenden Pass von Mockenhaupt davonzog, aber knapp am starken Torwart Brinkies scheiterte. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit sorgte Ezeh dann mit einem Sensationstor für das 4:3 (s. u.) und somit für einen hart erarbeiteten, aber doch verdienten und selbstverständlich ungemein wichtigen Sieg.
Liebling des Spiels: Man könnte wahrscheinlich für jeden einzelnen Spieler Argumente finden, denn alle haben bis zum Schluss für den Sieg gefightet, aber ein paar möchte ich hervorheben: Erstens natürlich Brooklyn Ezeh alleine schon für seinen fantastischen Siegreffer. Zweitens Benedict Hollerbach, zwar im Abschluss ein bisschen unglücklich, aber mit einem enormen Pensum und ein ständiger Gefahrenherd. Drittens (und ich hätte noch vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass er jemals in dieser Kategorie auftauchen würde) Gino Fechner, der in der ersten Halbzeit im Mittelfeld wieder sehr ordentlich unterwegs war, bevor er dann in der zweiten Halbzeit gleich an drei Toren beteiligt war. Und viertens Johannes Wurtz, der so torgefährlich war wie wohl noch nie im rotschwarzen Trikot und das 3:3 quasi mit purem Willen erzwang – und das, während bei seiner hochschwangeren Frau jederzeit die Wehen einsetzen konnten.
Szene des Spiels: 89. Minute, Taffertshofer legt den Ball auf die linke Seite zu Ezeh, der seinen Gegenspieler andribbelt und mit einem Übersteiger etwas ins Wackeln bringt. Als jeder im Stadion erwartet, dass er links vorbeigeht und vors Tor flankt, zieht er nach rechts und zaubert mit seinem schwächeren rechten Fuß einen perfekten Schuss in den Torwinkel hervor. Das wird in der Rückschau bestimmt einer der Top3-Momente dieser Saison werden.
Vor dem Spiel: Trotz des Sauwetters allenthalben gute Laune und Zuversicht, vor der Konkurrenz vorlegen zu können. Aber auch klar, dass man gegen ein Team wie Zwickau lieber nicht in Rückstand geraten möchte.
Nach dem Spiel: Völlige Ekstase. Die meistgebrauchten Wörter waren „unglaublich“ und „unfassbar“.
Das fiel auf:
+ Trotz 0:2 zur Pause und des erneuten Rückschlags zum 2:3 eine ungebrochene Moral und Siegeswille.
– Die Gegentore sollten Trainer und Mannschaft nochmal aufarbeiten. Nach zwei Spielen mit starker Defensive fielen die Treffer doch etwas zu einfach.
+ Mit den eigenen Torchancen hätte man bei effizienterer Verwertung drei Spiele gewinnen können. Aber was für ein Spektakel!
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau
Zum Nachschauen: Magenta Sport (YouTube, Zusammenfassung), Sportschau (Zusammenfassung), MDR (lange Zusammenfassung)
Zuschauer: 3.513, davon etwa 250 Gästefans.
Tabelle: Der SVWW bleibt mit jetzt 56 Punkten auf Platz, rückt aber bis auf drei Punkte an den Zweitplatzierten Freiburg auf dem zweiten Platz heran und baut den Vorsprung auf den Relegationsplatz auf ebenfalls drei Punkte aus. Den hat momentan Dresden inne, gefolgt mit jeweils einen Punkt Rückstand von Saarbrücken und Osnabrück.
Vergleich zur Hinrunde: Auch das Hinspiel wurde gewonnen, daher keine Veränderung und weiterhin zwei Punkte weniger im Vergleich zur Hinrunde. Es fehlen noch 18 Punkte.
Serien und Rekorde: Mit sieben Toren das torreichste Spiel der Saison. Dass alle drei Torschützen des letzten Spiels eine Woche später schon wieder treffen, dürfte absoluten Seltenheitswert haben.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (14 Uhr) auswärts beim VfB Oldenburg.