Die Wehenschau (KW 18/2023)

Das Aufstiegsrennen spitzt sich zu. Am vergangenen Wochenende unterlag der SV Wehen Wiesbaden zuhause überraschend dem Tabellenletzten SV Meppen, hatte aber immerhin noch ein bisschen Glück, da der erste Verfolger Dynamo Dresden auch nicht über ein Unentschieden in Freiburg hinauskam. So hat man aktuell noch drei Punkte Vorsprung auf Dresden und morgen kommt es zum direkten Duell. Gewinnt Dynamo, ziehen sie aufgrund der dann besseren Tordifferenz vorbei. Bei einem Unentschieden könnte man den Abstand wahren und im Fall eines Auswärtssiegs würde man wieder auf sechs Punkte davonziehen – bei danach noch drei ausstehenden Spielen fast schon eine Vorentscheidung. Zumindest was den Vergleich mit Dresden angeht, aber es gibt ja auch noch Osnabrück und Saarbrücken, die auf Tuchfühlung sind. Selbst Mannheim ist noch nicht abgeschlagen. Es läuft auf ein extrem spannendes Saisonfinale hinaus, möglicherweise mit großen Dramen am letzten oder vorletzten Spieltag.

Für Markus Kauczinski dürfte die Partie in Dresden auch eine spezielle sein, schließlich wurde er dort vor zwei Jahren kurz vor Saisonende entlassen – die Mannschaft wurde dann stattdessen mit Alexander Schmidt Drittligameister und stieg auf. In seiner typischen Art lässt er sich aber von der medialen Aufmerksamkeit vor seiner ersten Rückkehr ins Rudolf-Harbig-Stadion (zumindest äußerlich) nicht beeindrucken. Was Kauczinski vermutlich ebenfalls nicht interessiert, ist der Umstand, dass er seit der letzten Partie wieder einen Platz im Ranking der SVWW-Trainer mit den meisten Einsätzen gutgemacht hat. Mit mittlerweile 57 Ligaspielen hat er Marc Kienle überholt, die nächsten Meilensteine sind Peter Vollmann und Gino Lettieri (65 bzw. 78 Ligaspiele) und sollten in der Hinrunde der nächsten Saison geschafft werden. Bis er Rekordtrainer Rüdiger Rehm (177) einholt, wird es allerdings noch etwas dauern – würde mich aber freuen, denn das würde wohl eine erfolgreiche Zeit in der 2. Bundesliga voraussetzen.


Vor der Saison bekam Dominik Bauer einen Profivertrag, wartet aber verletzungsbedingt seither noch auf sein Drittligadebüt. Amin Farouk, der in der letzten Saison schon einige Einsätze hatte, wurde in der Winterpause verliehen und von Robin Rosenberger, der auch schon mal dicht dran war, hat man länger nichts mehr gehört. Dafür kamen in letzter Zeit mit Nassim Elouarti, Georgios Makridis und zuletzt Boby Bossu drei andere Nachwuchsspieler zu ihren Profidebüts. Insbesondere auf Elouarti scheint man große Stücke zu halten, denn er hat nun einen Profivertrag mit der bemerkenswerten Laufzeit bis 2026 bekommen. Das hat schon eine andere Qualität als die üblicherweise einjährigen Anschlussverträge nach der Jugend. Statt „naja, wir schauen mal, wie es für Dich im Profitraining so läuft und außerdem brauchen wir eh ein paar U23-Spieler im Kader“ ist die Aussage hier, dass man dem Spieler offensichtlich zutraut, sich als Profi zu etablieren, und gibt ihm auch die notwendige Zeit zur Entwicklung.


Abgesehen vom einen oder anderen Eigengewächs sind für die kommende Saison natürlich wieder einige externe Neuzugänge zu erwarten. Die Verantwortlichen müssen dabei aktuell zweigleisig planen, was die Sache sicher nicht leichter macht. Vermutlich gibt es schon ein paar diskrete Verpflichtungen, die aber nur für den Aufstiegsfall oder aber für den Verbleib in der 3. Liga gelten. Gerüchteweise bemüht man sich um Antonio Jonjic von Erzgebirge Aue sowie um Jannik Mause von Alemannia Aachen. Die Gerüchte mögen stimmen oder auch nicht, und selbst wenn man in konkreten Gesprächen ist, hieße das natürlich nicht automatisch, dass schon was fix ist. Andererseits ist Paul Fernie und Nico Schäfer auch zuzutrauen, dass sie schon längst einiges dingfest gemacht haben, was aber verständlicherweise erst nach Saisonende verkündet wird. Warten wir es einfach ab und konzentrieren uns lieber auf den Ausgang der aktuellen Spielzeit.


Diskretion gilt dieses Jahr auch bei den Preisen für das Tippspiel. Der Verein spendiert auch dieses Mal wieder etwas, aber was es genau ist, kann ich nicht bzw. nur teilweise sagen. Ich habe drei von außen identische, verschlossene Umschläge erhalten, dazu drei schöne Schals. Die Preisübergabe an die drei besten Tipper:innen wird also einen gewissen Überraschungsfaktor haben.

Wer bisher noch nicht mitspielt, kann sich gerne schon jetzt anmelden und ist dann nächste Saison automatisch dabei.


Zum Abschluss wie üblich Neues von ehemaligen Wehenern, heute mit Legende Sascha Amstätter. Dieser wird in der kommenden Saison die SG Höchst als Trainer in der Gruppenliga übernehmen.


Was, wann, wo: 3. Liga, 35. Spieltag, Samstag, 6. Mai, 14:00 Uhr, auswärts bei Dynamo Dresden

Der Gegner: Dynamo hat nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga etwas gebraucht, um sich zu finden und stand nach der Hinrunde nur auf Platz 9. In der Rückrunde hat die Mannschaft von Markus Anfang allerdings bisher die meisten Punkte gesammelt und ist mittlerweile der heiße Aufstiegskandidat, den die meisten vor der Saison so erwartet hatten. Dabei profitiert man natürlich sehr davon, dass Ahmet Arslan gefühlt immer richtig steht und mit 21 Treffen die Torschützenliste anführt. Manuel Schäffler kommt überwiegend eine Jokerrolle zu und hat so immerhin schon viermal getroffen. Auch Michael Akoto war zuletzt eher Ersatzspieler.

Das Spiel in der Hinrunde gewann der SVWW mit 1:0 durch einen Kopfballtreffer von Reinthaler.

Der Direktvergleich spricht deutlich für die Sachsen (9S/2U/2N), in Dresden konnte der SVWW erst einmal punkten (1:0-Sieg in der Saison 2014/15).

Personelles: Ezeh ist nach Gelbsperre wieder zurück, Heußer könnte nach seiner Einwechslung gegen Meppen vielleicht wieder in die Startelf rücken. Carstens ist mit Hüftpoblemen etwas fraglich, die ganzen Knie-Patienten fallen ohnehin aus.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Gürleyen, Reinthaler – Mockenhaupt, Jacobsen, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz – Hollerbach, Prtajin

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 5 stehen.