Die Wehenschau (KW 24/2023)

Der SV Wehen Wiesbaden ist zurück in der 2. Bundesliga. Nach der erfolgreichen Relegation gegen Arminia Bielefeld gab es am vergangenen Mittwoch erst einen Empfang auf dem Wehener Markt und anschließend im Wiesbadener Rathaus. Abends feierte die Mannschaft noch im vereinsinternen Kreis, wobei auch einige Spieler verabschiedet wurden, danach ging es in den ebenso wohlverdienten wie kurzen Sommerurlaub. Schon in zwei Wochen startet die Vorbereitung auf die neue Saison, die am letzten Juli-Wochenende mit dem ersten Zweitligaspieltag beginnen wird. Zwei Wochen später folgt die erste Runde im DFB-Pokal – es sei denn, der SVWW bekommt den FC Bayern oder RB Leipzig zugelost, denn dann würde man erst am 26. oder 27. September spielen, weil die beiden am Pokalwochenende den superwichtigen Supercup ausspielen. Die Auslosung der ersten Pokalrunde findet am kommenden Sonntag statt. Der SVWW ist trotz Aufstieg im „Amateure-Topf“ und wird einen Erstligisten oder einen Zweitligisten oberhalb von Platz 15 zugelost bekommen.

Den Liga-Spielplan wird die DFL am 30. Juni veröffentlichen. Ich persönlich hoffe ja, dass der SVWW an den ersten beiden Spieltagen noch nicht gegen die Topteams wie Schalke, HSV, Hertha spielt, denn diese werde ich urlaubsbedingt verpassen. Ähnlich wird es sicherlich vielen anderen Fans gehen, da die hessischen Schulferien eine Woche vor Start der Zweitligasaison beginnen. Diese geht ja auch schon eine Woche früher los als die 3. Liga, was zusammen mit der geringeren Anzahl an Spieltagen (34 statt 38) dazu führt, dass es regulär kein einziges Spiel unter der Woche gibt. Abonniert gerne den Spielplan als Google-Kalender, dann habt Ihr automatisch alle Termine im Kalender.


Wie erwähnt hat der SVWW eine Reihe von Spielern bereits verabschiedet, weitere könnten folgen. Ahmet Gürleyen und Kapitän Johannes Wurtz hätte man gerne behalten, aber beide haben Angebote zur Vertragsverlängerung nicht angenommen. Ob die beiden schon bessere Angebote haben oder noch darauf pokern, oder ob es von Vereinsseite an „Wertschätzung“ (also Euro) mangelt – keine Ahnung. Bedauerlich ist es allemal, ebenso wie im Fall von Sebastian Mrowca, der nach neun Jahren im Verein keinen neuen Vertrag bekommen hat. Sportlich kann man das sicherlich verargumentieren, aber aus menschlicher Sicht ist es ausgesprochen schade, den dienstältesten Spieler und ehemaligen Kapitän zu verlieren.

Dass Dennis Kempe seine Karriere beendet, war ebenso bereits bekannt wie der Abgang von Dominik Bauer zum FC Eddersheim. Lucas Brumme und Ersatztorwart Lucas Becker haben ebenfalls keine neuen Verträge erhalten, was zumindest bei Brumme für mich nicht unbedingt offensichtlich war. Zwischenzeitlich schien er drauf und dran, sich zu etablieren, aber letztlich möchte man den Kaderplatz wohl lieber freimachen. Allen Spielern auch von dieser Stelle vielen Dank und alles Gute!

Mit Mo Amsif und Nico Rieble ist man noch in Vertragsgesprächen. Vermutlich sind die angeboten Konditionen angesichts ihres Status als Ergänzungsspieler nicht so üppig, weshalb aber auch andere Vereine nicht gerade Schlange stehen dürften. Den Ausgang werden wir genauso abwarten müssen wie die Entwicklung um diejenigen Kandidaten, die so gut gespielt haben, dass sie das Interesse anderer Vereine auf sich gezogen, aber noch einen gültigen Vertrag beim SVWW haben.

Da wäre zum einen Benedict Hollerbach, dessen Vertrag sich durch den Aufstieg automatisch um ein Jahr verlängert hat. Um mögliche Wechselkonditionen gibt es allerdings höchst unterschiedliche Gerüchte. Während die einen von einer Ausstiegsklausel von vergleichsweise bescheidenen 300.000 Euro berichten, heißt es an anderer Stelle, dass Angebote im siebenstelligen Bereich eingegangen sein sollen. Geschäftsführer Schäfer gibt an, dass es noch kein offizielles Angebot gibt, was es aber wiederum auch nicht bräuchte, wenn tatsächlich eine Ausstiegsklausel existiert. In dem Fall müsste sich nur Hollerbach mit seinem neuen Verein einigen und dieser die festgeschriebene Ablösesumme zahlen, ohne dass von Wehener Seite noch viel zu machen wäre. Auch wenn es am Ende „nur“ 300.000 Euro werden sollten – das wäre immer noch besser als das, was man ohne Aufstieg und die automatische Vertragsverlängerung erhalten hätte, nämlich gar nichts. Der heißeste Kandidat als Hollerbachs neuer Arbeitgeber ist der 1. FC Köln, schließlich wurde Trainer Steffen Baumgart auch mehrmals bei Spielen des SVWW auf der Tribüne gesichtet. Andererseits bemüht sich der Effzeh angeblich auch um den deutlich erfahreneren Luca Waldschmidt. Angesichts der weiterhin drohenden Transfersperre für den 1. FC Köln wäre ja vielleicht folgendes Modell eine gute Idee zur allgemeinen Zufriedenheit: Köln kauft Hollerbach jetzt und verleiht ihn direkt für ein Jahr zurück an den SVWW. Hier könnte er vor dem großen Schritt in die erste Liga sich ein Jahr in gewohntem Umfeld, aber nun in der 2. Bundesliga weiterentwickeln, und Köln hätte schon einen Zugang für 2024 sicher, selbst wenn dann keine Neuverpflichtungen möglich wären. Schaun mer mal.

Ein weiterer Wechselkandidat ist Brooklyn Ezeh, den angeblich Hannover 96 unbedingt verpflichten möchte, aber auch der FC St. Pauli soll ernsthaft interessiert sein. In seinem Fall ist ziemlich klar, dass es keine Vertragsklausel gibt, sodass der SVWW selbstbewusst eine Ablöse von mindestens einer Million Euro fordert. Der dritte begehrte Spieler ist Ivan Prtajin, wobei mir hier aktuell keine halbwegs konkreten Gerüchte bekannt sind. Sollte Suheyel Najar, dem der Durchbruch in der 3. Liga nicht gelang, einen neuen Verein finden, würde man ihm wohl keine Steine in den Weg legen. Ähnliches dürfte für Rückkehrer Amin Farouk gelten.

So oder so werden Nico Schäfer und Paul Fernie in den nächsten Wochen viel Arbeit haben. Den sieben bis dreizehn Abgängen stehen bisher erst zwei Zugänge gegenüber. Da man schon vor einiger Zeit verkündet hat, dass der Kader auch um etwa zwei Spieler vergrößert werden soll, um nicht wie in der abgelaufenen Saison zeitweise mehrere A-Jugendliche in den Spieltagskader berufen zu müssen, heißt das also, dass man noch sieben bis dreizehn Spieler verpflichten wird. Das wird höchstwahrscheinlich nicht gänzlich bis zum Trainingsauftakt gelingen, aber das Transferfenster ist auch noch bis zum 1. September geöffnet. Möglicherweise wird man auch wieder auf das eine oder andere Leihgeschäft setzen.

In der Gerüchteküche kursieren aktuell ein Verteidiger namens Aleksandar Vukotic sowie Torwart Jonas Urbig, der zuletzt vom 1. FC Köln an Jahn Regensburg ausgeliehen war und noch eine weitere Saison verliehen werden soll. Das werden natürlich nicht die letzten Namen sein, die mit dem SVWW in Verbindung gebracht werden. Die irgendwann vor ein paar Monaten mal lose gerüchtete Rückkehr von Michael Akoto wird es übrigens nicht geben, denn dieser wechselt zum dänischen Erstligisten Aarhus GF.

Für die Zusammenstellung des künftigen Kaders hat man immerhin deutlich mehr Budget zur Verfügung. Abgesehen von eventuellen Transfererlösen gibt es in der 2. Bundesliga natürlich erheblich mehr Geld aus der Fernsehvermarktung im Vergleich zur 3. Liga, nämlich (im Fall des SVWW) etwa 8,3 statt 1,3 Millionen Euro. Damit ist man freilich innerhalb der zweiten Liga trotzdem noch der zweitkleinste Fisch im Teich, knapp vor der SV Elversberg mit 8,2 Millionen. Der kleine Unterschied ist in der Fünfjahreswertung begründet, in der der SVWW aufgrund der Zweitligasaison 2019/20 eben einen kleinen Vorteil hat. Am anderen Ende der Geldtabelle erhält Hertha BSC mit 24,1 Millionen fast dreimal soviel.


Das Ende der Saison bedeutet auch das Ende unseres traditionellen Tippspiels. Hier hat sich Sonja dank ihrer guten Tipps in den Relegationsspielen den ersten Platz, den sie am letzten Spieltag verloren hatte, zurückgeholt und die Gesamtwertung vor den Tippern jr und dain gewonnen. Die Preise sind aber für alle drei identisch und bereits auf dem Weg. Wir gratulieren herzlich und danken allen Teilnehmer:innen fürs Mitspielen! Nächste Saison tippen wir dann die Ergebnisse der 2. Bundesliga. Wer noch nicht teilnimmt, kann sich gerne schon jetzt anmelden.

Fast genauso traditionsreich wie das Tippspiel ist mittlerweile die Saisonspende, bei der in diesem Jahr über 1.000 Euro für den guten Zweck zusammengekommen sind. Die Begünstigten werden in Kürze bekanntgegeben. Selbstverständlich freuen wir uns über weitere Mitstreiter:innen – auch kleine Beträge helfen, denn jeder Euro zählt.


Für die U19 und die U17 des SV Wehen Wiesbaden ist die Saison noch nicht ganz vorbei, denn beide befinden sich noch in der Aufstiegsrelegation zur A- bzw. B-Junioren-Bundesliga, jeweils gegen den 1. FC Kaiserslautern. Am vergangenen Donnerstag fanden in der Brita-Arena die Hinspiele statt. Zunächst spielte die U17 2:2, danach die U19 1:1. Es ist also noch alles drin, wenn am Freitag bzw. am Samstag die Rückspiele in Kaiserslautern ausgetragen werden.

Mittlerweile laufen in der Brita-Arena die Vorbereitungen für den Konzertsommer. Der erste Act ist am Samstag Sting, am Mittwoch darauf folgt Lionel Richie und den Abschluss bildet OneRepublic am Sonntag, den 25. Juni. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Karten.


Für alle Fans unseres Podcasts Niemals Erste Liga: Im Laufe der Woche wollen wir eine Saisonabschlussfolge aufnehmen – stay tuned!