Die Wehenschau (KW 30/2023)

Letzte Woche gab es – Ihr werdet es bemerkt haben – keine Wehenschau. Kurz vor Urlaubsbeginn sammeln sich ja immer die Termine und Dinge, die noch zu erledigen sind, aber es gab immerhin zu Wochenbeginn eine neue Folge Niemals Erste Liga. Wer noch nicht reingehört hat, kann das ja noch nachholen. Ab demnächst wollen wir in etwas kürzeren Abständen aufnehmen und die jeweiligen Spiele besprechen, geplant ist jeweils montags nach den Heimspielen. Allerdings noch nicht nach dem ersten Heimspiel gegen Magdeburg, wegen Urlaub, Ihr wisst schon.

Wer in der Zwischenzeit noch mehr von uns hören möchte, hat dazu verschiedene Möglichkeiten. Micha war in der großen Zweitligasaisonvorschau des MillernTons zu Gast, meine Wenigkeit durfte beim Podcast des Hertha UK Fanclub (auf Englisch) sowie bei Brennpunkt Orange (auf Deutsch, dafür sehr ausführlich) über den SVWW sprechen.

Ohne NEL-Beteiligung, dafür aber mit einem Interview mit John Iredale kann der englischsprachige 2. Bundesliga Podcast in seiner Saisonvorschau aufwarten.


Veränderungen im Kader gab es in den letzten zwei Wochen nicht, aber doch ein paar Neuigkeiten. Sowohl Arthur Lyska als auch Ivan Prtajin haben ihre Verträge verlängert. Zu den Laufzeiten macht man vereinseitig keine Angaben mehr, bei Prtajin betonte man jedoch die „langfristige“ Verlängerung. Einem Instagram-Post des Spielers konnte man aber entnehmen, dass der neue Vertrag bis 2026 läuft. Erstmals einen Profivertrag hat Nachwuchstorwart Noah Brdar erhalten, der allerdings weiterhin in erster Linie bei der U19 spielen wird. Somit erfüllt man die Local-Player-Regel der DFL. Brdar hat übrigens Lyskas bisherige Rückennummer 31 übernommen, während dieser nun die 1 trägt.

Neuer Mannschaftskapitän ist Sascha Mockenhaupt, was nicht sonderlich überraschend ist. Schließlich ist er mittlerweile nicht nur der dienstälteste Spieler im Kader, sondern hat auch schon oft die Binde getragen, allerdings bisher eben noch nicht als „erster“ Kapitän. Seine Vertreter sind Marcus Mathisen und Florian Stritzel. Im Mannschaftsrat sind außerdem Martin Angha und Aleksandar Vukotic. Es fällt hierbei eine Häufung von Defensivspielern auf, wobei gerade in diesem Mannschaftsteil mehrheitlich ältere, erfahrene Spieler zu finden sind.

Die letzte offensichtliche Baustelle im Kader ist die linke Außenbahn, wo alleine Kenan Bennetts eine offensive Variante darstellt. Da passt es, dass der SVWW laut Augsburger Allgemeine Lasse Günther vom FC Augsburg für ein Jahr ausleihen möchte. [Update: Die Leihe wurde mittlerweile vom Verein offiziell bekanntgegeben.]

Und damit kommen wir zur Causa Hollerbach. Mittlerweile darf es als gesichert gelten, dass er sich vor Ende der letzten Saison mit dem 1. FC Köln schon über einen Wechsel einig war, dann aber abgesagt hat, als nach seinen spektakulären Auftritten in den Relegationsspielen Union Berlin Interesse vermeldet hat. In Köln ist man gleichzeitig etwas beleidigt, betont aber andererseits, dass alles korrekt war, und hadert mit der (aktuell ausgesetzten) Transfersperre der FIFA, ohne die möglicherweise schon alles unterschrieben gewesen wäre. Letzteres würde ich etwas anzweifeln, denn wie wir wissen, hat sich Hollerbachs Vertrag beim SVWW durch den Aufstieg verlängert, sodass ohnehin noch eine Einigung der Vereine angestanden hätte. Dennoch haben manche Kölner Fans aufgrund der Absage Hollerbachs charakterliche Eignung in Zweifel gezogen und ein besonders eifriger Anhänger hat sich die Instagram-Aktivitäten des Spielers angeschaut. Was er da zutage gefördert hat, wirft allerdings tatsächlich kein gutes Licht auf Hollerbach. Man kann ihm nur raten, mal gründlich über sich und sein Weltbild nachzudenken – als Vertreter der „Generation Mindset“ sollte es ihm ja gelingen, nicht nur seinen Körper und Geist zu trainieren, sondern sich auch als Mensch weiterzuentwickeln.

Fast schon lustig fand ich dann den „Leser-Reporter“ des Rheinischen Anzeigenblatts, der den Twitter-Thread als Basis nahm, dazu eine anonyme, interne Quelle bei Union Berlin erfand und behauptete, dass Union aufgrund Hollerbachs zweifelhaften Charakters von einer Verpflichtung mittlerweile Abstand nähme. Etwas realistischer dürfte die Einschätzung des Berliner Kuriers sein, warum der Transfer noch immer in der Schwebe ist. Sollte es am Ende nicht zu einem Wechsel kommen, wäre das aus sportlicher Sicht sicherlich nicht das Schlechteste für den SVWW.


Wenige Tage vor dem Start der Saison 2023/24 gibt es natürlich allerlei Prognosen und Vorschauen. Exemplarisch sei hier auf den Teamcheck von liga-zwei.de verwiesen. Währenddessen möchte sich Nico Schäfer noch nicht auf ein Saisonziel festlegen. Nach den beiden Testspielen in der Brita-Arena gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden und den niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard, die beide 1:0 gewonnen wurden, deutet sich zumindest an, dass die Defensive schon eine gewisse Stabilität hat. Wenn sich das mit schnellem Umschaltspiel und Torgefahr bei Standardsituationen kombinieren lässt, könnte man auch in der Liga desöfteren 1:0-Siege erleben – und damit das, was ich eigentlich schon vor anderthalb Jahren bei der Verpflichtung von Markus Kauczinski vermutet hatte. Wahrscheinlich kommt es dann doch wieder anders, aber ich bin dennoch zuversichtlich, dass sich der Katastrophenstart aus der letzten Wehener Zweitligasaison nicht wiederholt.

Natürlich ist der SVWW weiterhin einer der kleinsten Fische im Zweitligateich, nicht nur was die Anzahl der Vereinsmitglieder (aktuell 657) und der Dauerkarten (aktuell 1.400) angeht, aber wichtiger ist ja, dass sich ein Trend zu mehr Interesse in Stadt und Region abzeichnet. Wenn man jetzt noch sportlich einigermaßen mithalten kann, wächst da vielleicht (endlich) was heran.


Kurzer Blick auf ein paar Meldungen ohne unmittelbaren SVWW-Bezug:

  • Fortuna Düsseldorf hat die drei Gegner benannt, für die im Rahmen der Aktion „Fortuna für alle“ der Eintritt bei den Heimspielen in Düsseldorf gratis sein soll. Das Spiel gegen den SVWW ist nicht dabei. Am Plan, dass sich im Laufe der Zeit die Anzahl der Spiele mit freiem Eintritt erhöhen soll, ändert angeblich auch der Ausstieg eines der Sponsoren nichts.
  • Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche gehen die bisherigen Reformen in der Nachwuchsausbildung nicht weit genug. U. a. regt er ein Abwerbeverbot von Jugendlichen bis 16 Jahren an – wäre ja schön, wenn er direkt bei seinem eigenen Verein damit anfängt und die Eintracht nicht das gesamte Rhein-Main-Gebiet schon in den jungen Jahrgängen abgrast.
  • Der St. Pauli-Podcast und -Blog MillernTon feiert 10-jähriges Jubiläum. Wir gratulieren herzlich und schauen ein wenig neidisch darauf, wieviele Leute sich an diesem erfolgreichen Fanmedium beteiligen. Es ist klar, dass das Fanuniversum hier beim SVWW deutlich kleiner ist, aber es wäre schon schön, wenn wir Stehblog und NEL zu etwas mehr als einer 1-2-Personen-Show ausbauen könnten…

Und damit zu den Ehemaligen:

  • Phillip Tietz ist zum FC Augsburg gewechselt und hat in Darmstadt für ein paar Irritationen gesorgt.
  • Der 1. FC Heidenheim soll an Jakov Medic interessiert sein, aber wie schon letztes Jahr muss St. Pauli nicht unbedingt verkaufen.
  • Kofi Kyereh arbeitet nach seinem Kreuzbandriss weiter an seinem Comeback.
  • Aziz Bouhaddouz ist zum FSV Frankfurt zurückgekehrt.
  • Tobias Mißner spielte in der letzten Saison bei der SV Elversberg keine Rolle und versucht es nun beim SV Meppen in der Regionalliga.
  • Bayer Leverkusen hat Victor Boniface von Union St. Gilloise verpflichtet. Der ist natürlich kein Ex-Wehener, aber eventuell könnte dieser Wechsel dafür sorgen, dass Gustaf Nilsson nun mehr Spielzeit erhält.

Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 1. Spieltag, Samstag, 29. Juli, 13:00 Uhr, zuhause gegen den 1. FC Magdeburg

Der Gegner: Den einzigen Europapokalsieger der DDR kennen wir aus insgesamt fünf gemeinsamen Drittligajahren. 2018 gelang der erste Aufstieg in die 2. Bundesliga, aber nach nur einer Saison ging es direkt wieder runter. Nach dem erneuten Aufstieg vor einem Jahr gelang der Mannschaft von Trainer Christian Titz diesmal der Klassenerhalt und man erreichte am Ende mit 43 Punkten den 11. Platz. Das Ziel für 2023/24 ist eine „sorgenfreie Saison“. Im Sommer gab es eine ganze Reihe Spielerwechsel. Mit Ahmet Arslan (zuvor von Holstein Kiel an Dynamo Dresden ausgeliehen) und Alexander Nollenberger (SpVgg Bayreuth) wurden auch zwei Spieler aus der 3. Liga verpflichtet. Ex-SVWW-Keeper Tim Boss hat den FCM hingegen verlassen und ist zur SV Elversberg gewechselt.

Der Direktvergleich geht an den FCM: von zehn Partien hat Magdeburg fünf gewonnen, der SVWW nur zwei. Das letzte Aufeinandertreffen gab es in der vorletzten Saison, beide Spiele gingen verloren (2:4 und 1:3).

Personelles: Prtajin und Jonjic könnten nach ihren Verletzungen aus der Vorbereitung eventuell am Samstag im Kader stehen, dürften dann aber wohl eher zunächst auf der Bank sitzen. Bätzner, Reinthaler, Taffertshofer und Lyska fehlen definitiv. Mit Heußer könnte auch Fechner die Doppelsechs bilden, während Jacobsen wegen späteren Trainingsstarts wohl noch etwas Rückstand hat. Im Angriff wäre auch Froese statt Iredale eine Option, aber ich gehe davon aus, dass Kauczinski wenigstens einen großgewachsenen Spieler vorne drin haben möchte.

Aufstellungstipp: Stritzel – Mockenhaupt, Vukotic, Carstens – Goppel, Mathisen, Heußer, Bennetts – Lee – Hollerbach, Iredale


Zu guter Letzt: Wer beim Tippspiel mitmacht, sollte nicht vergessen, bis Freitagabend seine Bonustipps abzugeben – und wer noch nicht mitmacht, ist natürlich jederzeit willkommen. Ebenso willkommen sind weitere Mitstreiter bei der Saisonspende. Ein „Einstieg“ ist selbstverständlich auch nach Saisonstart jederzeit möglich.