Die Wehenschau (KW 9/2024)
Der SV Wehen Wiesbaden befindet sich gerade in keiner guten Phase. Weniger, was Punkte und Platzierung angeht, denn da liegt man eigentlich genau im Soll: nach der Daumenregel für den Klassenerhalt „Anzahl Spieltage plus ein Sieg“ sollte man aktuell 26 Punkte haben, tatsächlich steht der SVWW bei 27 und folgerichtig auch einige Punkte oberhalb der Abstiegsplätze. Allerdings strahlt die Mannschaft schon seit drei Spielen erschreckend wenig Torgefahr aus. Das 1:1 gegen Nürnberg war schon schmeichelhaft, bei den Niederlagen gegen Schalke und Paderborn hatte man fast gar keine eigenen Torchancen. Dazu kommt, dass die Defensive in jedem Spiel für ein, zwei Patzer gut ist, und man deshalb schon lange kein Spiel mehr ohne Gegentor hatte. Dass Kauczinskis Mannen es besser können, haben sie aber schon einige Male in dieser Saison bewiesen, auch in der Rückrunde: Hertha wurde gnadenlos ausgekontert und in Karlsruhe hat man vor allem gegen Spielende eine ordentliche Offensivpower entwickelt und am Sieg geschnuppert. Das muss halt jetzt wieder abgerufen werden, dann kommen auch Tore und Punkte.
Momentan befinden wir uns übrigens in dem Block von Spielen, in dem es auch in der Hinrunde nicht gut lief. Damals begann nach den Siegen gegen Hertha und Karlsruhe eine Serie von sechs Ligaspielen ohne Dreier, gefolgt von den vier Siegen, die bis heute dafür sorgen, dass der SVWW noch keinmal in dieser Saison auf einem Abstiegsplatz stand. Darauf, dass gegen dieselben vier Teams wieder vier Siege gelingen werden, kann man sich natürlich nicht verlassen, sodass es umso wichtiger wäre, in den kommenden Partien gegen Elversberg, Hannover und Hamburg mehr als einen Punkt (wie in der Hinrunde) zu holen.
Die Rückspiele gegen die Mannschaften, die in der Hinrunde so erfolgreich verliefen, also Osnabrück, Rostock, Düsseldorf und Kaiserslautern, sind mittlerweile übrigens terminiert worden. Dass das Spiel in Rostock auf einen Freitag gelegt wurde, ist für Auswärtsfahrer übrigens eine ziemliche Gemeinheit. Vor diesem Block ist die einzige Länderspielpause der Rückrunde, weshalb der SVWW für den 21. März ein Testspiel gegen Waldhof Mannheim vereinbart hat (Halberg, Anpfiff 13 Uhr, Eintritt frei).
Nach der Saison findet bekanntlich die Europameisterschaft statt und die ist – zumindest offiziell – auch der Grund, warum es in diesem Sommer keine Konzerte in der Brita-Arena geben wird. Einige namhafte Künstler wären angeblich gerne gekommen, aber erst später im Sommer, wenn bereits wieder die neue Saison läuft. Allerdings sieht es wohl danach aus, dass während der EM Public Viewings in der Arena angeboten werden.
Zu den Ehemaligen:
- Gustaf Nilsson und Heinz Lindner haben mit Union Saint-Gilloise in der Conference League Eintracht Frankfurt besiegt und spielen nächste Woche im Achtelfinale gegen Fenerbahce. Nilsson blieb diesmal ohne Treffer, Lindner saß auf der Bank.
- Niklas Schmidt ist mit dem FC Toulouse aus der Europa League gegen Benfica ausgeschieden. Schmidt kam nicht zum Einsatz, saß im Rückspiel aber immerhin auf der Bank, nachdem er im Hinspiel verletzt gefehlt hatte.
- Verletzt bzw. in der Reha ist weiterhin Kofi Kyereh. Immerhin ist sein SC Freiburg nach dem Sieg gegen RC Lens noch in der Europa League vertreten und spielt nun, wie schon in der Gruppenphase, gegen West Ham United.
- Prächtig läuft es weiterhin für den vierten im Europapokal spielenden ehemaligen Wehener, Robert Andrich. Im Bundesligaspiel von Bayer Leverkusen gegen Mainz 05 erzielte Andrich den Siegtreffer. In den Europa-League-Playoffs musste Leverkusen als Gruppensieger nicht ran, im Achtelfinale geht es gegen Qarabağ Ağdam aus Aserbaidschan.
- Nicht im Europapokal vertreten ist Werder Bremen mit Anthony Jung, der in Wiesbaden aufgewachsen ist und in der Jugend u. a. beim SV Wehen spielte. Bei Werder ist Jung in dieser Saison gesetzt und sein Vertrag hat sich dadurch automatisch verlängert. Vielleicht klappt es ja in der kommenden Saison mit Europa.
- Phillip Tietz hatte Sky Sport für eine Homestory zu Gast. U. a. erzählt er, dass Sidney Friede ihm damals beim Anschluss seiner Hardware geholfen hat, und er zeigt ein Kunstwerk, dass er von Manuel Schäffler bekommen hat.
Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 24. Spieltag, Sonntag, 3. März, 13:30 Uhr, auswärts bei der SV Elversberg
Der Gegner: Mit dem Sieg im Hinspiel zog die SV Elversberg am SVWW in der Tabelle vorbei und beide Teams wechselten sich im Saisonverlauf noch einige Male in der Rolle als bestplatzierter Aufsteiger ab. Insgesamt scheint die Mannschaft von Horst Steffen, dem am längsten amtierenden Trainer aller Zweitligisten (seit Oktober 2018), etwas stabiler als der SVWW zu sein und steht aktuell mit 32 Punkten als Tabellenzehnter hervorragend da. Zuletzt gab es ein knappes 0:1 beim HSV, aber aus den drei Heimspielen der Rückrunde hat man sieben Punkte geholt. Im Kader stehen gleich drei ehemalige SVWWler: Luca Schnellbacher ist bester Torschütze und bester Scorer (sechs Tore und sechs Vorlagen), Dominik Martinovic ist bisher nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen (neun Einwechslungen, kein Tor), Tim Boss ist im Tor die klare Nummer 2 (kein Einsatz).
Das Spiel in der Hinrunde: Die kleine Rotation angesichts des bevorstehenden DFB-Pokalspiels ging schief und der SVWW unterlag ziemlich sang- und klanglos 0:2.
Der Direktvergleich ist im Profibereich (1x 2. Bundesliga, 4x 3. Liga) ausgeglichen, beide Vereine haben jeweils zweimal gewonnen, einmal gab es ein Unentschieden. Nimmt man die Begegnungen in der Regionalliga dazu, liegt der SVWW mit 13/3/3 deutlich vorne.
Personelles: Mathisen fehlt nach seiner fünften gelben Karte, dafür ist Vukotic wieder zurück. Während Vukotic auf seine Position links in der Dreierkette zurückkehrt, ist die Besetzung der Mitte noch offen: Carstens oder Angha? Oder beide und dafür Mockenhaupt raus? Bennetts ist weiterhin verletzt, könnte aber nächste Woche wieder anfangen zu trainieren. Bätzners muskuläre Probleme, wegen denen er schon gegen Paderborn ausfiel, dauern an. Außerdem ist Taffertshofer krank.
Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Carstens, Vukotic – Goppel, Jacobsen, Heußer, Günther – Lee, Kovacevic – Prtajin
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 12 bis 14 stehen.