Die Wehenschau (KW 33/2021)
Der ersehnte Knipser – oder wenigstens eine Alternative im Sturmzentrum – lässt weiter auf sich warten. Knappe zwei Wochen bleiben dem SV Wehen Wiesbaden noch, um sich in der Offensive zu verstärken, dann schließt das Transferfenster wieder bis zur Winterpause. Vermutlich suchen Paul Fernie und Kollegen momentan fieberhaft nach möglichen Kandidaten und hoffen, dass irgendwo ein passender Spieler bei seinem aktuellen Club nur geringe Einsatzchancen hat und sich so zu einem Wechsel oder wenigstens einer Leihe bewegen lässt. Allerdings wird der SVWW nicht der einzige Verein sein, der auf so eine Chance lauert. Es bleibt spannend.
Leichter war es hingegen bestimmt, U19-Spieler Amin Farouk davon zu überzeugen, beim SVWW einen Profivertrag zu unterschreiben. Der junge Mann hat bekanntlich in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck bei den Profis hinterlassen und kam am ersten Spieltag zu seinem Drittliga-Debüt. Die Vertragslaufzeit von drei Jahren deutet darauf hin, dass man sich mehr von Farouk verspricht als nur die U23-Regel zu erfüllen. Die Sehnsucht nach einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der sich im Profikader etabliert, ist jedenfalls groß.
Ob in der aktuellen U17 auch zukünftige Kandidaten für die Herrenmannschaft spielen, lässt sich momentan nur schwer vorhersagen, aber möglicherweise gewinnt man im Laufe der Saison weitere Erkenntnisse. Schließlich dürfen sich die Jugendlichen weiterhin in der B-Junioren-Bundesliga präsentieren. Der Saisonauftakt ging allerdings mit 0:2 gegen den SC Freiburg verloren. Am kommenden Samstag geht es zu Eintracht Frankfurt.
Passend zum Thema Nachwuchsfußballer dieser Artikel der FAZ über das neue Buch von Ronald Reng sowie den Film „Nachspiel“.
Zurück zum Profiteam. Das spielt am Sonntag gegen den TSV Havelse und vielleicht ist es ganz gut, dass der Aufsteiger eher kein Zuschauermagnet ist. Die Sieben-Tages-Inzidenz in Wiesbaden ist vor einigen Tagen wieder über den Wert von 50 gestiegen, sodass nach den aktuellen Corona-Regeln (bzw. meinem Verständnis davon) maximal 500 Personen plus Geimpfte/Genesene zulässig sind. Wenn man die verfügbaren Plätze im Online-Ticketing sieht, erscheint zweifelhaft, ob die Zuschauerzahl überhaupt vierstellig wird, sodass wohl kaum eine Einschränkung zu erwarten ist. In einer Woche gegen Magdeburg könnte die Sache allerdings schon anders aussehen. Bei diesem Spiel wird übrigens ein mobiles Impfteam am Stadion sein, falls noch jemand Bedarf hat.
Havelse hingegen würde seine Heimspiele lieber ganz ohne Zuschauer austragen. Aufgrund der DFB-Auflagen spielt man im riesigen Stadion von Hannover 96, was man zwar wohl zu einem Freundschaftspreis mieten kann, aber die Kosten für Catering, Ordner usw. werden durch die wenigen Zuschauer nicht gedeckt. Der TSV hat dabei gerade mal 21 Dauerkarten verkauft – was aber immerhin noch 21 mehr sind als der SVWW, der zumindest bis zur Rückrunde überhaupt keine Dauerkarten anbietet.
Noch ein Lesetipp: Auf stadiumdb.com gibt es einen Bericht über die Brita-Arena und die neue Westtribüne (auf Englisch).
Was, wann, wo: 3. Liga, 4. Spieltag, Sonntag, 22. August, 14:00 Uhr, zuhause gegen den TSV Havelse
Der Gegner: Den TSV Havelse kennen wir Wehen-Fans als den Verein, vom dem wir 2018 Kofi Kyereh verpflichtet haben. Die Älteren unter uns erinnern sich noch an die späten 80er bzw. frühen 90er Jahre, als die Niedersachsen mit Trainer Volker Finke bis in die 2. Bundesliga aufstiegen (bevor dieser zur Legende beim SC Freiburg wurde). Danach ging es zeitweise bis in die sechstklassige Landesliga hinunter und nach elf Jahren in der Regionalliga gelang letzte Saison schließlich die Rückkehr in den Profifußball. Dort ging der Start gründlich schief und nach drei Niederlagen in drei Spielen ziert Havelse momentan das Tabellenende der 3. Liga, auch im Niedersachsenpokal ist man schon ausgeschieden.
Der Direktvergleich ist ein noch völlig unbeschriebenes Blatt, beide Vereine treffen erstmals aufeinander.
Personelles: Nico Rieble wird nach seinem Muskelfaserriss vermutlich noch ausfallen und Stefan Stangl war zuletzt nach Trainingsrückstand ebenfalls nicht im Kader, sodass wohl wieder Dennis Kempe spielen wird. Florian Carstens hatte gegen Osnabrück zunächst auf der Bank gesessen, kam dann aber in der zweiten Halbzeit für Sascha Mockenhaupt und wurde zum Matchwinner. Sofern Mockenhaupt nicht verletzt ist (und es sah nicht danach aus), könnte Rehm hinten wieder auf die Dreierreihe setzen, aber in einer insgesamt offensiveren Ausrichtung.
Aufstellungstipp: Stritzel – Mockenhaupt, Carstens, Gürleyen – Fechner, Taffertshofer, Prokop, Kurt, Kempe – Wurtz, Nilsson
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 16 stehen.
Außerdem: Der MSV Duisburg hat seine zwei verlegten Spiele erstaunlich schnell nachholen können. Die von mir geunkte dauerhaft schiefe Tabelle ist also schon vor dem vierten Spieltag wieder gerade gerückt. Hoffen wir mal, dass das so bleibt.