Die Wehenschau (KW 35/2021)
Der berüchtigte „Deadline Day“, also der letzte Tag vor Ende der Transferperiode, verlief beim SV Wehen Wiesbaden eher unspektakulär. Die vermeintlich sichere Verpflichtung von Lenn Jastremski vom FC Bayern München II hatte sich schon am Montag zerschlagen, als stattdessen Viktoria Köln die Leihe des Stürmers vermeldete. Ob die Kölner noch kurzfristig mit mehr Geld oder besseren Aussichten auf Einsätze dazwischen gegrätscht sind oder ob man seitens des SVWW nach der Leihe von John Iredale keinen Bedarf mehr sah, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls gab es keinen Last-Minute-Zugang, auch keine wundersame Rückkehr von Maurice Malone, der sich zwar erneut ausliehen ließ, aber nun zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim.
Stattdessen gibt es einen Abgang, der aber ehrlicherweise ohne die entsprechende Meldung des Vereins kaum aufgefallen wäre. Ben Bischof, der die komplette Jugendabteilung des SVWW durchlief und seit einem Jahr offiziell zum Profikader gehörte, wechselt zum FC Bayern Alzenau in die Hessenliga. Dort dürfte er deutlich bessere Chancen auf Spielzeit haben, denn Rüdiger Rehm hatte ihn bisher in keinem einzigen Pflichtspiel eingesetzt und angesichts der Konkurrenz im defensiven Mittelfeld war das auch nicht mehr zu erwarten. Alles Gute, Ben, vielleicht sieht man sich ja demnächst im Hessenpokal wieder.
Während die 1. und 2. Bundesliga an diesem Wochenende wegen Länderspielen pausieren, geht es in der 3. Liga munter weiter. Zwei Partien wurden wegen Abstellungen von Nationalspielern zwar verlegt, aber die anderen acht Spiele finden wie geplant statt. Der SVWW darf diesmal in Saarbrücken mit dem nächsten Spitzenspiel den Spieltag eröffnen. Eine Woche später geht es zum aktuellen Tabellenführer Viktoria Berlin, bevor man zuhause den ebenfalls starken Aufsteiger Borussia Dortmund II empfängt.
Was, wann, wo: 3. Liga, 7. Spieltag, Freitag, 3. September, 19:00 Uhr, auswärts beim 1. FC Saarbrücken
Der Gegner: Nach der erfolgreichen Drittliga-Comeback-Saison des FCS (Platz 5 nach sechs Jahren in der Regionalliga) gab es doch einen etwas größeren Umbruch. Trainer Lukas Kwasniok ist zum SC Paderborn in die 2. Bundesliga gewechselt, ebenso wie Topscorer Nicklas Shipnoski (zu Fortuna Düsseldorf). Auch Joe Vunguidica (nach Unterhaching) und Timm Golley (Hamborn 07) haben den Verein verlassen, sodass von der Ex-SVWW-Fraktion nur noch Tobias Jänicke übrig geblieben ist. Dennoch ist man mit dem neuen Trainer Uwe Koschinat (bekannt von Fortuna Köln und SV Sandhausen) gut in die neue Saison gestartet und hat ebenso wie der SVWW bisher elf Punkte geholt, auch die Torbilanz ist fast identisch (7:4 vs 7:5, mit teilweise denselben Resultaten gegen dieselben Gegner). Am vergangenen Wochenende spielten die Saarländer 1:1 bei den Würzburger Kickers.
Die Spiele in der letzten Saison: Zwei torreiche Unentschieden gab es letztes Jahr zu sehen, ein 3:3 in Saarbrücken (Hattrick Malone) und ein 2:2 in Wiesbaden (Doppelpack Tietz).
Der Direktvergleich spricht für den SVWW, in der 3. Liga hat man in zehn Partien erst einmal gegen Saarbrücken verloren (vor fast genau zehn Jahren).
Personelles: Gürleyen ist nach seiner Sperre wieder spielberechtigt und Wurtz offenbar wieder gesund, sodass außer Rieble und dem Langzeitverletzten Korte fast alle Spieler zur Verfügung stehen. Rehm hat also die Qual der Wahl und ich bin sehr gespannt, welche Formation er wählt.
Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Mockenhaupt, Gürleyen, Mrowca – Prokop, Taffertshofer, Jacobsen, Thiel – Nilsson, Hollerbach
Nach dem Spiel könnte der SVWW zumindest für einen Tag wieder auf Platz 1 springen, andererseits könnte man bis Montagabend auch bis auf Platz 11 zurückfallen.
Nachwuchs: Während die Profis am vergangenen Wochenende ihre erste Saisonniederlage einstecken mussten, lief es für die Jugendmannschaften besser. Die U19 gewann im DFB-Pokal (u. a. durch zwei Tore von Amin Farouk) mit 3:2 gegen Union Berlin und die U17 holte mit einem 3:1 gegen Darmstadt 98 im dritten Spiel ihren ersten Saisonsieg. Die U16 hingegen verlor ein Testspiel gegen Biebrich.
Stadion: Gegen Havelse war hinter der Nordtribüne noch die gewohnte Schlammlandschaft zu sehen, gegen Magdeburg war immerhin schon die Hälfte gepflastert und aktuell wird der Rest fertiggestellt. Ab dem nächsten Heimspiel kann man 14 Jahre nach Stadioneröffnung also endlich darauf hoffen, sich bei Regen nicht mehr die Schuhe komplett zu ruinieren.
Ehemalige: Törles Knöll ist zurück in Deutschland und spielt ab sofort gemeinsam mit Moritz Kuhn und Paterson Chato für Türkgücü München. Kuhn erzielte letzte Woche beim Auswärtssieg in Havelse sein erstes Saisontor. Kofi Kyereh wurde unterdessen erstmals zum ghanaischen Nationalteam eingeladen.
Hobby: Unser jüngster Neuzugang, John Iredale, ist passionierter Fotograf und hat sich anscheinend auf Hundefotografie spezialisiert. Wer sich gerne mal mit dem eigenen Vierbeiner in Aktion ablichten lassen möchte, kann sich ja ein Fotoshooting bei unserem neuen Stürmer buchen.
Schon gehört? Wir haben mal wieder eine neue Podcast-Folge aufgenommen.
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Beitragsbild: Carsten Pilger