Wo ist der verdammte Reset-Knopf?

Der Fußball wird immer vorhersehbarer, zumindest wenn einer der beiden Vereinen, die mich am meisten interessieren, beteiligt ist. Da über die aktuelle Erfolgsserie des FC Bayern andernorts schon genug geschrieben wird, bleibt an dieser Stelle der SV Wehen Wiesbaden übrig.

Am Samstag gab’s in Saarbrücken mal wieder die üblichen Versatzstücke, die wir in dieser immer noch recht jungen Saison schon zur Genüge gesehen haben: ein früher Rückstand (wie angekündigt durch Marcel Ziemer), im direkten Gegenzug der Ausgleich durch Zlatko Janjic (gab’s auch erst kürzlich in Erfurt) und schließlich der erneute Rückstand, gleichbedeutend mit dem 1:2-Endstand. Als Schütze des zweiten Tores hätte ich zwar eher Kai Gehring erwartet, aber Marius Laux passt auch gut, denn der hat schließlich in der Jugend mal in Wehen gekickt. Das bekannte Fazit: nicht schlecht gespielt, aber wie immer zu wenig Tore geschossen und demzufolge keine Punkte.

Deutlich überraschender aber, was dann gestern verkündet wurde: Zlatko Janjic wurde wie Martin Abraham rausgeworfen und darf ab sofort nur noch mit der zweiten Mannschaft trainieren. „Grund hierfür sind in der Addition mehrere Gesten und Äußerungen des 25-Jährigen, die sich gegen das Team richteten.“, heißt es auf svww.de. Stein des Anstoßes war offensichtlich das „A“, das Janjic im Anschluss an sein Tor, wohl aus Solidarität mit Abraham, mit den Händen bildete (im hr-Spielbericht ab 3:43 zu sehen). Damit es sich nicht ganz so mickrig anhört, werden dann auch noch einige Verfehlungen aus der Vergangenheit bemüht, aber im Grunde geht es wohl darum, dass Trainer und Geschäftsführer es sich nicht bieten lassen konnten, dass nach dem Vorfall um Martin Abraham in der letzten Woche ein weiterer Spieler aufmuckt.

Das ganze Mannschaftsgebilde (inklusive sportlicher Leitung) scheint reichlich fragil zu sein, wenn man sich nicht mehr anders als mit drastischen Strafen helfen kann. Es ist zu befürchten, dass bei weiter ausbleibendem sportlichen Erfolg der ganze Laden implodiert. Ich bin mal sehr gespannt, ob Wolfgang Gräf nach drei weiteren sieglosen Spielen immer noch behauptet, dass Gino Lettieri nicht zur Disposition stehe. Oder andersherum ausgedrückt: werden wir Abraham und Janjic vielleicht doch noch länger in Wiesbaden sehen als Lettieri?

Die ganze Situation ist jedenfalls richtig beschissen und die Saison scheint schon im Eimer zu sein, bevor überhaupt ein Drittel der Spiele absolviert sind. Vom Aufstieg braucht zumindest so schnell keiner mehr zu reden. Selbst wenn das „konsequente Durchgreifen“ den Rest des Kaders auf Linie bringt und vielleicht sogar zu einer Mannschaft werden lässt (was ich noch stark bezweifle) – zwei der besten Mittelfeldspieler fehlen nun und Ersatz gibt es frühestens im Winter.

Am liebsten würde ich den Reset-Knopf drücken und die Saison nochmal von vorne anfangen lassen, aber das verdammte Ding ist nicht zu finden. Wird also wohl ein ziemlich grauer Herbst werden rund um den SVWW – aber auch das kennen wir ja schon.