Die Wehenschau (KW 34/2022)
Die umstrittene Zweitverein-Kampagne des SV Wehen Wiesbaden sorgt immerhin für Aufmerksamkeit, soviel muss man Initiatoren zugestehen. Selbst die letzte Wehenschau wurde von den Kollegen vom Millernton-Blog aufgegriffen und vom Wiesbadener Kurier ausführlich zitiert – das passiert wahrlich nicht alle Tage.
Beim Fansprecher-Treffen am Mittwoch waren sich die Vereinsverantwortlichen aber nicht mehr ganz sicher, ob sie die Reaktionen exakt so einkalkuliert hatten oder ob die Kampagne eigentlich gar nicht an die aktiven Fans gerichtet sein sollte. Wenn ich mir einen Reim darauf machen soll: natürlich ist die Kampagne nicht an die aktiven Fans adressiert, die kommen ja ohnehin schon. Man will schließlich neue Zuschauer gewinnen, hat dabei aber unterschätzt oder schlicht vergessen, dass die „Stammkundschaft“ sich dadurch auf den Schlips getreten fühlen könnte. Ich bin jetzt kein BWL-Experte, habe aber irgendwann mal gelernt, dass es schwieriger ist, bestehende Kunden zu behalten als neue zu gewinnen. Das mag vielleicht nicht exakt auf das etwas spezielle Fußballbusiness zu treffen, was mit deutlich mehr Emotionen und üblicherweise mit einem Höchstmaß an Loyalität verbunden ist, aber auch bzw. gerade hier sollte man nicht seine treusten Fans vergraulen. Jedenfalls scheint man auch im Verein etwas ins Grübeln gekommen zu sein. Der bereits produzierte Saisonschal mit der Aufschrift „Der beste Zweitverein Deutschlands“ wird doch nicht in den Verkauf gehen und über die weiteren Schritte der Kampagne wird anscheinend nochmal nachgedacht. Gegebenenfalls sollen auch die Fans involviert werden – sieh mal an.
Nachgedacht wird sicherlich auch über weitere Veränderungen am Kader. Relativ eindeutig hat Markus Kauczinski kürzlich angedeutet, dass Dominik Prokop einigermaßen außen vor ist. Sofern er einen anderen Verein fände, würde man ihn bestimmt gerne abgeben. Ob es noch weitere Abgänge oder vielleicht auch noch Zugänge gibt, werden wir bis nächsten Mittwoch erfahren, wenn (endlich) das Transferfenster schließt.
Für die Nachwuchsspieler gibt es demnächst beim Rhein-Main-Cup die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Die Nachwuchsleistungszentren der sechs Proficlubs aus dem Rhein-Main-Gebiet spielen mit ihren Fördermannschaften, zusammengesetzt aus U17- bis U23-Spielern, gegeneinander. Genaue Spieltermine habe ich leider noch nicht gefunden.
Was, wann, wo: 3. Liga, 6. Spieltag, Samstag, 27. August, 14:00 Uhr, auswärts beim FC Ingolstadt
Der Gegner: Beim Zweitligaabsteiger FC Ingolstadt trifft der SVWW auf gute Bekannte (und umgekehrt). Die aktiven Fanszenen beider Clubs sind ja schon seit Jahren freundschaftlich verbunden und zahlreiche Protagonisten waren schon beim jeweils anderen Verein aktiv. Für uns gibt es ein Wiedersehen mit Rekordtrainer Rüdiger Rehm, seinem Co Mike Krannich sowie Max Dittgen (wegen Verletzung bisher noch kein Einsatz) und Dominik Franke (in allen bisherigen Spielen eingesetzt), umgekehrt war auch Markus Kauczinski schon beim FCI Trainer. Ingolstadt möchte direkt wieder in die 2. Bundesliga aufsteigen und ist auch gut in die Saison gestartet, nach drei Siegen gab es zuletzt zwei Unentschieden. Am vergangenen Wochenende gab es in Essen den ersten Gegentreffer überhaupt, dem dann auch noch ein zweiter folgte, aber am Ende konnte man noch zum 2:2 ausgleichen. Mit 11 Punkten steht Ingolstadt aktuell auf Platz 3.
Die letzten Begegnungen: In der vorletzten Drittligasaison verlor der SVWW beide Partien gegen Ingolstadt, 1:4 auswärts und 1:2 zuhause.
Der Direktvergleich spricht für den FCI mit einer Bilanz von 6-2-2 über alle Wettbewerbe hinweg. Die beiden Wehener Siege gelangen jeweils auswärts, einmal in der Regionalliga in der Saison 2006/07 sowie natürlich im Relegationsrückspiel 2019.
Personelles: Kempe und Bauer sind weiterhin verletzt, Heußer noch gesperrt. Jacobsen musste wegen seiner Oberschenkelverletzung aus dem letzten Spiel sogar operiert werden, Stritzels Einsatz ist noch unsicher.
Aufstellungstipp: Lyska – Reinthaler, Carstens, Gürleyen – Goppel, Mrwoca, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz- Hollerbach, Froese
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 3 bis 13 stehen. Am Sonntagvormittag wird es dann ein Trainingsspiel gegen Mainz 05 geben, wo aller Wahrscheinlichkeit nach nur diejenigen zum Einsatz kommen, die in Ingolstadt nicht gespielt haben.
Ehemalige: Bei ehemaligen SVWWlern, die aktuell in der Bundesliga spielen, denkt man an Hübner oder Andrich, seit neustem Kyereh, demnächst vielleicht auch Medic, aber ein bisschen aus der Wahrnehmung (zumindest aus meiner) verschwunden war Niklas Schmidt. Nach seiner Leihe zum SVWW im Aufstiegsjahr ließ er sich danach für zwei Jahre zum damaligen Mitaufsteiger Osnabrück verleihen und kehrte vor einem Jahr zu seinem Stammverein Werder Bremen zurück und stieg in die erste Liga auf. Dort hatte er am vergangenen Wochenende seinen ersten Saisoneinsatz und traf in Dortmund in der Nachspielzeit zum 2:2, Bremen gewann dann noch 3:2.
Gustaf Nilsson trifft unterdessen mit seinem neuen Club Saint-Gilloise in der Europa League auf Union Berlin, Sporting Braga und Malmö FF.
Liga: Die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund muss demnächst umziehen, da die Umbaumaßnahmen im Stadion Rote Erde länger dauern als geplant und das Westfalenstadion durch den Dauereinsatz der ersten Mannschaft in Bundesliga und Champions League nun auch nicht mehr zur Verfügung steht. Könnte also durchaus sein, dass das Rückspiel des SVWW Ende Januar gar nicht in Dortmund, sondern auf einem anderen Platz stattfindet.