Die Wehenschau (KW 4/2023)
Der SV Wehen Wiesbaden hat die erfolgreichste Hinrunde seiner Drittligageschichte abgeschlossen. 37 Punkte sind einer mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Saison 2017/18, als man am Ende jedoch nur Vierter wurde. Ein Jahr später erreichte man dank einer überragenden Rückrunde den Relegationsplatz, hatte jedoch nach der Hinrunde erst 27 Zähler geholt. Genauso viele hatte man jeweils in den Hinrunden der beiden letzten Saisons, allerdings danach nicht viel mit dem Aufstiegsrennen zu tun gehabt. Auch im historischen Drittligavergleich sind 37 Punkte nach 19 Spielen ein sehr guter Wert. In den 14 bisherigen Drittligaspielzeiten hätte das zur Saisonhalbzeit fünfmal zur Tabellenführung gereicht, weitere fünfmal zu Platz 2 (so wie aktuell), dreimal zum Relegationsplatz und nur einmal zu Platz 4.
Wichtiger als die Platzierung nach der Hälfte der Saison ist aber selbstredend die Abschlusstabelle. Nehmen wir einmal an, der SVWW würde in der Rückrunde genauso viele Punkte holen wie in der Hinrunde und käme in der Endabrechnung somit auf 74 Zähler, dann hätten wir die Relegation schon sicher: viermal wäre eine Mannschaft mit dieser Punktzahl auf dem dritten Platz gelandet, fünfmal auf Platz 2 und ebenfalls fünfmal sogar Meister geworden. Rein rechnerisch ist das Ziel für den weiteren Saisonverlauf also klar: mindestens so viele Punkte wie in der Hinrunde holen, sicherheitshalber vielleicht noch ein paar mehr. Ich werde das hier im Blog spaßeshalber tracken.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Rückrunde ist natürlich, dass man von einer ähnlichen Verletzungsmisere wie zwischenzeitlich in der Hinrunde verschont bleibt. Wir erinnern uns, eine Weile konnte man die Ausfälle noch ganz gut kompensieren, aber irgendwann wurde es dann schlicht zu viel und hat auch Punkte gekostet. Auf die ungewisse Ausfalldauer von Stritzel hat der SVWW mit der Verpflichtung von Amsif reagiert, ansonsten wurden bisher keine weiteren Transferaktivitäten offiziell. Gerüchteweise hat man sich im Verein aber auch mit der Verpflichtung eines weiteren Verteidigers beschäftigt und zwar mit dem Ex-Wehener Michael Akoto, der bei Dynamo Dresden angeblich keine Perspektive mehr hat – möglicherweise hat sich da aber mittlerweile auch schon wieder die Lage geändert. Ein zusätzlicher Verteidiger wäre für den SVWW zumindest dann sinnvoll, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass Carstens in Kürze wieder zu Verfügung steht. Mit Kempe, Rieble und Bauer fehlen schließlich drei weitere Defensivspieler. Warten wir mal, ob da noch was passiert, bis Ende Januar ist noch Zeit.
Worauf ich ebenfalls seit geraumer Zeit warte, sind Nachrichten zu Vertragsverlängerungen. Seit Jacobsen im November einen neuen Vertrag unterschrieben hat, wurde keine weitere Verlängerung verkündet, obwohl die Kontrakte einiger Spieler im Sommer enden, z. B. Goppel, Gürleyen, Hollerbach, um nur die drei aktuell wichtigsten zu nennen. Hoffen wir mal auf baldige gute Nachrichten.
Nachdem wir mit Akoto gerade schon bei Ex-Spielern waren, können wir ja auch mal schauen, was Gustaf Nilsson so treibt. Der ist nämlich mit seinem neuen Verein gut ins neue Jahr gestartet: vor zwei Wochen traf er im Pokal und letzte Woche innerhalb weniger Tage in zwei aufeinanderfolgenden Ligaspielen. Das waren auch seine drei ersten Startelfeinsätze überhaupt für Union Saint-Gilloise. Zu Saisonbeginn war er ja erstmal verletzt ausgefallen und in der Folge nur zu Einwechslungen gekommen. Wenn er nun jedesmal trifft, wenn er von Beginn an spielt, dürfte er einen Stammplatz sicher haben.
Schon deutlich länger liegt die Wehener Zeit von Dominik Stroh-Engel zurück, der auch mit 37 Jahren noch aktiv ist und für den FC Memmingen in der Bayernliga trifft.
Zum Abschluss noch zwei Meldungen vom DFB:
- Einen Videoassistenten wird es in der 3. Liga in absehbarer Zeit nicht geben, wohl aber einen vierten Offiziellen, wahrscheinlich schon ab der nächsten Saison.
- Der Saisonreport 2021/22 wurde veröffentlicht und enthält wieder jede Menge Zahlen zu diversen Themenfeldern. Sehr auffällig ist, dass der SVWW in der Rubrik „Beitragsdauer im Free-TV“ abgeschlagenes Schlusslicht ist, während der Verein in den Rubriken „Online“ und „Print“ im Mittelfeld oder sogar im oberen Bereich zu finden ist. Diese Diskrepanz könnte natürlich damit zusammenhängen, dass der Hessische Rundfunk als einzige ARD-Anstalt überhaupt keine Livespiele der 3. Liga überträgt. Okay, als „Eintracht-TV“ ist man wahrscheinlich bereits ausgelastet.
Was, wann, wo: 3. Liga, 20. Spieltag, Sonntag, 29. Januar, 14:00 Uhr, auswärts bei Borussia Dortmund II
Der Gegner: Die U23 des Dortmunder Bundesligisten steht aktuell mit 18 Punkten auf Platz 16 und hätte damit das Ziel erreicht: in der Liga bleiben und möglichst vielen Nachwuchstalenten Spielzeit im Profibereich ermöglichen. Mit bisher 33 eingesetzten Spielern belegt man nach der Zweitvertretung des SC Freiburg den zweiten Platz in dieser Kategorie – der SVWW hingegen wird mit 24 einsetzten Spielern nur noch von Osnabrück, Elversberg und Halle (jeweils 23) unterboten. Die meisten Einsätze verzeichnete der uns wohlbekannte Niki Dams als erfahrener Anführer der Jungspunde. Ins neue Jahr ist der BVB mit zwei Niederlagen gestartet und auch vor der Winterpause verlor man dreimal – der letzte Punktgewinn stammt von Ende Oktober (1:0 gegen Verl). Vor allem in der Offensive drückt der Schuh, 15 erzielte Tore sind die zweitwenigsten nach Bayreuth. Das letzte Spiel gegen Osnabrück sollte eigentlich am Samstag in Wuppertal stattfinden, fiel aber witterungsbedingt aus und wurde am Dienstag im Westfalenstadion nachgeholt (1:2).
Das Spiel in der Hinrunde: Obwohl sich Gustaf Nilsson in seinem letzten Spiel für den SVWW mit einem kuriosen Tor zum 1:0 verabschiedete, reichte es am Ende nur zu einem 1:1.
Der Direktvergleich spricht für den SVWW, von bisher elf Begegnungen gewann man sechs und verlor nur einmal.
Personelles: Fechner hat gegen Halle seine fünfte gelbe Karte gesehen und ist somit gesperrt.
Aufstellungstipp: Lyska – Mockenhaupt, Reinthaler, Gürleyen – Goppel, Jacobsen, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz – Hollerbach, Prtajin
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 4 stehen.
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Beitragsbild: Arne Müseler
Tolle Berichte – finde ich super – bin schon gespannt auf den nächsten Beitrag 🙂