Die Wehenschau (KW 50/2023)

Vor ein paar Wochen hatte ich an dieser Stelle noch die Hoffnung geäußert, dass die Mannschaft auch nach dem Erreichen des Zwischenziels (20 Punkte bis zur Winterpause) weiter Gas gibt wie zuvor und noch ein paar Bonuspunkte bis Weihnachten sammelt. Nach den letzten drei Spielen muss man festhalten, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat. Besonders enttäuschend ist, dass der Trend deutlich nach unten geht. In Fürth: starker Gegner, aber dennoch einige Torchancen gehabt, ein Punkt wäre drin gewesen. In Kiel: starker Gegner und keine Chance, bis Kiel beim Stand von 3:0 zwei Gänge zurückgeschaltet hat. Am Ende noch ein kurioser Endspurt, aber ein Punktgewinn hätte das Prädikat „extra Dusel“ verliehen bekommen. Gegen Braunschweig: trotz eigener Führung den Gegner aufgebaut und auf taktische Veränderung in der zweiten Halbzeit keine Antwort gehabt. Klar, für einige Spieler war es ein langes, anstrengendes Jahr, für die meisten mindestens ein intensives Halbjahr. Dennoch kann man doch nicht einfach versuchen, mit nur einer ordentlichen Halbzeit pro Spiel irgendwie bis zum Urlaub durchzukommen. Dazu kommt, dass die Rotation gegen Braunschweig ähnlich schief ging wie im September gegen Elversberg. Vor dieser Gemengelage steht nun also die Partie am Hamburger Millerntor an, wo man auf den bisher ungeschlagenen Tabellenführer FC St. Pauli triff. Ja, im Fußball ist immer alles möglich, aber gerade fehlt mir die Fantasie, wie der SV Wehen Wiesbaden dort was Zählbares mitnehmen soll.

An mangelnder Unterstützung durch die eigenen Fans wird es jedenfalls nicht scheitern, denn über 900 Karten für den Gästebereich wurden verkauft. Das ist für unsere Verhältnisse eine außerordentlich gute Zahl, insbesondere wenn man die lange Anreise und die ungemütliche Jahreszeit in Betracht zieht. Vor vier Jahren fand diese Begegnung am selben Wochenende statt, das Wetter war lausig, im Gästeblock waren etwa 400 Wehener.

Zur Vorbereitung auf das Spiel waren Micha und Gunnar zu Gast im MillernTon-Podcast. Für Wehen-Fans gibt’s eher nichts Neues, aber wenn Ihr mögt, hört natürlich gerne mal rein.

Apropos Podcast, in der letzten NEL-Folge haben wir eine Rückrunden-Dauerkarte ausgelobt. Wie Ihr an der Verlosung teilnehmen könnt, hört Ihr in der Folge. Die Teilnahme ist noch bis Sonntagabend möglich. Wer selbst schon versorgt ist, kann die Karte natürlich auch verschenken, ist ja bald Weihnachen.

Ein anderes hervorragendes Geschenk ist natürlich dieses Buch. Und wer auf Ugly Christmas Sweater steht, wird beispielsweise hier fündig.


Rund um die Brita-Arena geht es weiterhin voran. Nicht unbedingt beim Thema „Verschieben der Südtribüne“ Richtung Helmut-Schön-Sportpark, denn ob der zuletzt im Sportausschuss präsentierte Vorschlag Anklang findet und vor allem finanzierbar ist, ist höchst fraglich. Die Idee, die in einer Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde, ist nämlich, quasi den Helmut-Schön-Sportpark ebenfalls zu verschieben. Immerhin kann man der DFL berichten, dass das Thema weiterhin bearbeitet wird.

Auf der Nordseite gibt es hingegen etwas Handfestes. Das Fanprojekt hat dort nämlich einen Container (außerhalb der Stadionumzäunung) platzieren dürfen, der fortan als Fantreff dienen soll.

Im Stadioninnenraum wird es im Sommer etwas neues, allerdings kaum Sichtbares geben. Den Videoassistenten gibt es schon ja seit Jahren in der 2. Bundesliga und ab der nächsten Saison wird auch die Torlinientechnik zum Einsatz kommen, die bisher nur in der ersten Liga, in der Relegation und teilweise im DFB-Pokal eingesetzt wurde.


Zum Abschluss der Blick auf Ehemalige:

  • Benedict Hollerbach hatte beim 3:1 von Union Berlin gegen Borussia Mönchengladbach seinen zweiten Startelfeinsatz, erzielte sein erstes Bundesligator (und hätte beinahe kurz danach ein zweites folgen lassen) und war Spieler des Spiels. Neuer Trainer, erster Sieg seit August – vielleicht nicht nur für Union, sondern auch für Hollerbach die Wende zum Guten.
  • Aziz Bouhaddouz, seit Saisonbeginn zurück bei seinem Heimatverein FSV Frankfurt, beendet seine aktive Karriere.
  • Sportdirektor Christian Hock (sowie die Spieler Lucas Becker und Maik Vetter) haben es bei Kickers Offenbach gerade nicht leicht. Nur Platz 8 und deutlich näher an den Abstiegsrängen als am Aufstiegsplatz, sinkende Zuschauerzahlen, da muss im Winter was passieren.
  • Hocks ehemaliger Spieler und Nachfolger auf der Trainerbank, Sandro Schwarz, wird Trainer der New York Red Bulls.

Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 17. Spieltag, Sonntag, 17. Dezember, 13:30 Uhr, auswärts beim FC St. Pauli

Der Gegner: Vor ziemlich genau einem Jahr wurde Fabian Hürzeler vom Co- zum Cheftrainer befördert und seitdem hat der FC St. Pauli eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Mit 13 Siegen, zwei Unentschieden und nur zwei Niederlagen führte er seine Mannschaft in der Rückrunde der letzten Saison von Platz 15 auf Platz 5. In dieser Saison ist man noch komplett ungeschlagen (acht Siege, acht Unentschieden), steht an der Tabellenspitze und im DFB-Pokal im Viertelfinale. Am letzten Wochenende tat man sich in Osnabrück beim Tabellenletzten allerdings etwas schwer und musste in der Schlussphase noch den Ausgleich hinnehmen. Die meisten Tore haben Marcel Hartel (7) und Johannes Eggestein (6) erzielt, nur 14 Gegentore sind Ligabestwert. Ehemalige Wehener sind nicht mehr im Kader, nachdem in den letzten Jahren mit Kyereh, Dittgen und Medic gleich drei Spieler vom SVWW nach Hamburg wechselten.

Der Direktvergleich ist nach insgesamt sieben Begegnungen (sechsmal 2. Bundesliga, einmal DFB-Pokal) ausgeglichen, beide Vereine zählen drei Siege, einmal gab es ein Unentschieden. In Hamburg hat der SVWW noch nicht gewonnen, beim letzten Gastspiel am Millerntor verlor man 1:3 – dafür revanchierte man sich im Rückspiel mit der großen Tietz-Show und gewann 5:3.

Personelles: Die zuletzt fehlenden Taffertshofer, Reinthaler, Mathisen, Bennetts und Günther werden auch am Sonntag nicht zur Verfügung stehen. Lee und Jonjic konnten zwischenzeitlich wegen eines Infekts nicht trainieren und sind entsprechend fraglich. Das Fehlen von Abwehrchef Mathisen und dem wichtigsten Kreativspieler Lee sind natürlich erhebliche Schwächungen.

Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Carstens, Vukotic – Mockenhaupt, Jacobsen, Heußer, Rieble – Goppel, Bätzner – Prtajin

Nach dem Spiel wird der SVWW irgendwo zwischen Platz 6 und 15 stehen und somit über dem ominösen Strich überwintern.