Die Wehenschau (KW 20/2024)

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag ist für den SV Wehen Wiesbaden nicht leicht, aber wenigstens klar. Gewinnt man die Partie gegen den FC St. Pauli, hat man per Relegation noch die Chance auf den Klassenverbleib. Gewinnt der SVWW nicht, aber gewinnt gleichzeitig Hansa Rostock gegen den SC Paderborn, fällt man auf Platz 17 zurück und steigt direkt ab.

Soweit ganz einfach. Angesichts der Ergebnisse der letzten Wochen von Wehen und Hansa wäre eher zu erwarten, dass beide nicht gewinnen (was uns ja reichen würde), aber am letzten Spieltag passieren schon mal merkwürdige Dinge. Inwiefern können die Mannschaften den Druck in eine besonders gute Leistung verwandeln oder gehen bei manchen die Nerven durch? Was machen die jeweiligen Gegner? Für Paderborn geht es nur noch darum, ob man die Saison als 7., 8. oder 9. abschließt – was aber immerhin mit unterschiedlichen Anteilen aus dem Fernsehgeld in der nächsten Saison einhergeht. Der Unterschied zwischen Platz 7 und 9 soll etwa 800.000 Euro betragen, weshalb mindestens die Vereinsführung stark an einem guten Ergebnis in Rostock interessiert sein dürfte. Für St. Pauli gilt das sogar noch in größerem Ausmaß, denn der Unterschied zwischen erstem und zweiten Platz beträgt in der Vergütung rund 2 Millionen Euro. Was für viele noch wichtiger sein dürfte, wäre die Saison mit dem Titel des Zweitligameisters zu krönen und sich die „Radkappe“ in den Trophäenschrank stellen zu dürfen. Andererseits will man nicht unbedingt Hansa Rostock helfen, denen man seit Jahrzehnten in inniger Abneigung verbunden ist, sodass zumindest für die meisten FCSP-Fans die Ideallösung am Sonntag wäre, wenn St. Pauli verliert und gleichzeitig auch Kiel verliert, sodass man dennoch Meister wird.

Die Meisterschale wird übrigens nicht in der Brita-Arena sein und auch im Falle des Titelgewinns wird es nach dem Spiel keine offizielle Ehrung durch die DFL geben. Das würde einen Tag später in Hamburg stattfinden. Sollte Kiel in Hannover Meister werden, würde dort jedoch die Schale direkt im Stadion feierlich übergeben werden. Vermutlich möchte die DFL vermeiden, dass man den SVWW, der dann ja möglicherweise gerade abgestiegen ist, und seine Fans im eigenen Stadion zu sehr düpiert.

Die Brita-Arena ist jedenfalls nochmal ausverkauft, wobei vermutlich die Hälfte der Zuschauenden aus Hamburg anreist, u. a. mit einem Sonderzug. Die Handynetze werden möglicherweise zeitweise überlastet sein, wenn tausende nervöse Fans ständig die Spielstände in Rostock und Hannover verfolgen wollen.


Die Lage haben wir sowohl in der aktuellen „Niemals Erste Liga“-Folge als auch im „Vor dem Spiel“-Gespräch der Kollegen vom MillernTon besprochen. Hört gerne mal rein.


Einer der wenigen aus dem aktuellen Wehener Kader, der jetzt schon weiß, dass er auch in der nächsten Saison (mindestens) in der 2. Bundesliga spielt, ist Robin Heußer. Sein Vertrag läuft bekanntlich aus und ständig gibt es neue Interessenten, zuletzt wurden Eintracht Braunschweig, Hertha BSC und der 1. FC Heidenheim gerüchtet. Vielleicht hat der SVWW im Falle des Klassenerhalts ja noch eine Chance, Heußer zu halten.


Vor der nächsten Saison steht natürlich noch die Europameisterschaft ins Haus. Dass Robert Andrich in den DFB-Kader berufen wurde, kam nicht mehr überraschend, freut uns aber dennoch für ihn. Vorher hat er aber mit Bayer Leverkusen nach der gewonnenen Meisterschaft noch die Chance auf DFB-Pokal und Europa League.

Apropos Europameisterschaft: Bei tipp.one gibt es ein Charity-Tippspiel, in dem Spenden für
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Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 34. Spieltag, Sonntag, 19. Mai, 15:30 Uhr, zuhause gegen den FC St. Pauli

Der Gegner: Dass dem FC St. Pauli in dieser Spielzeit nach 13 Jahren in der 2. Bundesliga endlich der Aufstieg gelingen könnte, hatte sich schon in der Rückrunde der letzten Saison angekündigt. Seit Fabian Hürzeler vor anderthalb Jahren vom Co- zum Cheftrainer befördert wurde, ging es steil bergauf und man hat die aktuelle Saison größtenteils an der Tabellenspitze verbracht. In den letzten Wochen gab es zwar noch etwas Gerangel mit Holstein Kiel um die Spitzenposition, aber letztlich haben beide Vereine seit dem vergangenen Spieltag den Aufstieg sicher. Selbstverständlich wurde das in Hamburg entsprechend gefeiert und wir hoffen mal, dass die Mannschaft – Meisterschaftsambitionen hin oder her – nicht mehr bei 100% ihrer Leistungsfähigkeit ist.

Das Spiel in der Hinrunde endete mit einem aus SVWW-Sicht ziemlich glücklichen 1:1.

Der Direktvergleich ist erstaunlicherweise absolut ausgeglichen: von bisher acht Begegnungen (7x 2. Bundesliga, 1x DFB-Pokal) gewannen beide Vereine jeweils drei und zweimal trennte man sich Unentschieden. Zuhause hat der SVWW die letzten drei Aufeinandertreffen für sich entschieden, nur das allererste Heimspiel gegen St. Pauli 2008 ging verloren.

Personelles: Jacobsen fällt mit einer Muskelverletzung für den Rest der Saison aus. Für ihn wird Fechner spielen, das verriet Döring schon vorab in der Spieltags-PK (ist aber auch die naheliegende Wahl). Carstens und Günther stehen wieder zur Verfügung, wobei insbesondere Günthers Rückkehr auf die linke Außenbahn für eine Belebung sorgen könnte. Mal schauen, ob er von Anfang an spielen wird oder erst später eingewechselt wird.

Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Mathisen, Vukotic – Mockenhaupt, Fechner, Heußer, Goppel – Lee – Prtajin, Agrafiotis

Nach dem Spiel wird sich der SVWW in die Relegation gerettet haben oder in die 3. Liga abgestiegen sein.