Die Wehenschau (KW 31/2022)

Am ersten Spieltag hatte er noch getroffen, kurz danach war Gustaf Nilsson dann weg. Der Schwede ist zum belgischen Erstligisten Royale Union Saint-Gilloise gewechselt, was zunächst mal nicht sehr aufregend klingt, aber als Vizemeister spielt er mindestens Europa League, wenn nicht sogar Champions League. Das Hinspiel der 3. Qualifikationsrunde gewann Saint-Gilloise mit 2:0 gegen die Glasgow Rangers, Nilsson stand dabei jedoch noch nicht im Kader. Sollte man sich gegen die Rangers durchsetzen, träfe man auf den Sieger aus AS Monaco gegen PSV Eindhoven (Hinspiel 1:1). Auf jeden Fall hat Nilsson es mit seinem neuen Team mit großen Namen des europäischen Fußballs zu tun. Als Ablöse nannte der kicker einen Betrag „im unteren siebenstelligen Bereich“, also mindestens eine Million Euro, was für den SV Wehen Wiesbaden einen neuen Rekord darstellt. Der bisher teuerste Verkauf war Manuel Schäffler für angeblich 700.000 Euro. Durchaus möglich, dass es noch einen Bonus im Falle einer erfolgreichen CL-Qualifikation gibt, und/oder eine Beteiligung an einem eventuellen Weiterverkauf. Schließlich hat Saint-Gilloise erst kürzlich Deniz Undav für 7 Millionen Euro in die Premier League verkauft, den man zwei Jahre zuvor vom SV Meppen aus der 3. Liga geholt hatte.

Finanziell klingt das also ganz hervorragend und ich gebe zu, dass ich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass es noch zu so einem (für SVWW-Verhältnisse) großen Transfer kommt. Die erfreuliche Entwicklung, dass Spieler sich beim SVWW für höhere Aufgaben empfehlen und dabei auch ordentliche Ablösesummen erzielt werden, setzt sich also fort. Ein anderer Fall, nämlich Jakov Medic, der im Vorjahr für etwa 500.000 Euro zum FC St. Pauli ging, könnte schon bald den Sprung in die erste Bundesliga schaffen. Der VfB Stuttgart ist bereit, zwei Millionen zu bezahlen, St. Pauli will ihn aber nicht hergeben und fordert mindestens fünf, möglicherweise einigt man sich irgendwo in der Mitte. Auch hier wäre zu hoffen, dass ein paar Prozent des Weiterverkaufserlös an den SVWW fließen (aber ich habe natürlich keine Ahnung, ob sowas tatsächlich vereinbart wurde).

Zurück zu Nilsson bzw. der Lücke, die er beim SVWW hinterlässt. Obwohl er nur anderthalb Saisons da war und zudem noch einige Spiele wegen Verletzungen verpasst hat, wiegt sein Abgang sportlich natürlich schwer, war er doch der Fixpunkt im Sturmzentrum. Nach dem (deutlich leichter zu verschmerzenden) Abgang von Petar Sliskovic gab es einige Tage lang keinen einzigen richtigen Mittelstürmer im Kader. Einen ersten Schritt zur Abhilfe hat man mittlerweile mit der Rückkehr von John Iredale gemacht. Der Australier, der bereits letzte Saison vom SC Paderborn ausgeliehen war und in seinen wenigen Einsätzen immerhin dreimal traf, wurde nun fest verpflichtet und mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass er für eine zweistellige Anzahl Tore gut ist, wenn er regelmäßig spielen darf, aber es ist kein Geheimnis, dass man noch einen weiteren Stürmer sucht. Idealerweise einen mit etwas mehr „Torgarantie“, wobei das – auch wenn man einen Teil der Nilsson-Ablöse reinvestieren kann – nicht so leicht sein wird. Solche Spieler sind natürlich immer gefragt und nachdem beispielsweise 1860 München nun längere Zeit auf den Torschützenkönig der Vorsaison, Marcel Bär, verzichten muss, sind auch direkte Konkurrenten auf der Suche. Ich hätte an dieser Stelle ja gerne eine Rückholaktion von Maurice Malone ins Spiel gebracht, aber nachdem er gerade für seinen FC Augsburg in der ersten DFB-Pokalrunde getroffen hat, klingt das nicht sehr realistisch. Lassen wir uns also überraschen, wen Paul Fernie aus dem Hut zaubert. Bei der Spielersuche übrigens nicht mehr unterstützen wird dabei Stefan Aigner, der seinen Job als Live-Scout beim SVWW aufgegeben hat.


Am vergangenen Wochenende fand die erste Runde des DFB-Pokals statt, an dem der SVWW in dieser Saison bekanntlich leider nicht teilnimmt. Um im Rhythmus zu bleiben, gab es ein Testspiel auf dem Halberg gegen den FSV Frankfurt, das 6:1 ausging.

Die U17 hat unterdessen beim Capelli Sport Cup in Dänemark teilgenommen und das Turnier sogar gewonnen.

Damit weiterhin in die Nachwuchsteams investiert wird, gibt es auch vom DFB Geld und zwar im Fall des SV Wehen gut 190.000 Euro aus dem Nachwuchsfördertopf.

In der Brita-Arena wurden die Kiosk-Preise erhöht. Das ist in Zeiten allgemeiner Preissteigerungen nicht ungewöhnlich, aber 5€ für einen 0,5-Liter-Becher Bier ist dann doch recht happig – damit würde man sogar in der ersten Liga einen „Spitzenplatz“ einnehmen. Anscheinend ist da aber noch nicht das letzte Wort gesprochen, wie im „Club-Fan-Dialog“ erklärt wurde. Weitere Infos zu dieser Veranstaltung liefert Leser T., vielen Dank dafür!


Zum Abschluss noch ein paar Meldung von Ehemaligen:

  • Für Luca Schnellbacher läuft es gerade ganz hervorragend. Mit der SV Elversberg in die 3. Liga aufgestiegen, am ersten Spieltag gleich mal beim Mitaufsteiger Essen 5:1 gewonnen und dann auch noch Bayer Leverkusen (mit Robert Andrich) aus dem Pokal geworfen. Kein Wunder, dass Luca gerade sehr gefragt ist – hier Interviews bei liga3-online und bei dfb.de.
  • Gar nicht gut läuft es hingegen für Benny Hübner, er ist schon wieder verletzt.

Was, wann, wo: 3. Liga, 2. Spieltag, Samstag, 6. August, 14:00 Uhr, auswärts bei Viktoria Köln

Der Gegner: Die Kölner sind mit einer 1:3-Niederlage in Mannheim in die Saison gestartet. Kevin Lankford kam direkt für seinen neuen Verein zum Einsatz, Jeremias Lorch war nicht im Kader. Das Saisonhighlight wartet Ende August auf die Viktoria, wenn der FC Bayern München zur ersten DFB-Pokalrunde nach Köln kommt.

Die letzten Begegnungen: 1:1 in Wiesbaden, 1:2 in Köln.

Der Direktvergleich ist ausgeglichen, in vier Partien gab es zwei Unentschieden und jeweils einen Sieg.

Personelles: Die zuletzt angeschlagenen Froese und Reinthaler sind wieder einsatzbereit und auch Najar trainiert mittlerweile mit der Mannschaft. Kempe, Lyska und Bauer fehlen verletzt. Mockenhaupt hatte vor ein paar Wochen einen Fahrradunfall, weshalb er letzte Woche auch nur einen Kurzeinsatz hatte.

Aufstellungstipp: Stritzel – Gürleyen, Carstens, Mrowca – Goppel, Jacobsen, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz, Brumme – Iredale