Die Wehenschau (KW 46/2020)
Das ursprünglich für diese Woche angesetzte Hessenpokalspiel in Zeilsheim wurde ja bekanntlich abgesagt, sodass der SV Wehen Wiesbaden eine komplette Trainingswoche zur Verfügung hat. Die Absage ist jedoch nicht nur gut, um an den jüngsten Problemen in der Defensive zu arbeiten, sondern erspart Rüdiger Rehm auch die Verlegenheit, seine erste Elf mehrmals pro Woche spielen lassen zu müssen – viel Personal zum Rotieren ist nämlich gar nicht mehr übrig:
- Benedikt Röcker, der schon seit Saisonbeginn wegen Problemen an der Patellasehne ausfällt, wurde erneut untersucht. Dabei wurde auch ein Knorpelschaden entdeckt, was meistens eine recht langwierige Sache ist. Es ist zu befürchten, dass wir Röcker in dieser Saison bzw. (angesichts seines Vertragsendes im Juni) überhaupt nicht mehr im SVWW-Trikot sehen werden.
- Johannes Wurtz, der es nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in Magdeburg in den letzten beiden Spielen „knapp nicht in den Kader“ geschafft hatte, musste operiert werden und fällt rund zehn Wochen aus. Damit wären wie bei Ende Januar oder Anfang Februar, bis er wieder einsatzfähig ist, wobei es dann erfahrungsgemäß nochmal dauert, bis ein Spieler auch wieder bei den berühmten „100%“ ist. Wir werden also weit in der Rückrunde sein, bis Wurtz wieder ein Faktor im Spiel des SVWW sein kann.
- Tim Walbrecht wird sogar noch länger fehlen, nämlich „mindestens drei Monate“. Der junge Leihspieler könnte im schlimmsten Fall bei seinen drei Kurzeinsätzen bleiben, bevor er im Sommer nach Hannover zurückkehrt.
- Zu Sebastian Mrowcas Knieverletzung hat man bis heute keine Details vernommen, auch er fehlt nach OP auf unbestimmte Zeit.
- Stefan Aigner wurde ebenfalls operiert, soll aber „noch dieses Jahr“ wieder spielen können.
- Zu Marc Lais, der in Ingolstadt verletzt ausgewechselt wurde, gibt es noch keine Neuigkeiten. Das bedeutet erfahrungsgemäß aber noch lange nicht, dass er am Samstag wieder spielen kann.
Der ohnehin nicht sehr breite Kader wurde also unfreiwillig nochmal tüchtig ausgedünnt. Tribünenplätze werden in nächster Zeit wohl kaum verteilt werden, denn jeder, der laufen kann, wird automatisch im Spieltagskader sein. Wenn jetzt noch Sperren oder Corona-Infektionen dazu kommen, braucht Rehm sich nicht mal mehr über die Aufstellung Gedanken machen. Man müsste eigentlich darauf hoffen, dass die Saison eine Weile unterbrochen wird (was angesichts der Pandemielage gar nicht mal so unrealistisch ist), denn um die Aufstiegsplätze wird man so sicher nicht mitspielen können. In meiner persönlichen Erwartungshaltung bin ich wieder da angekommen, wo ich vor der Saison schon war: Hauptsache, nicht in den Abstiegskampf reinrutschen. Die Verantwortlichen um Christian Hock werden sicherlich schon auf der Suche nach Verstärkungen für die Rückrunde sein.
Am vergangenen Sonntag wurde endlich die 2. DFB-Pokalrunde ausgelost. Der SVWW empfängt kurz vor Weihnachten (am 22. oder 23. Dezember) den Zweitligisten Jahn Regensburg, was in der momentanen Situation ein ganz gutes Los ist. Üblicherweise wünscht man sich ja entweder einen großen Namen, der das Stadion füllt, oder einen schlagbaren Gegner. Das Stadion zu füllen ist aus bekannten Gründen ohnehin nicht möglich, denn wenn überhaupt dürfen sicher wieder nur ein begrenzte Anzahl Zuschauer ins Stadion. Was das Thema „Schlagbarkeit“ angeht, ist Regensburg zumindest eher geeignet als ein Erstligist, auch wenn wir in der letzten Zweitligasaison keine guten Erfahrungen mit dem Jahn gemacht haben. Erinnert alles ein bisschen an die Erstrundenpartie gegen Heidenheim – vielleicht schafft es der SVWW ja mal wieder ins Achtelfinale, das letzte Mal ist schon zwölf Jahre her. Auch die Kollegen vom Jahn-Regensburg-Podcast 1889.fm sind mit dem Los zufrieden (ab 41:26).
Wer die Brita-Arena vermisst, kann sich immerhin dieses kleine Drohnen-Video anschauen. Außerdem gibt es ein Zeitraffer-Video, auf dem man sieht, wie der Stadionumlauf gepflastert wird. Man begeistert sich in diesen Zeiten ja schon an kleinen Dingen. (Aber wann geht’s denn jetzt mit dem Dach der Westtribüne weiter?)
Ex-SVWW-Trainer Gino Lettieri ist zurück in der 3. Liga, er übernimmt zum zweiten Mal den MSV Duisburg. Lettieri ist auch eins von vielen Themen im Podcast-Interview mit Sven Schimmel – schon angehört?
Was, wann, wo: 3. Liga, 10. Spieltag, Samstag, 14. November, 14:00 Uhr, zuhause gegen den FSV Zwickau
Der Gegner: Beim FSV Zwickau wechseln sich seit dem Aufstieg 2016 gute und schlechte Jahre ab. Letzte Saison schaffte man so gerade eben den Klassenerhalt aufgrund der um ein Tor besseren Tordifferenz als der Chemnitzer FC. Dementsprechend zählt die Mannschaft von Trainer Joe Enochs heuer eher nicht zu den Aufstiegsfavoriten, aber vielleicht ist ja nun auch wieder eine überraschend gute Saison an der Reihe? In der laufenden Saison sind die Ergebnisse bisher wechselhaft und aktuell stehen die Sachsen mit 10 Punkten auf Platz 13, also zwei Punkte hinter dem SVWW, aber auch mit einem Spiel Rückstand. Drei der bisher zehn erzielten Tore steuerte SVWW-Legende Ronny König bei.
Direktvergleich beim kicker. Die Gesamtbilanz spricht klar für den SVWW, aber die letzten beiden Partien in der vorletzten Drittligasaison konnte man nicht gewinnen. Beim 1:2 im letzten Aufeinandertreffen erzielte König beide Tore für Zwickau.
Personelles: Wie oben schon beschrieben, stellt sich die Mannschaft fast von selbst auf. Nach Niemeyers eher durchwachsenem Auftritt in Ingolstadt liegt die Hoffnung darauf, dass Kempe wieder spielen kann. Sollte Lais ausfallen, wird es im Zentrum schon ziemlich dünn, vielleicht müsste Medic dann wie zu Saisonbeginn auf die Doppelsechs neben Chato rücken.
Aufstellungstipp: Boss – Kuhn, Mockenhaupt, Carstens, Kempe – Medic, Chato – Hollerbach, Korte, Malone – Tietz
Nach dem Spiel wird der SVWW zwischen Platz 5 und 14 stehen.
Außerdem: Die Mitgliederversammlung des SV Wehen Taunusstein, die sonst immer Ende November stattfindet, wurde auf das kommende Frühjahr verschoben. Das Präsidium bleibt erstmal unverändert im Amt, auch Thomas Pröckl bleibt dem Verein somit als Vizepräsident noch etwas länger erhalten.